Sobald die Sommerurlaubssaison in greifbare Nähe gerückt ist, überschütten uns die Medien mit verschiedenen Statistiken, Expertenmeinungen und Interviews aus verlockenden Reisedestinationen. Was die statistischen Angaben anbelangt, sind sie auf dem Balkan, abgesehen von einigen nationalen Eigenheiten, recht gleich. Die beliebtesten Reiseziele sind Griechenland und die Türkei. Andere Destinationen machen aber zunehmend mehr auf sich aufmerksam, sei es wegen der Werbung oder ganz einfach wegen der lukrativen Preise. Das gegenseitige Kennenlernen steht jedoch noch am Anfang. Nehmen wir beispielsweise Albanien. Immer mehr Bulgaren entdecken diesen Teil der Balkanhalbinsel für sich.
„Nach Albanien fuhr ich zum ersten Mal auf Anraten meines Bruders, der ein berufsmäßiger Taucher ist und die schönsten Orte der Welt besucht hat. Er sagte mir, dass sich ein Besuch Albaniens lohne, da es dort noch unberührte Natur gebe“, erzählte uns Irina Michalkowa, die nun zum zweiten Mal Urlaub an der Südküste Albaniens machen wird. Was gefällt ihr dort?
„An erster Stelle ist das die Haltung der dortigen Menschen gegenüber den Touristen. Auch will ich unbedingt die einzigartige Natur und das kristallklare Wasser nennen, die das Fehlen breiter Strände wieder wettmachen. In Albanien ist der Tourismus und vieles andere mehr noch nicht kommerzialisiert.“
Das Interesse der Albaner an Bulgarien als Urlaubsziel ist jedoch auch spürbar gestiegen. Woran liegt das, fragten wir Elona Dushallari von der Botschaft Albaniens in Sofia.
„Viele Albaner, die wissen, dass ich in Bulgarien arbeite, wollen von mir Informationen über die Ferienorte am Schwarzen Meer. Die meisten interessieren sich jedoch für die Wintersportzentren in den bulgarischen Gebirgen“, erzählt Elona Dushallari. „In Albanien gibt es keine solchen Wintersportzentren und in den Städten fällt eher selten Schnee. Daher sind für uns der Schnee und die verschiedenen Wintersportarten besonders interessant. Das populärste bulgarische Wintersportzentrum für die Albaner ist Bansko. Wenn schon Albaner im Sommer an die bulgarische Schwarzmeerküste reisen, dann bevorzugen sie die Großstädte Warna und Burgas.“
Die albanischen Touristen erweisen sich als konservativ. Das rührt vielleicht auch daher, dass sie in den Zeiten des Sozialismus nicht ins Ausland reisen durften. Ein weiterer Grund sind ferner die bescheidenen finanziellen Möglichkeiten des Gros der albanischen Bevölkerung. Erst seit einigen Jahren entdecken die Albaner zaghaft Urlaubsziele im Ausland – am meisten sind das Griechenland und zunehmend auch die Türkei, Kroatien und Mazedonien. Die meisten Albaner machen jedoch weiterhin zu Hause an der eigenen Meeresküste Urlaub.
„Es gibt da zwei Möglichkeiten“, erzählt weiter Elona Dushallari. „Zum einen ist das die Adria nördlich der Stadt Vlora und zum anderen das Ionische Meer südlich von Vlora bis nach Saranda. Im Norden sind die Strände weiter und sandreicher und geeigneter für Familienurlauber. Die „albanische Riviera“ im Süden ist steiniger, besitzt dafür aber viele malerische Buchten. Dorthin zieht es vor allem junge Menschen.“
Bis vor einigen Jahren waren diese Naturperlen für die meisten Touristen unzugänglich, ganz einfach weil es an der nötigen Infrastruktur fehlte. Mittlerweile führen Straßen dorthin und es kommen zunehmend mehr Touristen. Albanien kann ihnen wirklich so einiges bieten. Es besitzt eine 450 Kilometer lange Meeresküste; 80 bis 90 Prozent der Tage im Jahr sind sonnig und die Sommersaison dauert vier bis fünf Monate. Zudem ist die Landschaft äußerst abwechslungsreich. Als ein Mangel erweist sich jedoch nach wie vor der wenig entwickelte Gebirgstourismus, obwohl gute Bedingungen vorhanden sind. Wer trotz fehlender Urlaubszentren dennoch in den unberührten Gebirgen Albaniens Urlaub machen will, kann in den umliegenden Dörfern schnell ein Quartier finden. Auch sind Fahrradtouren und Abenteuerurlaub im Angebot. Was die Preise anbelangt, sind sie selbst für arme Osteuropäer annehmbar. Noch ist die Sommersaison nicht vorbei – ein Abstecher nach Albanien lohnt sich allemal!
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: @Fation Plaku Photography
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