Derzeit ist in der hauptstädtischen Galerie „Stubel“ eine Ausstellung mit Arbeiten dreier bulgarischer Künstler zu sehen. Iwo Bistritschki, Alexander Waltschew und Slaw Nedew zeigen ihre neuesten Werke. Ein Rundgang durch die Ausstellung verrät, dass offensichtlich kein konkretes Thema die drei Künstler unter einen Hut gebracht hat. Was lässt sie dann gemeinsam ausstellen? Wir nutzen die Gelegenheit und fragten einen der Maler – Slaw Nedew.
„Bereits am 6. Januar eröffneten wir die Ausstellung «Bistritschki, Waltschew, Nedew»“, sagte uns zu Beginn unseres Gesprächs der Künstler. „Wir haben diese Überschrift gewählt, weil uns kein gemeinsames Thema oder Konzept zusammengeführt hat. Unsere Ausstellung sollte thematisch offen sein, so dass sich nicht eine wörtliche oder illustrative Wechselwirkung einstellt, sondern buchstäblich eine „plastische“. Ich denke, dass zwischen uns, wie auch zwischen unseren Werken eine geistige Beziehung besteht, auch wenn sie sich äußerlich stark voneinander unterscheiden. Es ist wichtig, dass in der Kommunikation mit anderen Künstlern ein freier schöpferischer Gedankenaustausch besteht. Mit Alexander und Iwo haben wir bereits früher gemeinsam ausgestellt, so dass in dieser Beziehung bereits so etwas wie eine Tradition besteht. Es sagt uns zu, gemeinsam zu arbeiten. So haben wir einige Gemeinsamkeiten zwischen uns entdeckt und wollen auch künftig gemeinsame Projekte in Angriff nehmen. Das nächste wird bereits Ende März sein – in der nordbulgarischen Plewen werden wir zusammen mit dem Bildhauer Simeon Simeonow ausstellen. Wir würden es gern sehen, wenn mehr Leuten die neue, innovative Kunst gefällt, denn wir meinen, dass die visuelle Kultur und die bildende Kunst das Leben eines Menschen und die Gesellschaft als Ganzes bedeutend bereichern können. Die Besucher unserer jetzigen Exposition sind recht angetan von dem, was wir machen. Das Endergebnis der Ausstellung in der Galerie „Stubel“ ist uns sehr wichtig.“
Man sieht es den Werken der drei Künstler an, dass sie gern experimentieren und erforschen, angeregt von der uns umgebenden Welt und den Mitmenschen. Das ist es, was auch die drei untereinander verbindet.
In ihren Bildern kann man einen Querschnitt der Form entdecken, an der sie gerade arbeiten. Unabhängig davon, ob es ein Gegenstand, eine Stadtlandschaft oder ein Körper ist – sie falten das Objekt auseinander, zeichnen, schürfen und schichten übereinander. Das Objekt wird zur Schablone oder zu einem Text, einem Hintergrund oder zu einer Anatomie. Die Maler verändern die Sicht, schaffen Spannung und wecken damit Interesse – jeder aus seiner persönlichen Sicht:
„Ich entdecke die Schönheit in den einfachen Dingen, die die anderen nicht beachten“, meint Alexander Waltschew. „Sie werden von mir kombiniert, geordnet und neu geschöpft. Es entstehen abstrakte Kompositionen, in denen das ursprüngliche Objekt seine praktische Bestimmung verloren und eine neue ästhetische Funktion angenommen hat.“
„Es ist eine „Metaphysik des Körpers“ – kleine Organe mit unklarer Funktion, Elemente und Mechanismen als Verbindungsglieder... große Herzen... Worte, Texte, Fragezeichen und Nachrichtenfetzen, Striche und Halbkreise... Es sind Erinnerungen, Nostalgie, schwarze Löcher, Bruchstücke des Glücks und ein Schuss Liebe“, beschreibt seinerseits seine Arbeiten Iwo Bistritschki.
„Der Zyklus „Post-urbanе Visionen“ eilt seiner Zeit voraus“, erzählt über seine Arbeiten Slaw Nedew. „Gezeigt werden die Überreste unserer hoch-urbanen Industriegesellschaft. In der neuen Wirklichkeit fehlen aber aus irgendeinem Grund die Menschen, geblieben sind nur die Spuren ihres Wirkens, vornämlich Architektur – es sind Schatten und Silhouetten, die an einstiges hektisches Stadtleben erinnern. Die Natur bemächtigt sich der Kulisse, die sich die Menschen angeeignet hatten; neues Leben erobert sich den Beton und das Glas...“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir WladimirowFotos: stubelgallery.com
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