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Die sakrale Welt von Lika Janko

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Foto: sofia-art-galleries.com

Das Leben und Werk der Malerin Lika Janko steht seit mehreren Wochen im Mittelpunkt des Kulturkalenders der Hauptstadt. Die Galerien „Loran“ und „Kontrast“ zeigen neben bekannten Werken der Künstlerin auch bisher unbekannte. In der Nationalgalerie Quadrat 500 werden bis zum 9. Februar mit Hilfe von multimedialen Technologien und Beleuchtung unbekannte Zeichnungen ausgestellt. Vorgestellt wurde auch das Buch „Lika Janko. Kommunikation mit dem Sakralen“ des Kunstexperten Krassimir Iliew, der der Ansicht ist, dass es höchste Zeit ist, dass wir mehr über diese eigenwillige Malerin erfahren. Nach der Monografie von Prof. Dimiter Awramow ist das das zweite Buch über die Künstlerin.

Je mehr über einen Künstler geschrieben wird, desto mehr Perspektiven haben wir auf sein Werk“, sagt Krassimir Iliew. „Die Studie von Prof. Awramow ist zweifellos sehr wertvoll, doch er ordnet die Werke nicht chronologisch. Das wäre aber wichtig, um die Entwicklung von Lika Janko als Malerin zu verstehen. Prof. Awramow hat die Künstlerin persönlich gekannt und hatte viele Anhaltspunkte. In seiner Studie schreibt er, dass sie ihr Studium an der Kunstakademie 1946 begonnen hat. Das war aber 1945. Dieser Unterschied ist von enormer Bedeutung, weil es sich um eine dramatische Zeit in der bulgarischen Geschichte handelt, die sich auch auf die darstellende Kunst ausgewirkt hat. Professoren und Studenten wurden ideologischen Druck ausgesetzt, ihre Kunst den Vorgaben des sozialistischen Realismus zu unterwerfen. Vor diesem Hintergrund haben sich jene abgezeichnet, die sich dem Druck und dem ideologischen Rahmen widersetzt haben“.

Evangelia Grabowa, als Lika Janko bekannt, ist die Tochter von Aussiedlern aus Albanien. „Die albanische Abstammung war für sie ein eigenwilliges Schutzschild, das ihr dabei half, ihr Anderssein zu verteidigen und unabhängig zu sein“, behauptet Krassimir Iliew, der seit über 10 Jahren das Werk der Künstlerin erforscht. Ihr Schaffen ist Teil seiner Forschungsarbeit „Formen des Widerstands“ (2016), die den Malern gewidmet ist, die die aufgezwungenen ästhetischen Kriterien des kommunistischen Regimes von 1944-1989 nicht beachtet haben.

Nach Ansicht von Krassimir Iliew kann das Schaffen von Lika Janko nur schwer in Etappen unterteilt werden, weil sie ständig experimentiert und selbst in ihren frühesten Künstlerjahren nach dem eigenen Ich gesucht hat. Bis in die 1960iger Jahre hinein hat sie nur das gemalt, was ihre Augen gesehen haben. Die Richtung ihres Schaffens wurde durch ihre Reisen durch die Rhodopen und Sosopol geprägt, wo sie vorwiegend Landschaften gemalt hat.

1964 begann sie mehrfarbige abstrakte Werke zu malen und Collagen und Assemblagen mit zufällig gefundenen Gegenständen wie Muttern, Federn, Drähten und Scheiben, die sie auf die Leinwand anbrachte, herzustellen.

Als Absolventin des Französischen Colleges „Saint Joseph“ in Sofia hatte Lika Janko Zugang zur Bibliothek der Alliance Française und konnte die künstlerischen Tendenzen, die Kreativität und die Experimente in Europa und der Welt verfolgen, einschließlich der amerikanischen Impressionisten. In dieser Zeit stand ihr Schaffen unter dem Einfluss der europäischen und amerikanischen Kunst.

Bis 1967, dem Jahr, in dem ihre erste selbständige Ausstellung stattfand, war die Künstlerin immer noch auf der Suche. Nachdem ihre Ausstellung am siebenten Tag nach der Eröffnung brutal abgebaut wurde, entledigte sich Lika Janko jeglicher Normen und Einflüsse und begann ihren eigenen Weg. Sie bricht mit dem Sichtbaren und beginnt, eine imaginäre Welt zu malen, wenn das, was ihre Seele und ihr Herz erschaffen, so bezeichnet werden kann“, erklärt Krassimir Iliew.

Den bulgarischen Malern wurde beigebracht, dass sie die weiße Leinwand bemalen müssen, so dass der weiße Grund nicht zu sehen ist. Lika Janko machte genau das Gegenteil. Sie brachte weißen Gips auf die weiße Leinwand und stellte Collagen her. Sie gab die Zeichnung auf und begann, nicht nur die Konturen zu zeichnen, sondern sogar ihren Namen mit einem Seil zu schreiben, als wollte sie sagen: „Sie haben versucht, mich zu fesseln, ich aber werde Ihnen zeigen, wie entfesselt ich bin."

Das Seil hat Anfang der 1970iger Jahre eine befreiende Wirkung auf Lika Janko. Durch ihr Verhalten, dass die allgemeinen Tendenzen in der darstellenden Kunst missachtet, erklärt sie, dass sie ihren eigenen Weg gehen wird, der sich völlig von dem der anderen Künstler unterscheidet.

Sie bringt Kieselsteine, Muscheln, Glasscherben, Perlen, alles Mögliche, was ihr gefällt, auf die Leinwand und baut ihr Werk nicht mit Hilfe des Pinsels auf, sondern durch die Collage. Sie interessiert sich nicht mehr dafür was ihre Augen sehen, sondern für die Erschaffung der Welt, das Unsichtbare und Göttliche in den Gefühlen und Gedanken der Menschen. Ihre Sujets stammen aus einer Welt, die sehr persönlich ist.“

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: bereitgestellt von Krassimir Iliew, wikipedia.org, sofia-art-galleries.com


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