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Sein oder Nichtsein: Naturschutzpark "Bulgarische Schwarzmeerküste"

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Foto: BGNES

Ein Jahr nach Dauerprotesten der Umweltschützer in Bulgarien gegen die Zubetonierung der Schwarzmeerküste erscheint die Einrichtung eines Naturschutzparks "Bulgarische Schwarzmeerküste" durchaus realistisch. Auslöser der Proteste waren die Bauabsichten just der geschützten Sanddünen bei Nessebar. Nun sollen die Habitate seltener Tier- und Pflanzenarten nicht nur dort, sondern entlang der gesamten Küste in einem Naturschutzgebiet zusammengeschlossen werden. Damit erhoffen sich die Naturschützer, den Absichten gieriger Bauunternehmer ein für allemal einen Riegel vorzuschieben.

Etwa ein Jahr lang haben Biologen der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften das gesamte Territorium unmittelbar an der bulgarischen Schwarzmeerküste untersucht. Die Untersuchung stellte fest, dass es dort 61 Habitate von seltenen Arten Vögel, Fische, Reptilien, Säugetiere und Pflanzen gibt. Sie alle sollen im künftigen Naturschutzgebiet erfasst sein. Das Gesamtterritorium des Parks beläuft sich auf 52.000 Hektar und umfasst hauptsächlich Grundstücke im Staats- oder Gemeindeeigentum. Geschützt werden neben den Pflanzen und Tieren auch Sanddünen, Unterwasserhöhlen, Felsen u.a.

Die öffentlichen Diskussionen über den geplanten Naturschutzpark finden in dieser Woche in Burgas, Warna und Dobritsch statt. Die erste davon ist gestern gescheitert. Am Vorabend kam es erneut zu kontroversen Auseinandersetzungen zwischen Naturschützern einerseits und Grundbesitzern und Kommunen andererseits, die ihre Einnahmen aus potentiellen Bauprojekten gefährdet sehen. Sie werfen den Projektinitiatoren vor, Tausende Hektar Flächen de facto zu nationalisieren, wobei darunter sich auch Grundstücke von mehr als 1500 Privatpersonen befänden. Ein weiterer Kritikpunkt der Projektgegner ist, dass die öffentlichen Diskussionen in nur drei Großstädten stattfinden, und nicht in allen Ortschaften, die betroffen sind. Der künftige Nationalpark würde jeweils 35 Prozent des Bodenbesitzes der Gemeinden Nessebar und Zarewo nationalisieren, heiß es. Und dort sind keine Debatten vorgesehen. Doch, die Gesamtfläche der protestierenden privaten Grundbesitzer machen lediglich 0,75 Prozent des geplanten Parkterritoriums aus.

Bulgarien kämpft sein Jahren mit der übermäßigen Bebauung seiner Schwarzmeerküste. Nun geht es um die Rettung der letzten erhalten gebliebenen gefährdeten Pflanzen- und Tierarten an der Küste. Und es geht auch darum, wie das öffentliche und das private Interesse gewahrt werden kann. Das Umweltministerium schlägt vor, dass die Privatbesitzer entschädigt werden, wie es auch in anderen Fällen üblich ist. Diese Entschädigung wird aber ganz sicher nicht so großzügig ausfallen, wie die erhofften Einnahmen aus einem eventuellen Bauprojekt.

In diesem Konflikt sind aber auch die Umweltschützer nicht restlos glücklich. Sie wünschen sich eine Ausweitung des geschützten Territoriums, um auch solche Gebiete zu erfassen, wie z.B. das malerische Gebiet Koral an der südlichen Schwarzmeerküste, wo anstelle des einstigen gutbesuchten Campingplatzes nun eine hochmoderne Ferienanlage entstehen soll. Die Umweltschützer erinnern immer wieder daran, dass die EU-Kommission bereits 14 Strafverfahren gegen Bulgarien im Bereich Umweltschutz führt, wobei fünf davon wegen ähnlicher Verstöße gegen den Naturschutz eingeleitet worden sind.

Übersetzung: Vessela Vladkova



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