Der bulgarische Fotograf Marin Karawelow ist Ideenvater des ungewöhnlichen Projekts „Black Sea View“, das die gesamte bulgarische Schwarzmeerküste vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt auf einer durchgängigen Panoramaaufnahme zeigt. Das Panorama wurde aus rund 25.000 Einzelaufnahmen zusammengestellt und besitzt eine Auflösung von 900 Gigapixel. Natürlich konnte Marin Karawelow nicht allein diese Aufgabe bewältigen. Schnell fanden sich jedoch junge Leute, die ihm dabei begeistert halfen.
Unter ihnen ist Stojan Stojanow, der in die Rolle des Marketing-Managers geschlüpft ist. Er hat das Kunstgymnasium in Sofia absolviert, danach aber „Weltwirtschaft und Businessverwaltung“ studiert, damit wie er sagt „zu Hause alle zufrieden sind“. Der heute 31jährige Mann hat aber eher seine Hobbys im Kopf. Das sind Tauchen und vor allem Fotografieren. Sobald davon die Rede ist, beginnt er zu schwärmen und erzählt über das Projekt, an dem er sich mit Herz und Seele beteiligt:
„Es ist einzigartig und so etwas gibt es in der Größenordnung noch nicht“, sagt er. „Jede Position gewährt ein 360 Grad Panorama. Das erlaubt dem Nutzer sich umzublicken; er kann sehen, wo sich beispielsweise sein Hotel oder der Zeltplatz befindet, wo er sein Zelt aufgeschlagen hat. Wenn jemand auf die Schnelle erfahren will, wo sich was befindet, kann er im Internet einen virtuellen Spaziergang entlang der bulgarischen Schwarzmeerküste unternehmen. Wir haben es so aufgebaut, dass es für Jung und Alt einfach zu handhaben ist.“
Um seine Idee zu verwirklichen, griff Marin Karawelow in die eigene Tasche. Zu Beginn dachten die meisten, dass er scheitern werde, da er keine entsprechende Software besitzt, die die Einzelaufnahmen zusammenfügt. Es halfen ihm jedoch Grafik-Designer, die im Verlaufe von mehr als einem Jahr über 500 Stunden arbeiteten. Jede Aufnahme besitzt GPS-Koordinaten und kann so jeder Zeit aktualisiert werden. Die Aufnahmen selbst entstanden von einem Boot aus, das sich in einer Entfernung von bis zu 250 Meter vom Ufer befand. Da das Team nur aus „Landratten“ besteht, musste ein Bergsteiger die Kamera an dem 30 Meter hohen Mast anbringen. Eine spezielle Vorrichtung schaltete das Schaukeln des Bootes auf den Wellen aus. Auch etliche weitere Probleme, mit denen man zu Beginn nicht gerechnet hatte, mussten bewältigt werden. So wurde lediglich ein Drittel der Fotos von einem Boot aus gemacht; für die restlichen kam ein Moto-Deltaplaner zum Einsatz.
Die Internetseite Black Sea View gewährt viele Einblicke in Architektur- und andere Sehenswürdigkeiten, die die bulgarische Schwarzmeerküste zu bieten hat. Stojan Stojanow meinte, dass man die Medienmeldungen über das Zubetonieren der Schwarzmeerküste, das schmutzige Wasser und viele andere nicht übertreiben sollte. Er habe durchaus auch positive Tendenzen gesehen. So werden die Strände sichtlich besser gepflegt, was auch den Urlaubern nicht verborgen geblieben sei, die nun weit weniger Gründe für Beschwerden hätten. Anscheinend will man das touristische Image Bulgariens aufbessern, das bislang nur für Billigurlauber anziehend war. Das Projekt „Black Sea View“ ist ein guter Partner der Tourismusbranche. Wegen des Maßstabs des Projekts, werde man sich mit ihm um Aufnahme in das Guinness-Buch der Rekorde bewerben. Das wiederum ist reinste Werbung. Mehr aus der „Projekt-Küche“ erzählte uns Stojan Stojanow:
„Das Projekt wird in Burgas an einem geeigneten Ort vorgestellt werden“, erzählt er. „Die Panoramaaufnahme wird ein Kilometer lang sein; Die Vorrichtung selbst wird einem riesigen Tonbandgerät ähneln. Die zwei Rollen werden eine Höhe von 2,40 Meter haben und etwa sechs Meter auseinanderstehen. Es ergibt sich also eine riesige Leinwand, auf der die gesamte Schwarzmeerküste hin und zurück gerollt wird. Derzeit ist unser Projekt zu 70 Prozent fertig. Wir zielen darauf ab, es bis zum 31. Oktober fertigzustellen, denn an diesem Datum wird der Tag des Schwarzen Meeres begangen. Die Fotografie ist in meinen Augen ein Instrument, das den Menschen neue Welten vorstellt und gleichzeitig hilft, Erlebtes festzuhalten. Mit unserem Projekt wollen wir allen zeigen, dass auch Bulgarien etwas zu bieten hat.“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: blackseaview.bg
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