„Es ist einfach ein wunderbares Gefühl, wenn man seinen Traumberuf ausüben darf.“ So beginnt unser Gespräch mit der ersten bulgarischen Ärztin, die ein Chirurgenteam in einem Kriegsgebiet geleitet hat. Dr. Stefka Borissowa ist eine angesehene Bauchchirurgin, die seit vielen Jahren beim Militärkrankenhaus in Sofia arbeitet.
Dr. Borissowa ist überzeugt, dass es keine Männer- und Frauenberufe gibt. Und erzählt mit einem Schmunzeln im Gesicht, was sie oft erlebt: „Auf unserer Station haben wir einen jungen Kollegen, der als Krankenschwester arbeitet. Es kommt oft vor, dass ein Patient zu mir sagt, ich als Krankenschwester soll den jungen Arzt holen.“ Dr. Borissowa ärgert so etwas nicht. Denn sie wußte schon immer, dass sie eines Tages Ärztin wird.
„Ich wollte schon immer Ärztin werden“, sagt Dr. Stefka Borissowa. „Meine Eltern haben nichts mit Medizin zu tun. Schon als kleines Kind habe ich meine Puppen verarztet. In der Schule gründete ich die Freundschaftsgruppe der Medizin – mit meinen Freunden besuchten wir die Krankenhäuser und bettelten, bei OPs und Manipulationen dabei sein zu dürfen. Daher war es für meine Familie keine Überraschung, dass ich Medizin studiert habe. Von heutiger Sicht kann ich sagen, dass jeder seinen Träumen folgen soll.“.
Das tat sie noch als Studentin – im vierten Semester half sie in Krankenhäusern aus und blieb Nächte lang mit den Rettungsteams des Unfallkrankenhauses Pirogow wach. „Aus jener Zeit weiß ich, dass ich mal Bauchchirurgin werde“, erinnert sich Dr. Borissowa. Noch als Studentin durfte sie als Assistenzärztin in den OP-Saal.
„Es ist viel wichtiges während meines Studiums passiert – ich habe geheiratet und mein erstes Kind bekommen“, erzählt Dr. Stefka Borissowa weiter. „Gleich nach dem Studium nahm ich eine Stelle als Assistenzärztin in Plewen auf. Mein Sohn begleitete mich selbst während OPs. Es war nicht einfach, aber ich bin heute glücklich, sowohl mit meiner Karriere, als auch mit meinem Familienleben“, sagt die Ärztin.
1997 war ein Wendejahr für Dr. Borissowa – mitten in der tiefsten Wirtschaftskrise, als die Inflation die Gehälter im Nu verschwinden ließ, entschied sie sich, eine zweite Facharztausbildung zu machen – Militärmedizin. Zwei Jahre später folgte ihr erster Einsatz.
„Es war eine humanitäre Mission im benachbarten Mazedonien 1999, als Bulgarien für eine Station für die ethnischen Albaner dort zuständig war“, erinnert sich Dr. Borissowa. „Auf dieser Station war ich die einzige Ärztin. Der Krieg ist etwas sehr Schreckliches. Leider habe ich mehrmals sein wahres Gesicht gesehen“, sagt Dr. Borissowa, die sich später auch an der Afghanistan-Mission beteiligt hat.
Übersetzung: Vessela Vladkova
Fotos: Privat
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