Die bulgarische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, das angeschlagene Image Bulgariens als das ärmste und korrupteste Land Europas zu verbessern. Die Maßnahmen schließen Programme für die Förderung der Unternehmen, das Heranziehen von Investitionen und die Schaffung eines günstigen Geschäfts- und Investitionsumfelds ein.
„Die bulgarische Wirtschaft ist in den letzten Jahren im Wachstum begriffen, doch in Bezug auf die Einkommen müssen wir noch viel aufholen“, erklärte in einem Interview für Radio Bulgarien der Wirtschaftsminister Emil Karanikolow.
Inoffiziellen Angaben zufolge haben in den letzten 30 Jahren 3 Millionen Bulgaren das Land verlassen. Insbesondere nach 2007, als Bulgarien Mitglied der EU wurde, nahm die Wirtschaftsmigration verheerende Ausmaße an. Dem versucht die bulgarische Regierung nun entgegenzuwirken und die bulgarischen Wirtschaftsemigranten wieder ins Land zu holen. Wie bereits berichtet, ist der Staat bereit, ab Januar nächsten Jahres jedem, der sich entschließt, nach Bulgarien zurückzukehren, um hier zu arbeiten ein Jahr lang monatlich 600 Euro zu zahlen. Doch werden diese Maßnahmen Erfolg haben?
„Unsere Aufgabe ist es, ein Wirtschaftsmodell zu schaffen, das unsere Landsleute vom Ausland zurückholt. Das wird nicht von heute auf morgen gehen, doch Ergebnisse wird es ganz sicher geben“, ist der Wirtschaftsminister Emil Karanikolow kategorisch und nannte als Beispiel die IT-Branche.
„In diesem Wirtschaftsbereich ist zu beobachten, dass nicht nur Bulgaren zurückkehren, sondern auch Ausländer nach Bulgarien kommen, um hier zu arbeiten.“
Die Statistik, die Bulgarien als das ärmste Land mit der niedrigsten Entlohnung in der EU ausweist, werde Bulgarien durch eine funktionierende Wirtschaft verändern, erklärt der Minister weiter.
„Das ist die einzige Möglichkeit, denn einfach die Gehälter auf Dienstwegen zu erhöhen, ohne dass die Produktivität gestiegen ist, wird zu nichts Gutem führen. Die Erhöhung der Einkommen muss eine Folge des Wirtschafsaufschwungs sein. In den letzten 2-3 Jahren werden die Gehälter, vor allem in privaten Unternehmen, jährlich um 8-10% erhöht. Nach Anstieg der Gehälter ist Bulgarien nach Rumänien innerhalb der EU an zweiter Stelle. Und wenn Sie mich fragen, warum es in Rumänien besser ist, ist die Antwort einfach, weil es dort einen um das Dreifache größeren Binnenmarkt gibt. Das ist auch der Grund, weshalb die Investoren Rumänien bevorzugen. Dort leben 18-20 Millionen Menschen.“
Die Arbeitslosenrate in Bulgarien ist unter 4%. Die Mehrzahl der Arbeitnehmer denken aber, dass die Bezahlung ihrer Arbeit unwürdig ist.
Laut Umfragen, die das Ministerium für Arbeit und Sozialfürsorge während der Kariere-Foren in EU-Staaten durchgeführt hat, wären 70% unserer im Ausland lebenden Landsleute bereit, nach Bulgarien zurückzukehren, wenn es dafür bestimmte Bedingungen gibt.
„Wenn wir es schaffen, die Gehälter anzuheben und ein Wettbewerbsklima und gute Bedingungen zu schaffen, denke ich, dass Bulgarien ein sehr guter Ort zum Leben sein wird“, behauptet Emil Karanikolow.
Dass Bulgarien ein gutes Land zu Leben ist, findet auch der Direktor der bulgarischen Investitionsagentur Stamen Janew. Er fügt dem hinzu:
„Es ist ein gutes Land auch für Investitionen. Die politische und wirtschaftliche Stabilität ist gegeben. Bulgarien ist in den Top 3 des niedrigsten Verhältnisses zwischen Bruttoinlandsprodukt und Inlandsverschuldung innerhalb der EU. Das ist ein Beweis, dass eine Finanzstabilität garantiert werden kann und das ist für Investoren sehr wichtig. Es gibt in Bulgarien talentierte Menschen, die bei einer guten Bezahlung gute und loyale Angestellte großer Unternehmer abgeben würden“, unterstreicht Stamen Janew und fügt hinzu, dass in Bulgarien der Maschinenbau, die Zulieferindustrie für die Autohersteller und der IT-Bereich sehr gut entwickelt sind.
„Die IT-Branche verzeichnet in unserem Land ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 25 bis 30%, das in anderen Ländern nicht zu beobachten ist. Wir sind der Meinung, dass die gut ausgebaute digitale Infrastruktur, der sehr schnelle Zugang zum Internet und das 5G-Netz uns Grund geben, einen Platz in der Hochtechnologie zu beanspruchen, warum auch nicht das Silicon Valley der EU zu werden. Bulgarien kann seine geostrategische Lage als Brücke zwischen Europa und Asien nutzen und ein intellektuelles Produkt herstellen, dass auf den globalen Märkten verkauft wird.“
Es ist kein Geheimnis, dass Bulgarien über einige der besten IT-Talente verfügt. Außerdem dauert die Registrierung eines Unternehmens nicht lange und die Kosten sind niedriger – alles Faktoren, die Investitionen in der Branche anlocken.
Übersetzung: Georgetta Janewa
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