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Kalofer - im Bann der Rose

Im Frühjahr verwandelt sich das berühmte Rosental in ein zyklamfarbenes Blütenmeer
Foto: Weneta Nikolowa
Alljährlich im Frühjahr strömen Tausende Gäste aus dem In- und Ausland nach Mittelbulgarien, um einem unvergesslichen Spektakel beizuwohnen – der Blüte der berühmten bulgarischen Ölrose. Zu dieser Jahreszeit verwandelt sich das berühmte Rosental zwischen den rauen Abhängen des Balkangebirges und den weichen Rundungen des Mittelgebirges (Sredna Gora) in ein zyklamfarbenes Blütenmeer. In der Luft schwebt das göttliche Aroma von Rosenblüten. Kalofer ist eines der Balkanstädtchen, die Liebhaber der so genannten „Rosenreise“ empfängt, organisiert von einheimischen Reiseveranstaltern. Für viele Touristen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ist dieses Datum ein Inbegriff für taufrische Rosen, betörenden Rosenduft und herrliche Landschaften im Balkanvorland.



Kalofer ist ein kleines Städtchen aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt, gelegen am Fuße der felsigen Schluchten des Balkangebirges. Bekannt ist Kalofer als Geburtsort des genialen bulgarischen Dichters und Revolutionärs Hristo Botew, dessen Denkmal sich im Stadtzentrum erhebt. Die Touristen kommen jedoch vor allem aufgrund der erhaltenen Natur des Balkangebirges und der Rosenfelder in der Umgebung. Die bulgarische Ölrose, die in jeder bekannten Parfümmarke der Welt vertreten ist, gedeiht einzig und allein im Rosental. Erfreuen kann man sich an ihren herrlichen Blüten und ihrem himmlischen Duft jedoch nur im Frühjahr, wenn die Ölpflanze zu blühen beginnt. „Vielerorts auf der Welt gibt es schöne Naturlandschaften und historische Sehenswürdigkeiten. Das, was unsere Region zu bieten hat, sind die Rosen“, schwärmt Nikolaj Zutzow, Eigentümer des „Zutzow-Hauses“ in Kalofer, der seit Jahren Liebhaber der „Rosenreise“ empfängt.



„Die Touristen kommen vor allem wegen der Rosen, der Rosenprodukte, der Aromatherapie und der Möglichkeit, sich vor Ort anzusehen, wie Naturkosmetik auf Rosenölbasis hergestellt wird“, erzählt Nikolaj Zutzow. „Wir pflücken Rosen, besuchen Rosen-Destillerien, zeigen den Gästen, wie aus Rosen Konfitüre, Cremes und Parfüme hergestellt werden. Das aus dem Tal gewonnene Rosenöl ist von bester Qualität. Deshalb ist unsere Region ein Mekka für Bioprodukte und Naturkosmetik, die weltweit auf dem Vormarsch sind.“

Der Höhepunkt der Rosensaison beginnt am ersten Juniwochenende, dem traditionellen Auftakt der Rosenernte. Es lohnt sich, dieser spektakulären Fiesta beizuwohnen, begleitet von verschiedenen Feierlichkeiten, Vorführungen einheimischer Bräuche und Folkloredarbietungen. Um diese Jahreszeit füllt sich das Zutzow-Haus, erbaut im regionaltypischen Stil der bulgarischen Widergeburt, mit Gästen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Touristen mögen die authentische Atmosphäre des kleinen Hotels – alles ist in Holz und Stein gehalten und die Gerichte, die auf den Tisch kommen, werden nach alten Rezepten mit Bioprodukten zubereitet.

Übrigens ist das Zutzew-Haus einer der jüngsten Inhaber der Marke „Green House“, die vom Bulgarischen Verband für Alternativtourismus für gute Branchen-Praktiken vergeben wird. Die von den Reiseveranstaltern organisierten „Rosenreisen“ würden von Jahr zu Jahr beliebter, behauptet Nikolaj. In diesem Jahr erwartet das Zutzew-Haus die erste Reisegruppe aus Großbritannien. Zur Rosenernte finden sich in Kalofer zudem zahlreiche Japaner ein, die meist auf eigene Faust unterwegs sind.

Ein weiterer Anziehungspunkt ist der nahe gelegene Nationalpark „Mittlerer Balkan“, der sich mit seiner herrlichen Natur einen Namen gemacht hat. In seiner Umgebung verläuft einer der malerischsten Öko-Wanderwege des Landes, der 2005 in einer National-Geographic-Ausgabe als beste Öko-Destination nominiert wurde. Die Region ist bekannt durch ihre herrlichen Trachten und Folklore. Nikolaj, Absolvent einer Choreografie-Schule, führt viele seiner Gäste in die Kunst des bulgarischen Volkstanzes ein. Dazu lädt er Dudelsackspieler, die die Reigen mit ihren munteren Trillern begleiten. Auch Ausflüge zur alten Mühle und zu alten Walkmühle von Kalofer stehen auf dem Programm, wo die Touristen darüber hinaus einheimische Weinsorten verkosten können. Und nicht nur das:


„Auf einer Farm im Gebirge können die Gäste Schafskäse Typ Mozarella mit wildem Majoran und allerlei anderen Kräutern probieren“, erzählt Nikolaj. „Wir besuchen einheimische Stickerinnen von Brüsseler Spitzen, was Anfang des 19. Jahrhunderts übrigens eine der Haupterwerbsquellen in Kalofer war. Es gibt Messerschmiede und Frauen, die die typischen bulgarischen Baudenschuhe Terlitzi stricken, Wollteppiche knüpfen, Wollmatten weben ... So können sich die Touristen mit Traditionen vertraut machen, die seit Generationen weitergegeben werden. Selbstverständlich organisieren wir Touren entlang des Öko-Wanderwegs, wo zahlreiche Pilze und Kräuter wachsen. Kenner haben erzählt, dass sie erstmals im Frühjahr 800 Kräuterarten an einem Ort gefunden haben.“

Nikolaj zufolge seien die meisten Ausländer von der Natur des Balkangebirges begeistert. Einige legen sich auf den Rasen, um den Grillen näher zu sein, andere erfreuen sich an der unvergleichlichen Vogelvielfalt oder sammeln Rosenblätter, mit denen sie ihre Kissen füllen. Die meisten seiner Gäste, so Nikolaj, seien hochgebildete Leute, wie Banker, Ärzte und Intellektuelle, die nach Kalofer kommen, um dem hektischen Alltagsstress zu entfliehen und zehn ungestörte Tage im Rosental zu verleben.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Weneta Nikolowa


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