Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

EU-Kommission stellt Hilfe für marode Energiewirtschaft Bulgariens in Aussicht

Foto: EPA/BGNES

In ihrem jüngsten Bericht über den Zustand der europäischen Energieunion hat die Europäische Kommission das bulgarische Energiewesen aller möglichen Sünden beschuldigt, dessen maroden Zustand diagnostiziert und am nächsten Tag Unterstützung versprochen.

Weder für die heimischen Politiker noch für Experten oder internationale Beobachter dürfte es mittlerweile ein Geheimnis sein, dass die bulgarische Energiewirtschaft seit Jahren an ernsthaften Problemen leidet. Diese Probleme haben bereits bedrohliche Ausmaße angenommen und könnten zu einer Katastrophe führen. Ungeachtet der großzügigen staatlichen Subventionen für grüne Energie ist die private Stromerzeugung derart unrentabel und verlustbringend, dass die staatliche Bulgarische Energieholding und deren Tochtergesellschaft NEK praktisch insolvent sind. Kein Mensch wüsste zu sagen, ob und wann sie imstande wären, ihre enormen Schulden zurückzuzahlen. Bulgarien ist fast gänzlich auf die Importe von Erdgas und Kernbrennstoff aus Russland angewiesen. Obwohl die Strompreise in Bulgarien zu den europaweit niedrigsten gehören, steht der Großteil der Bulgaren am Abgrund der Energiearmut und hat große Schwierigkeiten, die monatlichen Stromrechnungen zu bezahlen.

Nachdem dies und andere unliebsame Missstände von er Europäischen Kommission aufgedeckt wurden, ist Brüssel wohl zur Einsicht gekommen, dass es so nicht weitergehen kann. Ergo sollte man unserem Land helfen – zum einen, weil es eine Schlüsselrolle auf dem Balkan spielt, zum anderen, weil es ein EU-Land ist. Und so wurden auf die Liste der Energieprioritäten der EU mehrere Projekte aufgenommen, die direkt der bulgarischen Energiebranche zugute kommen sollen. Die EU-Mittel sollen dazu verwendet werden, Bulgariens Verbindungen zu den Gasnetzen der Nachbarländer auszubauen und seine Gasabhängigkeit von Russland zu verringern. Zudem will man versuchen, den tragischen Zustand der heimischen Stromwirtschaft zu überwinden. Wann und wie viel Geld man Bulgarien zur Verfügung stellen wird, ist noch unklar. Brüssel hat aber offiziell zugegeben: Bulgarien kann es nicht schaffen, allein aus diesem Sumpf herauszukommen, es sind Rettungsmaßnahmen nötig. Diese Erkenntnis sollte man den Bürokraten in Brüssel hoch anrechen, die gewohntermaßen einer scharfen Kritik unterzogen werden. Zugleich zeugt diese Entscheidung von der Ohnmacht der bulgarischen Behörden, die trotz ihrer großen Reden und Ambitionen nichts ausrichten konnten.

Übersetzung: Rossiza Radulowa




Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

7 Parteien im neuen Parlament, 7 Ansichten über die künftige Regierung

Die Uneinigkeit schadet der Staatlichkeit. Die bulgarischen Wähler wollen Veränderungen, und es ist Aufgabe der Politiker, sie herbeizuführen - geplant, bewusst und mit Verstand. Wir leben in einer sehr dynamischen Zeit, wir leben in einer..

aktualisiert am 19.06.24 um 14:06
Prof. Ognjan Gerdschikow

Prof. Gerdschikow: Die Zeit ist reif für ein neues sinnvolles politischen Projekt und für eine Änderung des Wahlsystems

Am 19. Juni 2024 nimmt die 50. bulgarische Volksversammlung ihre Arbeit auf. Präsident Rumen Radew hat die neu gewählten 240 Abgeordneten zu ihrer ersten Sitzung einberufen. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen haben die Bulgaren für den..

veröffentlicht am 19.06.24 um 08:00
Bojko Borissow von GERB (l.) und Deljan Peewski (DPS)

Das Dilemma reguläre Regierung oder Neuwahlen im Herbst bleibt auch nach dem 9. Juni bestehen

Der scheinbar kategorische Sieg von GERB-SDS bei den nationalen Parlamentswahlen bedeutet nicht, dass es der Partei in jedem Fall gelingen wird, eine Regierung in der einzig möglichen Form zu bilden, indem sie eine Koalition mit einer oder mehreren..

veröffentlicht am 10.06.24 um 15:42