Vom 7.- 9. August wird es heiß in Sofia. Dabei werden Temperaturen von bis zu 180° erwartet. Der Grund dafür ist jedoch keine Laune des Sommers sondern das Festival für klassische und zeitgenössische Kammermusik – 180°. Im Rahmen der ersten Ausgabe werden die Hauptstädter und Liebhaber dieses Genres in den Genuss von drei Multimedia-Events kommen. Präsentiert wird eine Mischung aus verschiedenen Stilarten der klassischen Kammermusik – angefangen vom barocken Stil bis hin zur zeitgenössischen Kammermusik. Das originelle Event verdanken wir den Brüdern Stefan (Violoncello) und Alexandar Hadschiew (Fagott). Beide wollen dieses Genre in einem neuen, anderen und abstrakteren Licht präsentieren. Ihnen schließen sich weitere junge und sehr talentierte bulgarische Musikanten an, die im Ausland leben.
„Meine Idee für dieses Festival war mit verschiedenen zeitgenössischen Künsten verbunden, wobei ich Video, modernen Tanz und Musik auf eine alternative und moderne Weise einbeziehe“, erzählt Alexandar, dessen Wirkungskreis seit Jahren mit der Stadt Frankfurt verbunden ist. „Der Vorschlag, ein solches Festival zu veranstalten, stammt jedoch von meinem Bruder Stefan Hadschiew. Ich nahm die Herausforderung an, doch nur unter der Bedingung, dass wir neben der klassischen auch zeitgenössische Kammermusik einbeziehen. Der Organisation dieses Events schloss sich zudem die Bratschistin Elitza Bogdanowa an. Meiner Ansicht nach sind Elitza und ich ein gutes Team. Gemeinsam beschlossen wir, das Festival 180° zu nennen, d.h., wir wollen die Vorstellungen des Publikums von diesem Genre um 180° wenden. Mehrere Monate lang haben wir mit Elitza das Programm zusammengestellt. Da jedes Konzert mit einem konkreten Thema verbunden ist, war es ziemlich schwierig, das entsprechende Werk mit den restlichen Künsten – Video, Tanz und Elektrosound – und entsprechend mit den Künstlern zu kombinieren.“
„Das Festival umfasst drei Events und einen Workshop“, erzählt Alexandar Hadschiew weiter. „Für die Konzerte haben wir Bühnen gewählt, die eigentlich für die klassische Musik untypisch sind. Das erste Konzert am 7. August findet in der Kirche ‚Dr. Long‘ statt. Das Thema dieses Konzerts ist mit der impressionistischen Klaviersuite zu vier Händen ‚Meine Mutter, die Gans‘ von Maurice Ravel verbunden. In verschiedenen Teilen des Werks werden die Geschichten von Märchenhelden erzählt. Das Interessante dabei ist, das wir dafür einen Erzähler haben – den Schauspieler Kamen Marin. Er wird das Märchen auf eine gegenwartsrealistische Weise präsentieren. Ebenfalls am 7. August findet unter Leitung von Nikolaj Tabakow im Stadtpark Kristall ein Workshop statt. In diesem sollen Designerlampen als Dekor für das Konzert gefertigt werden.“
Für Alexandar Hadschiew sind Experimente in der klassischen Musik nichts Neues. Er studierte in Essen und entwickelte sich in der Schule der weltberühmten Pina Bausch – „Pina Bausch Theatre“ zu einem Künstler-Innovator. Dort lernte er viele talentierte Tänzer kennen, die weltweit Karriere machen. Alex hat die Idee, mit jedem von ihm ausgewählten Balletttänzer ein Video zu drehen, und zwar zu einem Werk, das von den Musikern auf dem entsprechenden Konzerten gespielt wird. U.a. von Wenetta Nejnska (Piano), Lili Bogdanowa (Piano), Sara Smith (Klarinette), Alexandar Hadschiew (Fagott), Agata Darashkaite (Geige), Greta Mutlu (Geige), Gergana Petrowa (Geige), Elitza Bogdanowa (Bratsche), Peteris Sokolovskis (Violoncello). Diese Performance findet am 8. August – am zweiten Festivaltag in den Showroom-Hallen „Sklada“ – einem Ort für innovative Ideen statt.
Am 9. August zieht das Festival „180°“ in die „Fabrik 126“. Am dritten und letzten Festivalabend wird der alternativste Teil des Programms gezeigt. Hier sollen die Gäste in den Genuss eines Experiments kommen, das die akustische und elektronische Kunst verbindet. Zu diesem Zweck hat Alexandar einen seiner Kollegen vom Ensemble Modern eingeladen – den Klangregisseur Dominik Kleinknecht. Er und die anderen werden ein Werk des norwegischen Komponisten Ake Parmerud aufführen. Dabei ertönt die elektroakustische Musik aus fünf Klangkanälen. Ein zusätzlicher Akzent zum Klangbild ist die italienische Tänzerin Sarah Bitzoka. Zum Abschluss des Festivals „180°“ erklingt eine Improvisation von und mit Alexandar Hadschiew.
Weitere Informationen zum Event erhalten Sie unter www.180-degrees.org.
Übersetzung: Christine Christov
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