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Beeinflusst die Krise das Finanzverhalten der bulgarischen Haushalte?

Laut Angaben der Bulgarischen Nationalbank würden sich bei Privatkrediten lediglich sechs Prozent der Familien zum Verkauf der Immobilie entscheiden, um so ihren Verpflichtungen gegenüber der Bank nachzukommen.
Foto: BGNES
In Krisenzeiten ändert der Mensch zwangsläufig sein Finanzverhalten. Auch die bulgarischen Haushalte kürzen ihre Ausgaben und gehen Risiken aus dem Wege. Wenn man noch vor einigen Monaten Kredite in Erwägung zog, so ist ein Bankdarlehen heute der letzte Ausweg. Eine Studie des Soziologieinstituts der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften über das Finanzverhalten der Bulgaren in Krisenzeiten bescheinigt unseren Landsleuten außerordentliche Umsicht. Die Soziologin Emilia Tschengelowa begründet warum.

„Offenbar unterlagen die Bulgaren im Zeitraum Juni 2008 bis Juni 2009 der Versuchung, höhere Risiken einzugehen und sich der Kreditpolitik der Banken zu bedienen. Durch die Stagnation und die verschlechterte nationale und internationale Lage ernüchtert, hat der Bulgare sein Finanzverhalten geändert und neigt nun eher zum Sparen. Die Risiken treten in den Hintergrund.“

Im Juli 2009 hatte ein Drittel der bulgarischen Haushalte in irgendeiner Form Kreditverpflichtungen, d.h. sie sind bewusst ein gewisses Risiko eingegangen. Drei-vier Monate später lehnen 55 Prozent der Bürger eine Kreditaufnahme generell ab. Aufgrund krisenbedingter Unternehmenspleiten und folgender Arbeitslosigkeit sind viele Menschen nicht in der Lage, ihre Kredite abzuzahlen.

„Im Zeitraum Juli-August 2009 hatten bereits 15 bis 16 Prozent der Kreditnehmer Tilgungsschulden gegenüber den Banken“, erläutert Emilia Tschengelowa. „Drei Prozent waren zahlungsunfähig, d.h. sie waren mit ihren Ratenzahlungen bereits mehr als drei Monate im Verzug. Weitere zwölf Prozent zahlten zwar ihre Kredite weiter ab, gefährdeten damit jedoch die finanzielle Sicherheit ihrer Familien. Ständig waren sie auf dem Sprung, neue Darlehen aufzunehmen, um damit fristgemäß ihre Bankkredite zu decken.“

Laut Angaben der Bulgarischen Nationalbank, so die Soziologen, beliefen sich die notleidenden Kredite im Juni 2008 auf rund 48 Millionen Euro. Ein Jahr später betrug diese Summe bereits rund 1,3 Milliarden Euro. Zunehmend zahlungsunfähig sind vor allem Unternehmen. Laut Angaben der Bulgarischen Nationalbank würden sich bei Privatkrediten lediglich sechs Prozent der Familien zum Verkauf der Immobilie entscheiden, um so ihren Verpflichtungen gegenüber der Bank nachzukommen. In den meisten Fällen kürzen die Schuldner drastisch ihre Ausgaben und beginnen zu sparen. In den kommenden zwei bis drei Jahren, so die Soziologen, werden die Bulgaren weiter in ihrem Schneckenhaus ausharren und auf bessere Zeiten warten, um danach erneut zum emanzipierten Finanzverhalten zurückzukehren. Bis dahin jedoch wird der Bulgare auf Sicherheit statt Risiko setzen.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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