Kremikowtzi war früher ein Dorf in der Nähe Sofias, heute ist es ein Wohnviertel der Hauptstadt. Es liegt im Nordosten der Sofioter Hochebene, unmittelbar am Fuße des Balkangebirges. In sozialistischer Zeit war es vor allem mit dem dort errichteten Metallurgiegiganten bekannt. Heute stehen von ihm nur noch rostende Ruinen und die Menschen erinnern sich wieder der alten Sehenswürdigkeiten des Ortes, darunter das aus dem Mittelalter stammende Kloster, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die Ebene und die Stadt hat. Die Umgebung ist sehr malerisch und lädt zu Spaziergängen und Fahrradtouren ein. Das Kloster selbst ist mit seiner Kapelle und ihren Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert bekannt. Der Stolz des Klosters ist auch das aus dem Jahre 1497 stammende Evangeliar. Einst blühte in diesem Kloster ein reges literarisches Leben, das natürlich auch auf das naheliegende Kremikowtzi einen großen Einfluss ausübte. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass dort schon früh eine Schule und ein Kulturhaus entstanden.
„Unser jetziges Gebäude wurde 1972 errichtet und ist im Vergleich zum Vorgängerbau bedeutend größer“, erzählte uns Wesselina Gjoschewa vom Kulturhaus „Swetlina“ (zu Deutsch „Licht“). „Die Tätigkeit unserer Kultureinrichtung ist recht breit gefächert: wir haben verschiedene Volkstanzgruppen – für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, ferner eine Gruppe für moderne Tanzkunst, zwei Chöre und verschiedene Arbeitsgemeinschaften für Kinder, wo sie u.a. malen, Sprachen lernen und Sport treiben können. In diesem Jahr vermerken wir den 110. Jahrestag der Gründung unseres Kulturhauses und 10 Jahre seit der Einrichtung des von uns organisierten internationalen Folklorefestivals „Georgs-Frohsinn“. Natürlich vermerken wir auch den 160. Jahrestag seit Beginn der Kulturhausbewegung in Bulgarien. Diese Jubiläen werden wir mit einem großen Konzert am 9. Mai vermerken, an dem sich alle unsere Gruppen und Arbeitsgemeinschaften beteiligen werden.“
Die wohl größte Veranstaltung, die das Kulturhaus von Kremikowtzi organisiert, ist das genannte Folklorefestival „Georgs-Frohsinn“. Alljährlich findet es an mehreren Orten gleichzeitig statt – auf dem Platz neben dem Kulturhaus und auf den Wiesen des nahen Klosters, das dem heiligen Georg geweiht ist. Daher nennt sich das Festival auch „Georgs-Frohsinn“ und wird in den Tagen um den Georgstag am 6. Mai veranstaltet. Das Festivalprogramm ist äußerst reichhaltig, so dass auch Konzerte in jeweils einer anderen Stadt gegeben werden. In diesem Jahr fiel die Wahl auf Kopriwschtitza, das für seine Architektur aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt berühmt ist.
„In den Jahren sind viele in- und ausländische Gruppen bei uns aufgetreten“, setzt Wesselina Gjoschewa fort. „Wir legen großen Wert darauf, dass die Balkanländer vertreten sind. In diesem Jahr werden Gruppen aus Rumänien, Serbien und Albanien kommen. Die Folkloregruppen sind auf hohem Niveau und wir freuen uns, dass sich unser Festival als ein Treffpunkt qualitativ hochwertiger Volkskunst etabliert hat.“
Die diesjährige Ausgabe des „Georgs-Frohsinns“ wird am 5. Mai beginnen. Im Verlaufe von drei Tagen werden die Festwiesen in den bunten Farben der unterschiedlichsten Trachten erstrahlen; die Volksmusik und die Volkstänze werden das ihrige zur guten Stimmung beitragen.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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