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Zukunft der Kohlekraftwerke in Bulgarien weiterhin ungewiss

Foto: BGNES

Falls der „Fonds für einen gerechten Übergang“ (JTF) der Europäischen Kommission nach dem 31. Dezember 2024 aufgestockt werden sollte, werde ein grüner Mechanismus zur Belohnung jener Länder eingeführt, die es schaffen, ihre industriellen Treibhausgasemissionen zu senken.

Bulgarien könnte aus dem JTF 1,178 Milliarden Euro erhalten, aber damit seine Projekte für die Gewährung von Zuschüssen genehmigt werden können, müssen sie sich auf die wirtschaftliche Diversifizierung, eine Umstrukturierung oder die Schaffung neuer Arbeitsplätze konzentrieren, die den Übergang zu einer Kreislauf- und klimaneutralen Wirtschaft unterstützen.

Das Ziel der Europäischen Union, bis 2030 eine nachhaltige Reduzierung der Treibhausgase um 55 Prozent zu erreichen, versetzt Bulgarien in eine schwierige Lage“, sagte Staatspräsident Rumen Radew auf der Tagung des Europäischen Rates in Brüssel (24. und 25. Mai) und fügte hinzu, dass das Land auf der Einführung von Maßnahmen zum Schutz der Wettbewerbsfähigkeit und der Gewährleistung, dass die sozialen Kosten des grünen Übergangs tragbar sind, bestehen werde.

„Es wäre interessant zu erfahren, wie die Investitionen im Wert von 3 Milliarden Lewa (ca. 1,53 Mrd. Euro) in „Turkish Stream“ und die 200 Millionen Lewa (102,3 Mill. Euro) in die staatliche Ölgesellschaft dazu beitragen“, fragte Ruslan Stefanow, Direktor des Wirtschaftsprogramms des Zentrums für Demokratieforschung, in einem Interview für den BNR.

„Ein solches Problem existiert und erfordert langfristige Lösungen, insbesondere für die betroffenen Regionen rund um die Bergbauanlagen. Es stimmt aber auch, dass in den letzten 10 bis 15 Jahren – der Zeit, in der wir alle wussten, dass dieser Übergang stattfinden wird, diese politische Priorität in Europa ausgerufen wurde und sich Bulgarien ihr angeschlossen hat. Wir haben diese Entscheidungen akzeptiert, verschwenden aber weiterhin Steuergelder für Projekte, die kein anderes Ziel haben, als den geopolitischen Interessen eines Drittlandes, nämlich Russland, zu dienen, dessen Beziehungen zur EU extrem schlecht sind.“

Bulgarien ist weiterhin eines der wenigen Länder, die sich kein klares Ziel gesetzt haben, wie sie ihre Kohleregionen umstrukturieren und ihre Abhängigkeit von Kohle beenden können“, sagt Georgi Stefanow, Klimaexperte beim WWF.

„Obwohl es für Bulgarien schwierig ist, muss dieses Thema aufgeworfent werden, damit seine Finanzierung geklärt und Investitionen und Kapital zur Überwindung dieser wirtschaftlichen und Energieabhängigkeit dorthin gelenkt werden können. Wir schlagen seit geraumer Zeit Modelle und Varianten vor, die auf der demografischen Situation in den Regionen, ihren wirtschaftlichen Perspektiven und ihrer Leistungsfähigkeit basieren.“

„Das bisher in den Übergang zu einer grüneren und wettbewerbsfähigeren Wirtschaft investierte Geld hat nicht sein volles Potenzial erreicht, da die Lösung des Problems nicht alle drei Komponenten umfasst – Menschen, Unternehmen und Energie“, ist Georgi Stefanow überzeugt.

Während die Zukunft von Kohle und fossilen Brennstoffen düster aussieht, wird die Rolle einer anderen Energiequelle immer greifbarer – die des Wasserstoffs. Die Mittel aus dem Sanierungsplan könnten in die Errichtung von zwei großen Wasserstoff produzierenden Hubs in Bulgarien sowie spezieller Wasserstoffübertragungsanlagen in den Regionen Pernik und Stara Sagora fließen, die direkt vom sogenannten grünen Übergang betroffen sein werden.

„Wasserstoff als Energieträger ist in mancher Hinsicht sicherer als konventionelle Kraftstoffe“, erklärt Prof. Daria Wladikowa, Präsidentin des bulgarischen Verbandes „Wasserstoff, Brennstoffzellen und Energiespeicher“. „Bulgarien ist ein Land, das arm an fossilen Brennstoffen, aber reich an erneuerbaren Energieträgern ist. Außerdem verfügen wir über eine exzellente wissenschaftliche Basis. Was wir nicht haben, ist ein gesetzlicher Rahmen und ein Gefühl der Dringlichkeit. Wenn wir in den kommenden 7 bis 8 Jahren nichts tun und 10 Jahre warten, ist es dann zu spät“, warnt die Expertin.

Nach Interviews von Julijana Kornaschewa (BNR-Inlandsprogramm „Horizont“) und Bojka Bratkowa (BNR-Lokalsender in Blagoewgrad) und BNR-Lokalsender in Stara Sagora

Redaktion: Joan Kolev

Übersetzung: Wladimir Waldimirow



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