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Miroslaw Lessitschkow und seine Liebe zur altertümlichen Fechtkunst

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Wenn man das Wort „Ritter“ hört, denkt man unwillkürlich an eine glänzende Rüstung und an ein Schwert mit einer beachtlichen Länge. Die meisten Jungen haben einmal davon geträumt, ein Ritter zu sein, Burgen einzunehmen und Drachen zu töten. Viele kommen erst richtig auf den Geschmack, wenn sie in Vaters Bibliothek den Roman „Kreuzritter“ von Henryk Sienkiewicz für sich entdecken. Ähnlich ging es Miroslaw Lessitschkow, dem jedoch die ritterlichen Gedanken nicht aus dem Kopf gingen auch nachdem er schon erwachsen war. Und so gründete er 2003 die erste und bisher einzige bulgarische Schule für mittelalterliche Fechtkunst.

Zu Beginn widmeten sich ihre Mitglieder vor allem der Erforschung und Rekonstruktion mittelalterlicher Kampfkünste. Literatur ist verhältnismäßig reichlich vorhanden – es gibt selbst alte Handschriften und spätere gedruckte Werke, angefangen beim 13. Jahrhundert bis hinein ins 16. Jahrhundert. Die mittelalterliche europäische Fechtkunst unterscheidet zwei Schulen – die deutsche und die italienische. Erinnert sei an die „Nürnberger Handschrift“ von 1389, die auch unter dem Namen „Döbringer Hausbuch“ bekannt ist. Darin erfährt man über den deutscher Fechtmeister Johannes Liechtenauer und seine Anweisungen zum Europäischen Schwertkampf. Aus Italien ist wiederum die reich illustrierte Handschrift von 1409/10 „Flos Duellatorum“ des Fiore dei Liberi bekannt.

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Das ist ein wichtiges kulturelles Erbe des gesamten europäischen Kontinents“, sagt der neuzeitliche Fechtmeister Miroslaw Lessitschkow. „Die kulturelle Entwicklung Europas verlief überaus dynamisch. Es bildete sich eine universelle Kampfkunst heraus, die im Rahmen der jeweiligen Epoche auf der Tagesordnung stand. Es ist wichtig, dieses Kulturerbe zu bewahren, denn wenn wir vergessen, wer wir waren, werden wir auch nicht begreifen, wer wir sind und was wir morgen sein werden. Es ist überdies sehr interessant, sich mit einer solchen Kulturtradition zu beschäftigen. Auch wenn sie nur am Rande des breitgefächerten Kulturbegriffs liegt – schließlich geht es um alte Kriegskunst, kann sie zur Herausbildung vieler positiver Charaktereigenschaften beitragen. Es geht schlechthin um geistige und körperliche Ertüchtigung. In der Fechtschule werden drei Disziplinen erlernt. Die erste ist der Umgang mit dem Einhandschwert oder auch Kurzschwert genannt. Hierbei lernt man das Alphabet und die Grammatik der Fechtkunst, um es mal so auszudrücken. Danach wird der Schwertkampf mit dem Buckler – das ist ein Faustschild, gelehrt. Die dritte Disziplin ist der Kampf mit dem Langschwert, das überwiegend mit zwei Händen geführt wird und daher auch häufig als Zweihandschwert bezeichnet wird.“

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Die Schwerter, mit denen man in der Fechtschule von Miroslaw Lessitschkow lernt, sind originalgetreue Kopien mittelalterlicher Waffen. Er verriet uns, dass in Ungarn und den USA die besten Schwerter gefertigt werden und zwar unter der Leitung schwedischer Schmiede. Das Gewicht eines Schwerts variiert zwischen 1 und 1,3 Kilogramm für das Einhandschwert und zwischen 1,4 und 2,3 Kilogramm für das Zweihandschwert. Auf den ersten Blick ist das kein allzu großes Gewicht, doch die Schlagkraft ist immens. Natürlich wird in der Fechtschule mit stumpfen Schwertern geübt und zusätzlich werden alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um Verletzungen auszuschließen. Die Ausrüstung besteht aus Handschuhen, Schutzmaske, Hals- und Oberarmschutz und zuweilen auch einem dicken Stoff-Harnisch. An der Fechtschule können Personen älter als 16 Jahre teilnehmen; nach oben ist keine Grenze gesetzt – der älteste Teilnehmer momentan ist 61 Jahre alt. Seit einigen Jahren wird ein Sommerlager veranstaltet.

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Wir fragten Miroslaw Lessitschkow nach der Botschaft, die die mittelalterliche Fechtkunst trägt.

Für mich ist es nicht bloß ein Spiel – eine weltfremde Beschäftigung, die lediglich in der fernen Vergangenheit eine Rolle gespielt hat“, ist der Fechtlehrer überzeugt. „Hinter der Fechtkunst verbirgt sich meiner Ansicht nach eine fast moderne Überlebensweisheit. Wir können von unseren Vorfahren nur lernen und diese Weisheit in der heutigen Welt anwenden. Angesichts der sehr angespannten geopolitischen Zeit, in der wir leben, bildet ein solches Können eine gute Grundlage, wenn es sich als notwendig erweisen sollte, auf die jungen Männer zurückzugreifen, die in Bulgarien heranwachsen.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow

Fotos: Privatarchiv



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