Wir nahmen den heutigen Tag der Unabhängigkeit zum Anlass und fragten einige Passanten auf Sofias Straßen, inwieweit sie sich unabhängig fühlen, sei es gesellschaftlich, politisch oder kulturell. Wovon hängen wir heute im 21. Jahrhundert ab?
„Heutzutage  hängt man von furchtbar vielen Dingen ab – Arbeit, Einkommen, Vermögensstand,  von dem, was einem die Eltern hinterlassen und was nicht noch alles. Das meiste  dreht sich ums Geld. Um einen guten Job zu finden, muss man die entsprechenden  Leute kennen. Mit Bekannten geht alles leichter. Wir sind auch abhängig von der  Lage Bulgariens. Der Kapitalismus ist hier immer noch nicht sozial geworden.  Unabhängiger kann man nur werden, wenn man einen hohen Bildungsstand besitzt  und ein Quäntchen Glück hat“, meint der 43jährige Wladimir Trifonow.
„Die  Bulgaren sind relativ abhängig. In gewissem Umfang sind sie unabhängig –  schließlich sind wir keine Sklaven. Wir hängen aber auch von einem Haufen  Sachen ab – Finanzen, Beziehungen und anderes. Ich persönlich fühle mich  unabhängig. Die Freiheit ist ein Geisteszustand. Wir müssen einfach positiver,  heimatverbundener und geistig stärker sein. Ferner müssen wir die Dinge  schätzen, die wir besitzen und wir dürfen auch nicht so gierig sein“, meinte  seinerseits der 24jährige Todor Belenski.
Wladimir  Dimitrow ist von Beruf Sozialarbeiter. Er stammt aus der Stadt Sliwen, lebt und  arbeitet aber seit Jahren in der Hauptstadt. Er sieht die Dinge so: „Ich würde  nicht sagen, dass die Bulgaren im 21. Jahrhundert besonders unabhängig sind. Im  Gegenteil! Mit der Zeit werden wir zusehends abhängiger und in sich  abgekapselter. Wir hängen von der fremden Meinung ab und fühlen uns nicht frei  genug, um unser Schicksal selbst zu bestimmen. Nicht, dass uns jemand 'was  auferlegt – der Freiheitsbegriff ist uns noch ein Fremdwort. Das bulgarische  Volk hat es immer noch nicht gelernt, sein Schicksal in die eigenen Hände zu  nehmen und die Verantwortung für seine Entscheidungen zu übernehmen. Die  Unabhängigkeit ist ein Prozess und keine einmalige Sache, wie z.B. eine  Revolution und ähnliches.“
Alexander  Iwanow aus Warna ist ebenfalls nicht gerade optimistische eingestellt, was die  Unabhängigkeit anbelangt: „Wir sind einerseits dahingehend unabhängig, zu  entscheiden, wo wir leben und uns entwickeln wollen. Andererseits sind wir abhängig  von der Staatspolitik. Alles hat seine guten und schlechten Seiten. Schlecht  ist, das Bulgarien derzeit dem Bildungswesen, der Gesundheitsfürsorge und den  Investitionen in Fachleute kein großes Augenmerk schenkt. Die jungen Menschen  fühlen sich hier eingeengt und verlassen Bulgarien, was wiederum den  Fortschritt im Land hemmt. Unabhängigkeit bedeutet in meinen Augen, einen  solchen Lebensstandard zu haben, der einem ein normales Leben sichert.“

Auch das zarte Geschlecht fühlt sich wenig unabhängig. Tanja Simeonowa meinte: „Wir hängen von vielen Dingen ab – von der Arbeit, von den Umständen, überhaupt von allem. Nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Kinder sind in höchstem Grade abhängig, u.a. vom Hightech.“
Jordan  Markow hat genau am 22. September Geburtstag. Für ihn ist es also ein doppeltes  Fest. Fühlt er sich jedoch unabhängig? „Im 21. Jahrhundert sind wir alles  andere als unabhängig. Wir haben keine freie Willensausübung; man hält uns  unter Kontrolle – von der Propaganda, den Medien... Wir sind nur Schachfiguren,  die man hin und her schiebt. Ich persönlich fühle mich im höchsten Grade  wirtschaftlich abhängig.“
Offensichtlich fühlen sich die meisten Bulgaren abhängig in Bulgarien. Erfreulich ist jedoch, dass sie zumindest Ideen haben und den Wunsch verspüren, die Dinge zu verändern.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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