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Anforderungen an Arbeitnehmer höhergeschraubt

Ein Jahr nach Beginn der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise ist Bewegung auf dem bulgarischen Arbeitsmarkt aufgekommen. Zunehmend mehr Arbeitgeber beginnen die Krisenlähmung zu überwinden und schauen sich nach zusätzlichen Arbeitskräften um. Aber: da die Krise noch allgegenwärtig ist, werden höhere Anforderungen gestellt und niedrigere Löhne angeboten.

Bis vor kurzem entledigten sich noch die meisten Arbeitgeber vieler Arbeitskräfte, um den Bestand der Firma zu sichern. Häufig geschah dies aber auch aus prophylaktischen Gründen, denn die Angst vor Unternehmenspleiten war groß. Seit Beginn dieses Jahres scheint man sich aber an die Krise gewöhnt zu haben oder besser gesagt, die Arbeitnehmer haben es gelernt, die Krise für sich auszunutzen. Bei den Massenentlassungen sind viele Arbeitnehmer auf der Straße gelandet. Unter ihnen sind auch hochqualifizierte Kräfte und gerade ihnen gilt nun ein höheres Interesse. Sie sind nämlich jetzt verhältnismäßig billig zu haben. Noch dazu können die Anforderungen höher geschraubt werden.

Ausgezeichnete Qualifikation, das Beherrschen gleich mehrerer Fremdsprachen, Berufserfahrungen und die Bereitschaft zu Überstunden sind nur ein Teil der Bedingungen, die die Arbeitgeber in ihren Anzeigen stellen. Dafür wird tunlichst vermieden, auch nur die geringste Andeutung über angemessene Bezahlung zu machen. Die Löhne und Gehälter sind in Bulgarien in den vergangenen 12 Monaten spürbar gesunken. Und dennoch sind viele Arbeitslose bereit, sich mit den schlechten Bedingungen abzufinden. Wer hat nun Chancen, eine Arbeit zu finden? Mit dieser Frage wandten wir uns an Simona Harisanowa, Arbeitsmarktexpertin der bulgarischen Job-Seite „back2bg“.

„Der ideale Kandidat ist der, der die wenigsten Ansprüche stellt“, bestätigt die Expertin. „Von großem Vorteil sind auch Fremdsprachenkenntnisse. Gleichzeitig damit werden junge Arbeitnehmer gesucht, die allerdings über solide Erfahrungen verfügen müssen, was an sich schlecht möglich ist. Wenn man aber zwischen 23 und 30 Jahre alt ist und bereits zwei bis drei Jahre Berufserfahrungen aufweisen kann, die man unmittelbar nach seinem Hochschulabschluss gemacht hat, dann hat man gute Arbeitschancen.“

Die Konkurrenz auf dem bulgarischen Arbeitsmarkt ist recht groß. Auf eine ausgeschriebene qualifizierte Arbeit entfallen rund 20 Fachleute. Um solche Arbeitsstellen bewerben sich aber Unmengen an Arbeitslosen. Die Arbeitgeber sehen sich zuweilen außerstande, den Wust an Arbeitsanträgen zu bewältigen. Daher wird bei der Arbeitskräftewahl zunehmend mehr auf westeuropäische Praktiken zurückgegriffen.

„Es ist zu beobachten, dass die Unternehmen in Bulgarien ihr Personal entsprechend ausländischen Standards anstellen“, bestätigt die Arbeitsmarktexpertin Simona Harisanowa. „Verstärkt werden reale Empfehlungen verlangt – der herkömmliche Lebenslauf ist nicht mehr ausreichend, denn häufig ist er beschönigt. Auch können aus der tabellarischen Form nicht die wahren Fähigkeiten und Besonderheiten des Stellenbewerbers abgelesen werden. Es wird also auf aussagekräftigere Bewerbungsunterlagen großen Wert gelegt, was für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen von Nutzen ist.“

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Weneta Nikolowa


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