Sie ist 23, ein Kind bulgarisch-syrischer Eltern. Geboren in Sofia, aufgewachsen in Sofia, bezeichnet sie sich selbst als eine Brücke zwischen Bulgarien und Syrien. Sie ist Dayan Shaer und Buchautorin. "Gibt es freie Plätze im Paradies" heißt ihr Erstlingswerk. Wir fragten sie, wie es dazu kam, dass eine so junge Frau diesen Roman schreibt.
"Die Ereignisse in Syrien haben meinen syrischen Vater sehr mitgenommen, denn seine Familie ist immer noch drüben", erzählt Dayan Shaer. "Mit Beginn des Bürgerkriegs habe ich miterlebt, wie sehr er unter den Ereignissen dort litt. Jede Nachrichtensendung trieb ihm Tränen in die Augen. Jedes Telefongespräch mit der Familie in Syrien erschüttert ihn bis heute. Diese Gefühle haben mich dazu bewegt, meinen Roman zu schreiben", sagt die Buchautorin. "Ich wollte meine Gefühle niederschreiben und daraus ist ein Roman entstanden, der all meine Liebe zu meinem Vater zeigt. Die Heldin des Romans ist in Syrien verheiratet, sie ist zu Beginn sehr glücklich, bis der Krieg ausbricht. Ich möchte zeigen, wie stark der Mensch sein kann, obwohl er seine Nächsten verliert. Die Handlung beginnt in Syrien und endet in Bulgarien. Die Leser werden diese lange Reise mit all ihren Wendungen miterleben und hoffentlich spüren, was es heißt, auf der Flucht zu sein", sagt Dayan Shaer.
Ihr Vater hat erst bei der Buchpremiere erfahren, dass der Roman eigentlich ihm gewidmet ist. "Noch in den ersten Zeilen wurde ihm bewusst, dass dieses Buch für ihn ist", sagte uns Dayan Shaer. Sie erzählt darin viele persönliche Erlebnisse aus Syrien, aus einem friedlichen und harmonischen Land, das es in ihrer Kindheit auch war. Der Roman erzählt auch eine schöne Liebesgeschichte, die die Romanautorin in langen Briefen ausgelebt hat.
Der Roman hat aber auch seine sehr ernste Seite über die Spaltung in der bulgarischen Gesellschaft, welche die Flüchtlingswelle verursacht hat. Dayan Shaer erzählt über die Qual, die Heimat verlassen und ein neues Leben in einer fremden Umgebung anfangen zu müssen. Für die junge Buchautorin ist aber auch der Fanatismus der Selbstmordattentäter ein Thema, das ihr keine Ruhe gibt. "Die jungen Menschen sind anfällig für solche Ideen", sagt Dayan Shaer. Und was lautet die Antwort auf die Frage, mit der sie ihren Erstlingsroman betitelt hat?
"Dort gibt es Platz für alle unschuldigen Leben, die Opfer von Gewalt geworden sind und nicht zu Ende gelebt werden durften", sagt Dayan Shaer. "Auf dieser Welt gibt es nur zwei treibende Kräfte – die Liebe und die Güte, und diese zwei treibenden Kräfte sind eigentlich die Haupthelden meines Romans."
Deutsche Fassung: Vessela Vladkova
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