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Kurzschluss im Energiesektor

Foto: BTA
Wo kommt es zum Kurzschluss im Energiesystem und warum wird es bevorzugt, der Strom der „teuren“ und nicht der „billigen“ Stromerzeuger eingespeist zu werden?“ Diese Fragen stellte der bulgarische Interimspremier Marin Rajkow. Die Antworten soll die Expertenmission der Europäischen Kommission liefern. Der zuständige Minister in der Übergangsregierung Assen Wassilew hofft auf einen „realistischen Blick auf das Geschehen in der Energiewirtschaft“, darunter die Antwort auf die Frage, ob es Kartelabsprachen gibt. Falls man die „verschobenen Wechselwirkungen“ in der Branche zurechtrückt, wo jeder eine Erhöhung des Strompreises fordert, werden Reserven aufgedeckt werden, damit es zu keinem höheren Strompreis kommt.

Eine Überprüfung des bulgarischen Energiesystems durch Brüssel wurde nach dem „Kurzschluss“ in der Branche gefordert. Die Stromüberproduktion und der schwache Verbrauch führten zum wiederholten Abschalten einiger Anlagen. Andererseits fordern alle Energieunternehmen im System eine Erhöhung der Preise entlang der Kette Produktion, Übertragung und Lieferung des elektrischen Stroms, was zu einer Stromverteuerung von 15 bis 20 Prozent führen könnte. Die staatliche Regulierungsbehörde hält höhere Strompreise ab dem 1. Juli für möglich. Der zuständige Interimsminister sei jedoch überzeugt, dass es Reserven gibt, damit es nicht soweit kommt. Er rechnet damit, dass sie durch die Überprüfung der Energiewirtschaft durch die Brüsseler Experten aufgedeckt werden. Sie sollen die wichtigsten Probleme der Branche ausmachen. Die Fachleute aus Brüssel werden die Rolle der Bulgarischen Energieholding, die Struktur und die Besonderheiten des Energie- und Erdgasmarktes sowie die Mechanismen der Preisbildung bei uns untersuchen. Eine Inspektion der bulgarischen Energetik wird auch die Weltbank durchführen. Ihre Fachleute treffen am Montag, dem 15. April ein und sie werden ihre Kollegen von der Europäischen Kommission unterstützen.

Tag und Nacht dauern in Bulgarien 32 Stunden. Soviel sollen einige Fotovoltaikanlagen gearbeitet haben, die „es herausgefunden haben, wie man durch die Zeit hin und her reist und um acht Stunden mehr gearbeitet haben wollen“. So kommentierte der zuständige Minister in der Übergangsregierung Assen Wassilew die 50 nur auf dem Gebiet einer Stromverteilergesellschaft entdeckten Fälle. Und das war im Monat Februar. „Auch in Europa hat man gemerkt, dass die Anreize für die Wasserkraftwerke zu hoch sind, und man hat begonnen den Rückwertsgang einzuschalten. Ein Teil der Staaten hat sie reduziert“, fasste die Tendenzen Assen Wassilew zusammen.

Die Verträge der nationalen Elektrizitätsgesellschaft über den An- und Verkauf von Strom mit 112 Unternehmen sind nicht mehr geheim. Es stellte sich heraus, dass es zweifelhafte Klauseln gibt und der Staat manchmal nicht gleichbehandelt wurde. Die tschechische Stromverteilergesellschaft „Energo-Pro“ hat gesetzwidrig 18 Millionen Euro ausgegeben. Die Revisoren stellten fest, dass sie ebenso wie die andere tschechische Stromverteilergesellschaft CEZ Geschäfte mit eigenen Tochterfirmen gemacht hat.

Ernste Verstöße in der Tätigkeit der staatlichen Regulierungsbehörde, der Stromverteilergesellschaften und der nationalen Elektrizitätsgesellschaft stellte die Staatsanwaltschaft nach einen Monat langen Überprüfungen fest. Sie hat fünf Strafverfahren eingeleitet. Eines davon ist für die nicht abgerufenen 100 Millionen Euro an staatlichen Dividenden bei der Stromverteilergesellschaft CEZ. Die wichtigsten Schlussfolgerungen lauten, dass die staatliche Regulierungsbehörde ineffektiv ist und die nationale Elektrizitätsgesellschaft den elektrischen Strom viel zu teuer aufkauft.

Die riesige Stromüberproduktion, die Struktur der Mischung verschiedener Stromarten im verbrauchten Strom und die niedrige Energieeffektivität – dass sind laut dem Interimspremier Marin Rajkow die Hauptgründe, die zu den hohen Stromrechnungen geführt haben. Es sei normal, dass die Stromproduzenten einen höheren Preis fordern, aber die staatliche Regulierungsbehörde muss entscheiden, inwieweit die Ausgaben tatsächlich gemacht wurden, um einen höheren Preis zu rechfertigen.

Offen bleibt die Frage, ob die Einkünfte der Bulgaren einem neuen Energiepreisschock widerstehen können, wenn man bedenkt, dass es gerade die hohen Stromrechnungen waren, die die Menschen zu massenhaften Straßenprotesten bewegten. Und hat überhaupt jemand ausgerechnet, welcher Anteil der Familieneinkünfte in Bulgarien allein für den Strom ausgeben werden muss. Das interessiert wahrscheinlich den Chef des staatlichen Wärmekraftwerkes „Mariza- Ost 2“ nicht, der im Gegensatz zu den einfachen Bulgaren Millionär ist.

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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