Der Mangel an ausreichend qualifiziertem Personal und die Schwierigkeit, es zu halten, ist lange vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie und der daraus resultierenden Unsicherheit ein Problem für die bulgarische Wirtschaft. Trotzdem ist das Interesse an Saisonarbeit ungebrochen, wobei die Arbeitnehmer, die sich für diese Arbeitsform entscheiden, vorsichtig sein müssen sowohl bei der Wahl des Arbeitgebers als auch bei der Möglichkeit, bei Bedarf ihre Rechte zu schützen. Von der Korrektheit des Arbeitgebers hängt es ab, ob sie eine Arbeitsversicherung abschließen können und die Überstunden geregelt sind, die während der Saisonarbeit keine Ausnahme sind.
Die Vorzüge der Saisonarbeit sind die Treffen mit vielen unterschiedlichen Menschen, die Emotionen und die Selbständigkeit am neuen Wohnort.
Natürlich gibt es auch eine Reihe von Herausforderungen, gesteht Rajna Angelowa in einem Interview für Radio Widin.
„Von meinen Arbeitgebern habe ich mich immer im Guten getrennt. Wenn man seinen Preis kennt und bereits zu Beginn seine Bedingungen stellt, kann abgeschätzt werden, ob diese konkrete Arbeit den Vorstellungen des Kandidaten entspricht“, sagt Rajna Angelowa.
Eine gängige Praxis bei der Saisonarbeit ist, dass der Arbeitgeber sich nicht an die Vereinbarungen hält, insbesondere was sie Sozialversicherung anbelangt.
„Oft kommt es vor, dass der Arbeitgeber zwar angibt, für seine Angestellten Sozialbeiträge für einen 8-Stunden-Job zu zahlen, dass das aber nicht der Wahrheit entspricht. Am Schwarzen Meer wird im Sommer oft sieben Tage die Woche ohne einen freien Tag gearbeitet. Was dafür aber an Gehalt gezahlt wird, lohnt sich meistens“, erklärt Georgi Danailow, der es dieses Jahr vorgezogen hat, in seiner Heimatstadt zu bleiben. Er teilt nicht die vorherrschende Meinung, dass die jungen Menschen von heute nicht gewohnt sind zu arbeiten und stattdessen die Unterhaltung vorziehen.
„Tatsächlich sind viele der jungen Menschen, die am Meer arbeiten, dort, weil sie sich auch amüsieren wollen. Doch jeder sollte seine Möglichkeiten abschätzen, insbesondere wenn er weiß, dass er nach dem Feiern am nächsten morgen früh zur Arbeit gehen muss.“
Wie sich die Einstellung von Saisonarbeitern während der Sommersaison auf die Wirtschaft auswirken wird, beschäftigt derzeit viele Tourismusunternehmen, die es geschafft haben, den durch die Pandemie verursachten Herausforderungen und Verlusten standzuhalten.
Laut der Präsidentin der Nationalen Vereinigung der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Bulgarien, Eleonora Negulowa, hoffen die Unternehmen, dass es in der Branche wieder aufwärts geht.
„Die Erwartungen sind für einen Umsatz von 50-60 Prozent von vor der Pandemie“, sagt Eleonora Negulowa und betont, dass die kleineren Betriebe sich als flexibler erwiesen haben. Eine große Unsicherheit herrsche bei Hotels, die hauptsächlich mit ausländischen Urlaubern rechnen. Einen Hoffnungsschimmer seien die bulgarischen Touristen, die für ihren Urlaub die bulgarische Schwarzmeerküste vorziehen.
Redaktion: Joan Kolev nach Interviews für Radio Widin
Übersetzung: Georgetta Janewa
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