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Programmieren schon im Kindergartenalter

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Foto: uni-ruse.bg

Die Einführung von Informationstechnologien in den heimischen Lehranstalten lässt zu wünschen übrig. Eine von der EU-Kommission finanzierte Studie des Europäischen Schulnetzes belegt, dass Bulgarien einen der letzten Plätze in Europa einnimmt, was die Zahl der Schulcomputer angeht. Hierzulande entfällt in den oberen Klassen durchschnittlich ein Computer auf elf Schüler, europaweit liegt der Durchschnitt bei vier Schülern.

Ein Problem stellt nicht nur die schlechte technische Basis dar, sondern auch der Mangel an hochwertigem Lehrinhalt. Es gibt kaum Möglichkeiten zur Weiterbildung der Lehrer, damit sie im Unterricht moderne Technologien anwenden können. Auch an IT-Spezialisten mangelt es trotz der großen Nachfrage in der Businessbranche. Angaben der Branche zufolge reichen weltweit 4,5 Millionen IT-Experten nicht aus, in Europa sind es an die 1 Million und in Bulgarien – Zehntausende. Ende 2013 hat das bulgarische Bildungsministerium eine Strategie zur effektiven Nutzung von IT- und Kommunikationstechnologien in der Bildung für den Zeitraum 2014-2020 ausgearbeitet. Sie enthält 50 Maßnahmen zur Lösung der gegenwärtigen Probleme. Die Umsetzung der Strategie wird 280 Millionen Euro kosten, die aus dem Staatsbudget und aus EU-Programmen finanziert werden sollen. Sie sieht unter anderem virtuelle Klassenzimmer und Laboratorien, Online-Examen, elektronische Lehrbücher mit interaktiven Inhalten in allen Schulfächern vor und vieles andere mehr.

Es wächst eine vollkommen digitalisierte Generation heran. Die Kinder erwarten von uns multimediale Ressourcen und wir müssen sie ihnen geben“, meint der IT-Experte Orlin Kusow vom Bildungsministerium. „Ansonsten verlieren sie das Interesse am Schulprozess und können ihn nicht verstehen. Ich will hiermit nicht sagen, dass die Lehrbücher auf Papier von heute auf morgen verschwinden müssen, das ist ein langer Prozess. Wir planen jedoch bis 2020 den Übergang zur gänzlich digitalen Bildung. Zum Glück schlagen auch immer mehr Verlagshäuser diesen Weg ein und bieten neben den traditionellen auch multimediale Lehrbücher an. Wir wollen sie in diesem Unterfangen unterstützen.“

Wie sieht die heimische Bildung aus der Sicht der Unternehmer aus und wie wollen sie zur Lösung der vorhandenen Probleme beitragen? Vertretern aus dem IT-Sektor zufolge sind die jungen Leute nicht ausreichend über die Karrierechancen in dieser vielversprechenden Branche informiert, wo die Arbeitslosigkeit Null Prozent beträgt und der Durchschnittslohn letztes Jahr bei ca. 1250 Euro lag. Zudem mangelt es an Lehrkräften in den Bereichen IT- und Kommunikationstechnologien, die technische Ausstattung ist überholt, meinen sie. „Man sollte den Schülern kreatives und innovatives Denken beibringen, anstatt ihnen vorzugeben, was sie zu denken haben und sie mit Informationen zu überhäufen, die sie sich heutzutage per Mausklick holen können“, meint Elena Marinowa, Vorstandmitglied der Bulgarischen IT-Assoziation BAIT und Chef der Softwarefirma Musala Soft.

Der Einzug von Informationstechnologien in der Bildung lässt zu wünschen übrig. IT-Unterricht ist erst in den oberen Klassen vorgesehen, sollte meiner Ansicht nach aber bereits im Kindergarten starten. Das eigentliche Problem ist, dass IT-Technologien nicht auf einfache, zugängliche und umfassende Art und Weise im Unterricht zum Einsatz kommen, wie das weltweit bereits der Fall ist. Wir müssen uns dabei nichts Neues ausdenken, sondern können bereits Vorhandenes nutzen. Die Branchenorganisationen wollen das Programmieren als Schreiben von Codes bereits im Kindergarten einführen. Das kann man auf spielerische und unterhaltsame Art tun, so dass das Interesse der Kids langfristig geweckt wird und sie eine Karriere im IT-Sektor anstreben. Das wäre ein positiver Trend für den Staat als Ganzes.

Digitale Bildung beseitigt Diskriminierung und macht die Bildung zugänglicher, sind heimische IT-Experten überzeugt. Wegen der großen Nachfrage haben die Firmen in den letzten Jahren an die 30-40 Bildungsinitiativen wie beispielsweise die Schaffung von IT-Akademien gestartet. Die massive Einführung von IT- und Kommunikationstechnologien in der Bildung kann das Wirtschaftswachstum in Bulgarien fördern.

Das sind Unternehmen, die auf dem internationalen Markt mit einem hohen Mehrwert agieren, d.h. wir bringen viel Geld in die Staatskasse ein“, erklärt Elena Marinowa. „So gibt es mehr Mittel im Budget für öffentliche Ausgaben wie Infrastruktur, Gesundheitswesen, Renten, Bildung usw., was bildlich gesprochen das ganze Rad erneut zum Drehen bringt“, sagte sie abschließend.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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