Heute wird im Nationalen archäologischen Museum in Sofia eine Ausstellung mit den interessantesten Funden eröffnet, die im vergangenen Jahr bei unterschiedlichen Ausgrabungsarbeiten entdeckt worden sind.
2015 wurden an insgesamt mehr als 400 Orten in Bulgarien wissenschaftliche Grabungen und Erkundungen durchgeführt; allein die Ausgrabungsstätten sind über 300 an der Zahl. Man kann sich leicht ausrechnen, wie viele Objekte ans Tageslicht gekommen sind. Die Labore, in denen die Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten durchgeführt werden, haben ihrerseits alle Hände voll zu tun. Die Ausstellung mit den interessantesten Fundstücken, die 15 Museen zur Verfügung gestellt haben, ist bereits die neunte ihrer Art und wurde von den geschichts- und archäologieinteressierten Bürgern sehnsüchtig erwartet. Die neuesten Funde wurden in insgesamt 24 Vitrinen untergebracht und da der Platz nicht ausgereicht hat, wurden rund 50 Poster vorbereitet, die weitere Exponate zeigen.
Für die Sofioter sind natürlich die Ausgrabungen im Zentrum der bulgarischen Hauptstadt besonders anziehend. Geleitet werden sie von Dr. Wassilka Katzarowa.
„Auf dem Grabungsgelände im Zentrum Sofias haben wir viele Funde gemacht, sogar mehr, als wir uns je vorstellen konnten“, erzählt die Archäologin. „In der bulgarischen Hauptstadt werden seit mehr als 100 Jahren archäologische Grabungen vorgenommen, so dass man mit sicherer Wahrscheinlichkeit sagen kann, was man zu erwarten hat. Und dennoch gibt es immer wieder Überraschungen. So z.B. wurde unter dem heutigen Platz unmittelbar neben der Kathedrale „Hl. Nedelja“ nicht der Hauptplatz – das Forum der einstigen römischen Stadt Serdika entdeckt, sondern die Fundamente zweier massiver Gebäude und die Reste einer Straße. Das hat unsere bisherigen Vorstellungen vom Aussehen Serdikas geändert. Unerwartet stießen wir auch auf einen Schatz. Unter dem Fußboden einer der Gebäude entdeckten wir einen versteckten Tontopf, in dem sich rund 3.000 Silbermünzen aus römischer Zeit befanden. Die ältesten Münzen stammen aus der Zeit Neros und die neuesten aus den 20er Jahren des 2. Jahrhunderts. Dieser Münzschatz ist der größte, der bisher im Sofia entdeckt worden ist.“
Unmittelbar neben dem Schatz sind in der benachbarten Ausstellungsvitrine schöne Gefäße zu sehen, denen der Zahn der Zeit mächtig zugesetzt hat, die aber von der reichen Geschichte Sofias Zeugnis ablegen.
„Die Gefäße stammen aus einer viel späteren Epoche, nämlich aus der Zeit des 15. bis 17. Jahrhunderts“, erzählt weiter Dr. Katzarowa. „Zu jener Zeit waren die antiken Gebäude bereits fast bis auf die Grundmauern zerstört und auf ihren Überresten erhob sich das Sofia, das, wie ganz Bulgarien unter osmanischer Fremdherrschaft stand. Typisch für eine orientalische Stadt wurde der Müll nicht beseitigt, sondern einfach vergraben. All diese Gefäße wurden in Müllgruben entdeckt, was auch ihren schlechten Erhaltungszustand erklärt. Es sind nur Bruchstücke, die jedoch das reiche Leben der Stadtbewohner bekunden. Es handelt sich um für jene Zeit recht teure osmanische Keramik, die teils mit Tulpen verziert ist. Solche Gefäße waren hauptsächlich für die Tafel des Sultans und der Oberschicht bestimmt. Die Glasschüsseln sind ihrerseits Importware, höchstwahrscheinlich aus Westeuropa. Sie alle deuten auf einen gehobenen Lebensstandard der Bewohner Sofias in jener Epoche hin.“
Im vergangenen Jahr wurde nur ein verhältnismäßig kleiner Teil des Platzes neben der Kathedrale „Hl. Nedelja“ archäologisch erforscht. In diesem Jahr sollen die Arbeiten fortgesetzt werden. Gleichzeitig damit arbeitet man an einem Projekt zur Einbeziehung der neuentdeckten antiken Überreste der Stadt in das heutige Stadtbild Sofias.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Weneta Pawlowa
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