Haben Sie schon ein Mal eine uralte Truhe geöffnet, in der handgewebte Stoffe und Decken, Läufer, bunte Stickereien und Erinnerungsstücke, liegen? Genau an so einem Augenblick erinnern die Bilder der in der Ukraine lebenden Bulgarin Donka Minkowskaja. Sie ist in die Heimat ihrer Vorfahren gekommen, um ihre Ausstellung "Bessarabien – Schätze aus den Truhen unserer Großmütter" zu präsentieren.
Organisatoren der Ausstellung sind das Zentrum der bessarabischen Bulgaren in Bulgarien und das Institut für Ethnologie und Folklore an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften.
„Die Ausstellung ist Teil eines großen Anliegens, für das viele Bulgarien aus Bessarabien arbeiten – die Vereinigung der in dieser Region lebenden Bulgaren mit ihrer bulgarischen Urheimat“, unterstreicht Rajna Mandschukowa, eine der Kuratorinnen der Ausstellung.
Donka Minkowskaja ist eine bekannte bessarabische Künstlerin, die zahlreiche Ausstellungen in Odessa hinter sich hat. Ihre Werke schmücken das Allukrainische Zentrum der Bulgaren in Odessa. Ihr lang gehegter Traum war es, in Bulgarien auszustellen. „Eigentlich ist das der Traum eines jeden Künstlers in Bessarabien, in der Urheimat zeigen zu können, was er geschaffen hat“, gibt Rajna Mandschukowa zu. „Es ist so als würde ein genetischer Code dahinterstecken“, lächelt sie.
So entstand die Idee, die Ausstellung "Bessarabien - Schätze aus den Truhen unserer Großmütter" im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum 140. Jahrestag der Befreiung Bulgariens von der türkischen Fremdherrschaft einzurichten, die Werke einer Künstlerin zeigt, die stark mit den bulgarischen Bräuchen und der bulgarischen Kultur zusammenhängen.
Donka Minkowskaja arbeitet mit der Technik Collage, so wie viele andere Künstler auch. Doch im Unterschied zu ihren Kollegen benutzt sie ausschließlich natürliche und authentische Materialien, die mit der Vergangenheit der Bulgaren zusammenhängen. In ihren Werken kommt oft ein spezifischer, alter, roter, handgewebter Wollstoff vor, typisch nur für ihr Heimatdorf Tschijschia, heute Gorodnee in der Ukraine. Aus diesem Stoff, der heute nicht mehr gewebt wird, wurden früher die Trachten hergestellt. Die Künstlerin hat auf alten Dachböden und Truhen alles, was noch übrig geblieben war, zusammengetragen, um die Erinnerung an die Vergangenheit wach zu halten. Deshalb wurde die Ausstellung von den Kuratoren "Schätze aus den Truhen unserer Großmütter" genannt.
Donka Minkowskaja träumte von Kindheit an zu malen. Ihr Heimatdorf liegt weit von großen Städten entfernt und damit auch von den Möglichkeiten für die Förderung spezifischer Talente. Deshalb wurde sie in ihrem Umfeld auch nicht besonders Ernst genommen. Hinzu kamen ihre gesundheitlichen Probleme. Nach Schulabschluss entschloss sie sich dennoch, sich an der Kunsthochschule in Odessa zu bewerben. Sie schaffte die Aufnahmeprüfungen und entgegen der gutgemeinten Ratschläge der Professoren, das Studium doch nicht zu beginnen, weil es zu hart für sie sei, meisterte sie erfolgreich auch diese Hürde durch harte Arbeit.
Zu den Truhen der Großmütter kam sie durch ihre Diplomarbeit, die sie an der Kunst- und Theaterschule in Odessa machen sollte. Sie hatte vor, mit der Technik der Collage ein Wandbild anzufertigen. Nicht irgend eins, sondern ein nach bulgarischer Tradition, denn schließlich waren ihre Mutter, ihr Vater und ihre Großeltern Bulgaren. „In meinem Dorf bewahren die Großmütter noch immer Truhen mit verschiedenen Stoffen und Kleidungsstücken und so kam ich auf die Idee, ein Mädchen in bulgarischer Nationaltracht zu weben“, erinnert sich die Künstlerin und drückt das in einer spezifischen bulgarischen Sprache aus, die sich Jahrhunderte lang aus den verschiedenen Dialekten weit von der Urheimat entwickelt hat. Die bulgarischen Aussiedler flüchteten nach den Russisch-türkischen Kriegen 1768-1774 und insbesondere nach 1829 und ließen sich in Bessarabien nieder.
Das Zentrum der bessarabischen Bulgaren in Bulgarien hat bereits angekündigt, die Magistratur von Donka Minkowskaja an der Bulgarischen Akademie für Künste im nächsten Studienjahr unterstützen zu wollen.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Weneta Pawlowa
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