Eine der Grandes Dames der bulgarischen Schauspielkunst hat nun auch ihr eigens Kinoportrait bekommen. Nach all den Rollen, die sie in zahlreichen Produktionen und Inszenierungen gespielt hat, hat sie alle mögliche Bezeichnungen, wie Naturgewalt, UFO, die Große, etc. zu Recht verdient. Die Dokumentation des Autorenduos Ema Konstantinowa und Georgi Toschew zeigt uns die Schauspielerin ganz privat – offen, verwundbar, weise. Anlass ist ihr 80. Jubiläum. Seine Prämiere hatte der Streifen mit dem Titel „Portrait einer Dame“ im Rahmen des Festivals der bulgarischen Kultur in London und stand ebenfalls auf dem Programm des Festes „Kinomania“ in diesem Herbst in Sofia.
„Tatjana Lolowa ist eine große Schauspielerin, sie hat sowohl in Dramen, als auch in Komödien eine hervorragende Leistung erbracht“, berichtet Georgi Toschew, Regisseur des Films. „Aber meine persönliche Entdeckung während des Drehs war die Tatsache, dass für sie das Alter eine positive Bedeutung hat. Mit der Zeit macht sie eine Retrospektive ihres Lebens, in der sie erneut die positiven Erlebnisse, aber auch die Enttäuschungen neu bewertet. Sie teilt das mit ihrem wunderbaren Mann und ihren Freunden, sowie mit dem Publikum mit. Dafür bin ich ihr sehr dankbar, weil ich seit meinem sechsten Lebensjahr ihr großer Fan bin“.
Der Film wurde in Bulgarien, in London – wo der Ehemann der Schauspielerin eine Ausstellung laufen hat und in Paris, wo ihr Bruder lebt, gedreht. Tatjana Lolowa erzählt ihr Leben mit Humor, aber manchmal auch mit Tränen. Die Emotionen werden dem Publikum weitergegeben, es lacht und weint mit ihr. In ihrer Kindheit soll sie sehr schüchtern gewesen sein, sagt sie. Es sei auch heute noch so, man merke ihr das bloß nicht an. Sie ist der festen Überzeugung, dass man offen gegenüber der Welt sein muss und an das Gute in den Menschen glauben soll. Sehr rührend ist die Erzählung über die Beziehung zu ihrem Bruder, der 10 Jahre junger ist. Sie hat sich sehr um ihn gekümmert und auch heute noch ist ihr Verhältnis sehr eng. Da der Vater früh gestorben ist, wollte die Mutter, dass Tatjana die Schule verlässt und sich um die Familie kümmert. Ihre Lehrer haben aber darauf bestanden, dass sie ihre Ausbildung weiter macht, da sie ihr Talent gesehen haben. Seitdem fühlt sie sich diesen Menschen gegenüber verpflichtet, als Künstlerin zu arbeiten, sagt sie.
Im Film ist auch das Treffen der Schauspielern mit der bekannten bulgarischen Opernsängerin Swetla Wasilewa in Paris festgehalten, wo die Sopranistin gegenwärtig in der Rolle der Madama Butterfly zu sehen ist. Das jüngste Projekt von Lolowa übrigens ist die Rolle einer blinden Opernsängerin im Film „Barter“ von Atanas Kirjakow, der im nächsten Jahr in die Kinos kommen soll.
Übersetzung: Milkana Dehler