Just am Nationalfeiertag Bulgariens, dem 3. März, als der Friedensvertrag nach dem Russisch-Türkischen Krieg von 1877-78 unterzeichnet und Bulgarien von der 500-jährigen türkischen Fremdherrschaft befreit wurde, hat der russische Gasmonopolist „Gazprom“ Bulgarien einen neuen Gasliefervertrag zukommen lassen. Nach sieben Monaten angespannter Verhandlungen wird der Gaspreis für Bulgarien Kraft dieses Vertrags ab dem 5. August des Vorjahres um 40,3 nach unten korrigiert.
Die Differenz zwischen alten und neuen Preisen für diesen Zeitraum, die Kunden bereits bezahlt haben, wird rückwirkend erstattet. Der Erdgaspreis sinkt von 22 Euro auf 13 Euro pro Megawattstunde. Der Betrag, der an die Verbraucher im Land zurückerstattet werden muss, übersteigt 75 Millionen Euro. Energieministerin Temenuschka Petkowa erklärte, dass diese beispiellose Reduzierung die Wettbewerbsfähigkeit der bulgarischen Wirtschaft anheben wird. Die Ministerin verwies dabei auf die wichtige Rolle der Europäischen Kommission in diesem Prozess dank dem Kartellverfahren gegen „Gazprom“.
Wie sehen die Ergebnisse dieser Preissenkung für Bulgarien aus?
Unser Land verbraucht jährlich rund 3 Milliarden Kubikmeter Gas. 90 Prozent davon werden hauptsächlich aus Russland importiert und zwar zu Preisen, die zu den höchsten in Europa gehören. Nun werden die Preise in unserem Land mit denen in den restlichen Ländern auf dem Alten Kontinent angepasst. Am stärksten werden das die Gaskraftwerke zu spüren bekommen, die die Bürger und Unternehmen mit Fernheizung versorgen. Sie werden praktisch keine großen Beträge zurückerhalten, weil sie hohe Schulden gegenüber „Bulgargaz“ haben, die sie begleichen müssen. Dennoch wird sich ihre wirtschaftliche Lage verbessern. Gleiches gilt für andere große „Bulgargaz“-Kunden aus der Zement-, Chemie-, Düngemittel- und Metallindustrie, deren Wettbewerbsfähigkeit auf dem nationalen und internationalen Markt wachsen wird. Experten sind sich jedoch einig, dass die Preissenkung bei den Endverbrauchern wahrscheinlich nicht die beeindruckenden 40 Prozent, sondern real nur an die 20 Prozent erreichen wird.
Vor dem Hintergrund all dieser günstigen Entwicklungen auf dem Energiemarkt des Landes sorgt die neue Preisformel, die im Vertrag zwischen „Gazprom“ und „Bulgargaz“ verankert ist, für noch mehr Zuversicht. Die Preise werden nicht mehr so stark von denen der petrochemischen Produkte abhängen, sondern auch von den Gas-Hub-Preisen in Europa. Experten zufolge könnte ab dem 1. April, wenn die neuen Preise in Kraft treten, der Preisnachlass sogar höher als 40 Prozent sein. Denn die Preise werden nicht nur niedriger sein, sondern Monat für Monat von der Energieregulierungsbehörde neu festgelegt, wodurch sie zumindest bis zum Ablauf dieses zweijährigen Vertrags mit „Gazprom“ noch flexibler und marktgerechter werden.
Kraft der Wettbewerbsgesetze werden die niedrigeren Preise für russisches Gas dazu führen, dass auch die Preise für aus anderen Ländern importiertes Gas fallen. Eine solche Absicht wurde gestern offiziell in Bezug auf die bereits vereinbarte 1 Milliarde Kubikmeter Gas aus Aserbaidschan bekundet, die Bulgarien ab Oktober importieren will. Eine solche Politik dürfte auch beim Kauf von Flüssiggas (LNG) angewendet werden, von dem das Land im vergangenen Jahr in Griechenland etwa eine halbe Milliarde Kubikmeter bezogen hat.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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