Im vergangenen Jahr wurden in Bulgarien 2.264 Arbeitsunfälle registriert. Das sind knapp 1.000 mehr als 2008. Das ist jedoch nicht allein auf die krisenbedingt schwierige Lage in einer Reihe von Wirtschaftsbereichen zurückzuführen, sondern vor allem auf die Bemühungen der Firmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Das wiederum spart ihnen viel Geld für Krankenhausaufenthalte oder längere krankheitsbedingte Abwesenheit, worunter die Produktion leidet. Ganz zu schweigen von Arbeitsunfällen mit tödlichem Ausgang.
Seit 2009 realisiert das bulgarische Arbeitsaufsichtsamt das Projekt „Vorbeugung für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz” im Wert von rund 14 Millionen Lewa (ca. 7 Millionen Euro), das zu knapp 95% aus dem Europäischen Sozialfonds finanziert wird. Das Projekt hilft bei der Risikovermeidung am Arbeitsplatz. Während das Arbeitsaufsichtsamt seine Sanktionen erst nach einem Arbeitsunfall verhängt, bietet das europäische Projekt bereits fertige Modelle zur Vorbeugung in verschiedenen Wirtschaftszweigen. Diese Modelle können sowohl von europäischen als auch von bulgarischen Unternehmen genutzt werden.
„Wir geben den Arbeitgebern entsprechende Instrumente in die Hand und hoffen, dass die Zahl der Arbeitsunfälle nächstes Jahr um ein Viertel zurückgeht”, meint die Chefin des Arbeitsaufsichtsamts, Rumiana Mihailowa und weiter: „Nach dem Projektabschluss in diesem Monat haben die Arbeitsgeber die Möglichkeit, die Gefährdungsbeurteilung für ihr Unternehmen allein zu erstellen, was Beraterkosten spart. Dafür können sie die erarbeiteten Instrumente für die Gefährdungsbeurteilung nach besten europäischen Standarten kostenlos nutzen.”
"Wir haben uns das Ziel gesetzt, die Gesundheit am Arbeitsplatz zu erhöhen sowie die Arbeitsbedingungen in allen Betrieben des Landes zu verbessern", erklärt der Projektleiter Panajot Panajotow. Dafür wurde zunächst eine landesweite Studie über die Arbeitsbedingungen erstellt, die über 200.000 Betriebe erfasste. Dabei wurden 13 sozial bedeutsame Risikozweige der Wirtschaft ausgewiesen. Der nächste Schritt sind die Profile Arbeitsschutz und Gesundheit.
"Die Profile sind ein gutes Nachschlagewerk mit mehrschichtigen Informationen zu Fragen verbunden mit den Arbeitsbedingungen unter einem sehr breiten Aspekt", erklärt Panajot Panajotow. "Angefangen von Demografiedaten bis hin zu Gesetzgebung, zuständigen Kontrollbehörden, Strukturen der Sozialpartner, Vertragsabschluss, Traumata u.a. Solche Daten sind für jemanden mit Investitionsabsichten sehr nützlich. Er erhält Auskunft über die Arbeitskräftestruktur in einer gegebenen Wirtschaftstätigkeit - Bildungsstand potentieller Arbeitnehmer, Alter, Geschlecht, die durch diese Tätigkeit generierte Wirtschaftsleistung, anwendbare Gesetzgebung."
Im Rahmen des Projekts wurden Modelle für Managementsysteme in den Bereichen Gesundheit und Arbeitsschutz erarbeitet, mit denen die Betriebe die gesetzlichen Auflagen erfüllen und die Systeme aufstocken können. 248 Firmen haben die 13 erarbeiteten Modelle bereits übernommen und konnten damit ihre Firmenpolitik in diesem Bereich aktualisieren. Nach Ansicht von Experten der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz hat die bulgarische Arbeitsaufsichtsbehörde über das Projekt die höchste Anzahl von Instrumenten zur Gefährdungsbeurteilung und zu einem sicheren Arbeitsumfeld erarbeitet, was von keinem anderen europäischen Land erreicht worden sei.
Übersetzung: Joan Kolev, Christine Christov
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