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Die Arbeitslosigkeit – Realität und Erwartungen

Foto: Archiv
„Ich habe Gott sei Dank einen Job gefunden. Ist zwar nicht das, wonach ich gesucht habe, aber der Arbeitgeber versichert uns auf 200 Euro Basis und wir bekommen noch 125 Euro bar auf die Hand. Ich habe einen Kredit abzubezahlen und rette dadurch vorerst die Lage“. Dieser Worte habe ich neulich zufällig zugehört, als sich zwei Unbekannte auf der Straße unterhielten. Sie illustrieren aber sehr gut die Situation vieler Bulgaren, die bereit sind, unter nicht ganz klaren Bedingungen irgendeinen Job nachzugehen, um am Ende des Monats die rettende Summe für ihre Kreditzahlung zu bekommen.

Andere bekommen immer noch Arbeitslosengeld vom Staat und suchen nach einer geeigneten Beschäftigung. Bei der hohen Arbeitslosigkeit im Land im letzten Jahr und den schlechten Prognosen für das laufende Jahr, hofft man bei uns zumindest, den Stand vom Vorjahr beizubehalten. Die Beschäftigungsagentur berichtet zwar von einer langsamen Reduzierung der Zahl der Arbeitslosen für das letzte Jahr, dabei geht es aber nur um offiziell gemeldete Personen.

Im letzten Jahr begann ein langsamer Trend der Reduzierung der Arbeitslosenzahlen“, berichtet Sina Andreewa, Expertin bei der Agentur. „Im März gab es offiziell 11,5 Prozent Arbeitslose, im September waren es 10,6 Prozent. Somit ergab sich ein Durchschnittswert von knapp über 11 Prozent.

Ca. 365.000 arbeitslose Menschen haben im letzten Jahr versucht, einen Job zu finden. Die offenen Stellen waren etwa 127.000 an der Zahl, die meisten davon – für unqualifiziertes Personal. Die Stellenangebote für qualifizierte Arbeitskräfte waren wesentlich weniger. Nach offiziellen Angaben waren im dritten Quartal des letzten Jahres die Chancen, eine Stelle zu bekommen, am geringsten im Nordwesten des Landes. Das ist die Region mit der schwächsten Konjunktur in Bulgarien. Fünf mal mehr Menschen konnten in der selben Periode Arbeit im Südwesten Bulgariens finden. Im letzten Jahr organisierte die Beschäftigungsagentur 72 Jobbörsen, damit die Arbeitgeber einen persönlichen Eindruck von den Kandidaten bekommen können. Zwei Drittel der Stellen, die dabei angeboten wurden, waren in der Reisebranche, in der Nähindustrie und in der Landwirtschaft. Auch für die arbeitslosen Roma wurden gesonderte Jobbörsen veranstaltet. Ein geringer Teil der Arbeitslosen konnte im letzten Jahr eine Beschäftigung mit Hilfe des EU-Programms für die Entwicklung der menschlichen Ressourcen finden. Wie sehen die Prognosen für dieses Jahr aus?

Im Nationalen Beschäftigungsplan für das Jahr ist die oberste Grenze der Arbeitslosigkeit mit 12,4 Prozent angegeben“, erklärt Sina Andreewa weiter. „Diese Zahl ergibt sich aus Analysen des Arbeitsmarktes und seiner Möglichkeiten. Zumindest rechnen wir nicht mit einer drastischen Erhöhung der Arbeitslosenzahl.“

Eine Studie des Unternehmens für Personalwesen Manpower vom letzten Jahr hat aber ergeben, dass 17 Prozent der Arbeitgeber bei uns vorhaben, in den ersten Monaten des Jahres Personal zu entlassen. Weitere 67 Prozent haben nicht vor, neue Stellen zu schaffen. Am schlimmsten ist die Lage in der Donaustadt Russe und in Burgas am Schwarzen Meer, zeigt die Untersuchung ferner. Mit neuen Stellen kann man in diesem Jahr im Versicherungs- und Finanzwesen, sowie in der Immobilienbranche und im Handel rechnen. Die bulgarische Wirtschaftskammer hat als weitere Hindernisse für die Eröffnung von neuen Stellen die Erhöhung der Lohnkosten in Bulgarien angegeben. Die Arbeitgebervereinigung rechnet mit einer Arbeitslosenzahl von 13 Prozent.

Übersetzung: Milkana Dehler
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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