Zum ersten Mal hat sich ein Team aus Bulgarien an der iGEM Competition in Boston beteiligt. iGEM steht für International Genetically Engineered Machine. Dahinter verbirgt sich ein internationaler Wettbewerb für Studierende auf dem Gebiet der synthetischen Biologie. Er wird seit 2003 von der gleichnamigen Stiftung veranstaltet. Das bulgarische Team wurde unter 300 wissenschaftlichen Teams anderer Länder ausgesucht. Am Projekt beteiligten sich zehn Studenten der Sofioter Universität „Hl. Kliment von Ochrid“, der Universität Plowdiw und der Technischen Universität in Sofia. Der Konzern Sofia TechPark hat die Teilnahme der jungen bulgarischen Forscher unterstützt und stellte ihnen ein spezialisiertes Labor zur Verfügung. Nach Boston reiste auch Ilka Zwetkowa, die im vierten Studienjahr Biologie an der Sofioter Universität ist.
„Unser Projekt bezieht sich auf die Bakterie des berühmten bulgarischen Joghurts. Gemeint ist der Lactobacillus bulgaricus“, sagt Ilka Zwetkowa. „Das Ziel ist, die Qualitäten der Bakterie noch besser zu machen, so dass man den Joghurt auch tieffrieren und wieder auftauen kann. Im Prozess der Gefriertrocknung macht die Bakterie enorm stressige Einwirkungen durch. Bei weitem nicht alle überleben diesen Prozess der Joghurtherstellung, was natürlich zu Verlusten für die Hersteller führt. Für unsere Zwecke haben wir ein Bärtierchen zur Hilfe gerufen. Diese Tierchen leben weltweit im Meer, Süßwasser oder in feuchten Lebensräumen an Land. Die extreme Form der Anpassung dieser Tierchen ist die sogenannte Kryptobiose, bei der die Tiere in einen todesnahen Zustand übergehen, in dem sich keinerlei Stoffwechselaktivität mehr registrieren lässt und sie extreme Umweltbedingungen überdauern können. Es ist nachgewiesen, dass die Eiweißsynthese eine Schlüsselrolle für ihr Überleben spielt. Deshalb haben wir uns vier Eiweiße `ausgeliehen` und sie erfolgreich der Joghurtbakterie implantiert. Nach zahlreichen Versuchen und Tests stellten wir fest, dass die Laktosebakterie sehr gut damit zurecht kommt“, erzählt Ilka Zwetkowa.
Die bulgarischen Studenten sind auch von den Projekten der anderen Teams beeindruckt. Dahinter stecken viele Jahre harter Arbeit, um zum Erfolg zu kommen. Der Jury gehörten unter anderem auch Wissenschaftler aus Europa an, die sehr gut wissen, unter welchen schlechten Bedingungen die bulgarischen Forscher allgemein arbeiten. Umso mehr beeindruckt waren sie von den Ergebnissen der bulgarischen Studenten. Das Team hatte aber auch große Unterstützung vor Ort, in Boston, bekommen, denn dort leben relativ viele Auslandsbulgaren. Dazu gehört etwa die Verpflegung und die Versorgung mit den notwendigen Materialien, was in Bulgarien leider keine Selbstverständlichkeit ist. Mit Hilfe einer Spendenaktion konnte das bulgarische Studententeam die Teilnahme am Wettbewerb finanzieren. Ilka Zwetkowa berichtet:
„Die Krönung für unsere mühsame Arbeit ist die Bronzemedaille, die wir gewonnen haben“, sagt die Biologiestudentin stolz. „Wir haben mit diesem Erfolg viele Studenten in Bulgarien motiviert, weiter zu arbeiten. Man darf einfach nicht resignieren und am Erfolg muss man bis zum Schluss glauben. Die Ergebnisse unserer Arbeit haben einen ganz praktischen Charakter, eröffnen aber auch Türen zu neuen Forschungsfeldern der Biotechnologie“, sagte abschließend Ilka Zwetkowa.
Übersetzung: Vessela Vladkova
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