Morgen wird der Tag Sofias begangen. Einer der Akzente des reichhaltigen Programms sind die Kulturveranstaltungen im Park der ehemaligen königlichen Residenz „Wrana“ am Rande der Hauptstadt. „Zunehmend mehr Initiativen werden unter offenem Himmel veranstaltet“, teilte uns der stellvertretende Bürgermeister zu Kulturfragen Todor Tschobanow mit und erinnerte an einige davon, wie die Ausstellungen auf der Brücke hinter dem Kulturpalast und den Parks sowie die provisorischen Freilichtbühnen im Boris-Garten und dem Platz vor dem Kulturpalast.
Wenige Tage vor dem Feiertag der bulgarischen Hauptstadt fand die erste Ausgabe des Festivals „Geteilte Musik – Abende im Schloss Wrana“ statt, die von der Sofioter Philharmonie gestaltet wurde, worüber wir bereits berichtet haben.
„In diesem Park veranstalten wir zum ersten Mal derartige Konzerte“, erzählt Todor Tschobanow. „Vor einigen Jahren hatten wir den Park der Militärakademie als Standort für verschiedene Veranstaltungen, darunter Opern und Ballette, ausgesucht. Der Park des Schlosses „Wrana“ wiederum eignet sich bestens für Konzerte mit klassischer Musik. Es bleibt zu hoffen, dass sie sich in eine Tradition verwandeln.“
Am Vorabend des Tags Sofias wurde im Park „Wrana“ eine Ausstellung mit neun königlicher Kutschen eröffnet, die das Museum für die Stadtgeschichte Sofias zur Verfügung gestellt hat. Eine darunter wird am 17. September auf dem Fußgänger-Boulevard Witoscha zu sehen sein, wobei der Kutscher und die Fahrgäste historische Kleidung tragen werden.
„Im Jahre 1893 machte Fürstin Clementine diese Kutsche ihrem Sohn, König Ferdinand I., zum Geschenk, als er die Fürstin Maria Luisa heiratete. Das Paar benutze die Kutsche auf ihrer Hochzeitsreise“, erzählt weiter der stellvertretende Bürgermeister Todor Tschobanow. „Von der gesamten Kutschensammlung ist sie am besten erhalten, zumal sie ein schweres Schicksal gehabt haben. Nach dem Krieg wurden sie vom Filmstudio „Bojana“ benutzt und standen ohne besondere Fürsorge in der Garage des Nationalen Sicherheitsdienstes. Die Kutsche der Fürstin Clementine kann nun nach ihrer Restaurierung problemlos durch die Straßen Sofias fahren.“
Es besteht die Absicht, die meisten königlichen Kutschen soweit herzurichten, dass sie von Touristen für eine Fahrt durch den Park des Schlosses „Wrana“ genutzt werden können.
„So ist es“, bestätigt Vizebürgermeister Todor Tschobanow. „Doch zuvor müssen sie entsprechend restauriert werden, was Arbeit und Zeit in Anspruch nehmen wird, weil die meisten unter ihnen in schlechtem Zustand sind. Noch dazu können nicht alle benötigten Teile in Bulgarien hergestellt werden – sie müssen aus dem Ausland eingeführt werden. Wir freuen uns aber überhaupt, dass sie das Stadtmuseum Sofia in seinen Bestand aufnehmen konnte.“
Eine der Kutschen wird in die ständige Ausstellung des Museums für die Geschichte der Stadt Sofia aufgenommen werden, die im kommenden Jahr eröffnet werden soll. Es handelt sich um eine Luxuskutsche der letzten französischen Königin Marie Antoinette. Sie gelangte später in den Besitz der Fürstin Clementine, die mit dem französischen Könighaus verwandt ist.
„Die Kutsche besitzt eine besondere Aufhängung und ist überhaupt eines der Unikate der Sammlung unseres Museums“, sagt Todor Tschobanow. „Sie wurde speziell für die französische Königin angefertigt und diente später als Hochzeitsgeschenk für den bulgarischen König Ferdinand. In Bulgarien wurde diese Kutsche lediglich ein einziges Mal benutzt und ist daher in einem sehr guten Zustand und voll funktionsfähig. Sie ist außen vergoldet und ein sehr wertvolles Exponat, so dass sie in der ständigen Ausstellung zu sehen sein wird. Die Kutsche wurde von sechs Pferden gezogen, wobei das Zaumzeug in Bulgarien hergestellt wurde. Es trägt die Zeichen der königlichen Würde des Dritten Bulgarenreiches. In der Ausstellung wird sie in voller Pracht erstrahlen. Das Zaumzeug wird entsprechend Pferdeattrappen angelegt werden.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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