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Bulgarien erhält zusätzliche Entschädigungszahlungen für Reaktorstillegung

Nachdem bis Ende 2006 die vier älteren Reaktorblöcke stillgelegt wurden, arbeiten bis heute im AKW Kosloduj zwei Meiler mit einer Leistung von je 1.000 Megawatt.
Foto: Archiv
Die Europäische Union gewährte Bulgarien zusätzliche Entschädigungszahlungen in Höhe von 300 Millionen Euro für die Stilllegung von vier Reaktoren im Kernkraftwerk Kosloduj an der Donau. Die Meiler wurden bis Ende 2006 vom Netz genommen, was als Bedingung für den bulgarischen Beitritt zur Europäischen Union gestellt worden war.

Bulgarien ist nicht das einzigste Land unter den neuen EU-Mitgliedern, das Ausgleichszahlungen für die Stillegung von Kernreaktoren enthält. Ähnliche Fälle gibt es in Litauen und der Slowakei.

Für die Abschaltung der älteren Reaktorblöcke in Bulgarien hatte die Europäische Union anfänglich eine Summe von lediglich 550 Millionen Euro bewilligt, die zwischen 2005 und 2009 ausgezahlt wurde. Diese Entschädigung deckte aber keinesfalls die Verluste, die Bulgarien hinnehmen musste und beantragte zusätzliche Gelder. Im März dieses Jahres stellte der damalige Premierminister Sergej Stanischew offiziell den Antrag dazu. Als Begründung wurde u.a. auch die Tatsache angeführt, dass Bulgarien vom Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine vom letzten Januar und der daraufhin eingetretenen Gaskrise am stärksten betroffen war. Bulgarien ist in einem ausgesprochen hohen Maße von den russischen Energieträgern abhängig.

Der Amtsnachfolger von Stanischew, Bojko Borissow, verlieh der Bitte Nachdruck und das Europäische Parlament gewährte zusätzliche Gelder von insgesamt 300 Millionen Euro. Die erste Rate der zusätzlichen Entschädigung in Höhe von 75 Millionen Euro werde im kommenden Jahr überwiesen werden. Die restlichen Gelder sollen in gleichen Teilen bis 2013 nach Bulgarien kommen. Mit diesen Summen ist die schrittweise Demontage der stillgelegten Reaktoren geplant – es sollen aber auch Mittel zur Erhöhung der Energieeffektivität einfließen.

Die Gelder werden dem internationalen Fonds „Kosloduj“ überwiesen, der von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung geleitet wird. Der Fonds gab die Absicht bekannt, 4,2 Millionen Euro für den Bau einer nationalen Sonderdeponie für radioaktive Abfälle bereitzustellen. Bislang hat der Fonds Projekte im Werte von nahezu 513 Millionen Euro finanziert.

Werfen wir einen Blick zurück in die Geschichte der Nutzung der Kernenergie in Bulgarien. Vor 35 Jahren wurde das Kernkraftwerk „Kosloduj“ an der Donau offiziell seiner Bestimmung übergeben. Bulgarien wurde somit das erste Land Südosteuropas und eines unter den Ersten weltweit, die die Kernspaltung zur friedlichen Zwecken industriell zu nutzen begannen. In all den Jahren bis heute sind uns dank dieses einzigen Kernkraftwerkes 600 Millionen Tonnen Kohlendioxid und eine Million Tonnen Staub erspart geblieben, die bei herkömmlicher Stromgewinnung ausgestoßen worden wären. Nachdem bis Ende 2006 die vier älteren Reaktorblöcke stillgelegt wurden, arbeiten bis heute zwei Meiler mit einer Leistung von je 1.000 Megawatt. Kosloduj ist weiterhin der größte Stromproduzent in der Region und sichert ein Drittel des Energiebedarfs Bulgariens.

Unser Land ist seit nunmehr 35 Jahren Teil der internationalen Familie der Kernkraftwerksbetreiber, der 31 Staaten angehören. Bulgarien trägt sich auch weiterhin mit dem Gedanken, sein zweites Kernkraftwerk bei Belene fertig zu bauen, das bereits vor der Wende von 1989 in Angriff genommen wurde. Die derzeitige globale Krise, die auch die bulgarische Wirtschaft überschattet, wird eines Tages zu Ende sein und es ist jetzt schon abzusehen, dass der Strombedarf weiter steigen wird, auch regional. Das ist aber noch nicht alles! Angesichts der Probleme mit dem Klimawandel, der vor allem auf die menschliche Tätigkeit und insbesondere den Ausstoß von schädlichen Haushalts- und Industriegasen zurückgeführt werden kann, überdenken viele europäische Länder ihre Einstellung zum Einsatz der Kernenergie, die im Vergleich zu allen anderen Arten der Energiegewinnung am umweltschonendsten ist. Und so werden viele Reaktoren modernisiert, um ihre Lebensdauer zu verlängern und es werden auch neue geplant.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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