Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Stojan Detschew – Hüter der unverfälschten Folklore der Dobrudscha

БНР Новини
Foto: Privatarchiv

Der Akkordeonspieler Stojan Detschew gehört zu den treuen Anhängern des authentischen Interpretationsstils der Dobrudscha-Folklore. In der Nordostregion Bulgariens sind neben der Fiedel, der Hirtenflöte und dem Dudelsack auch die Tastenharmonika, die später durch das Akkordeon ersetzt wurde, beliebte Volksmusikinstrumente. Die typische Besetzung eines Folkloretrios in der Dobrudscha besteht aus Fiedel, Dudelsack und Akkordeon, das große technische und harmonische Möglichkeiten aufweist. Unter den begabten Interpreten dieses Instruments hebt sich Stojan Detschew hervor, der als der „Akkordeonvirtuose der Dobrudscha“ bekannt ist.


Melodie aus der Dobrudscha


Stojan Detschew wurde im Dorf Garwan in der Nähe der Donaustadt Silistra geboren. Das Dorf ist mit seinen reichen Musiktraditionen und seinem Volksmusikorchester bekannt, das nicht nur zu den Festen dieses Dorfes aufspielt. Stojan Detschew war von klein auf vom Klang der Fiedel und des Akkordeon angezogen und mit den Jahren bahnte er sich seinen Weg bis zum Podium, den Aufnahmestudios und den Konzertreisen durch Bulgarien und die Welt. Die Notenschrift lernte er in Plewen in Nordbulgarien, wo er zwei Jahre lang unter der Aufsicht des Kapellmeisters Kyrill Koschuharow spielte. Danach absolvierte er die Lehrerschule in der ostbulgarischen Stadt Sliwen. Dort lernte er auch Fiedel spielen – ein Instrument, mit dem er Mitglied des Ensembles „Sliwen“ wurde. 1974 machte er seine ersten Aufnahmen am Bulgarischen Nationalen Rundfunk. Er spielte zusammen mit dem Rundfunkvolksmusikorchester die stilvollen Reigen der Dobrudscha nach dem Arrangement von Stefan Kanew ein. Vor wenigen Tagen beging Stojan Detsches seinen 75. Geburtstag – Anlass für einen Rückblick:

Bereits mein Vater und mein Großvater spielten Fiedel. Sie waren Schuhmacher, spielten jedoch zum Vergnügen. In unserem Dorf spielt jeder zweite Bewohner auf irgend einem Instrument. Die meisten spielen auf der Fiedel oder der Tastenharmonika. Ich wählte das zweite Instrument. Erst in Sofia ging ich zum Akkordeon über. Nachdem ich die Lehrerschule in Sliwen beendete, lernte ich in Plowdiw in der Schule für Dirigenten von Folkloregruppen bei Prof. Iwan Spassow, Prof. Wassilka Spassowa und Christo Urumow. Später bestand ich an der Musikakademie in Sofia die Abschlussprüfung für Akkordeonlehrer. Das ist mein Beruf im Leben – ich unterrichte Folkloregruppen. Derzeit beschäftige ich mich mit Gruppen aus Tutrakan für bearbeitete und authentische Musikfolklore. Ich bin dem Schicksal sehr dankbar dafür, dass ich diese Arbeit machen kann.


„Kopanitza“ aus Schumen


Meine Tochter lebt und arbeitet seit 20 Jahren in den USA. Zuerst war sie in Chicago. Als ich sie einmal besuchte, nahm ich ein Akkordeon mit, auf dem ich dort spielte. Dort leben Bulgaren, die andere Wissenschaften studieren, doch wegen meinem Spiel kauften auch sie sich Akkordeons und begannen dieses Instrument zu erlernen. Prof. Stefan Stefanow, ein Kollege von mir, unterrichtet Akkordeon an der Universität von Chicago. Zusammen haben wir die Zahl der Freunde dieses Instruments vergrößert und Schüler ausgebildet. Sie sagten mir: „Wir warten auf sie, dass sie wiederkommen, damit wir unsere Ausbildung fortsetzen können.“ 2016 beteiligte ich mich am Welt-Balkan-Festival in Brooklyn, wo sich meine Schüler sehr gut vorstellten. Alle Instrumentalisten hatte nur je 5 Minuten, etwas vorzuspielen – ich hingegen durfte eine halbe Stunde musizieren. Ich bemühe mich, die Musikfolklore der Dobrudscha zu verbreiten und Stücke ausfindig zu machen, die schon lange keiner mehr gespielt hat.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Zum ersten Mal wird es einen Männerreigen im eisigen Wasser des Flusses Ogosta geben

Seit mehr als 20 Jahren ist es in der nordwestbulgarischen Stadt Montana Tradition, am 6. Januar in den Park „Montanensium“ zu gehen. Dort gibt es einen künstlichen See, der für das orthodoxe Ritual „Rettung des Heiligen Kreuzes“ am Tag der..

veröffentlicht am 05.01.24 um 21:05

Kjustendil lässt lokale Weihnachtstradition wieder aufleben

Das märchenhafte Weihnachtsfest in Kyustendil beginnt am 2. Dezember mit weihnachtlichem Flair und mit dem Anzünden der Lichter am Weihnachtsbaum auf dem „Welbaschd-Platz“. Ein Weihnachtsmarkt im Zentrum der Stadt erweckt eine jahrzehntelange..

veröffentlicht am 02.12.23 um 08:15

Boza-Fest in Radomir feiert das alte Handwerk

Eine gute Boza sollte sehr dickflüssig und mit einem deutlich wahrnehmbaren Geruch von Getreide sein , sagen die Meister. Wie Boza nach einem traditionellen Rezept aus Radomir herstellt wird, werden die Gäste von Radomir auf dem bunten Fest am 14...

veröffentlicht am 14.10.23 um 08:05