„Ich würde meinen Stil als fantastischen Realismus bezeichnen, weil es für mich weniger interessant ist, allein die Realität abzubilden. Ich möchte immer etwas Fantastisches hinzufügen, das in der realen Welt unmöglich existieren kann. Ich versuche unterschiedliche Dinge zu kombinieren - Uhren, Bücher, Vögel, Vogelfedern, die eine symbolische Bedeutung haben. Und so entsteht ein realistisch gemaltes Bild, technisch nach allen Regeln von Licht und Schatten, mit allen realistischen Proportionen. Aber die Kombination zwischen den einzelnen Elemente ist vollkommen unmöglich, völlig unrealistisch.“
Mit diesen Worten beschreibt die in Montreal lebende bulgarische Künstlerin Daniela Sekina ihre Werke. Sie traf dort in dem für Bulgarien schwierigen Jahr 1993 ein, zusammen mit ihrem Mann, dem Künstler Petar Bojadschiew und ihren beiden Kindern, die damals 2 und 6 Jahre alt waren. Es sollte nur auf auf Zeit sein. Unmerklich sind aber seitdem 28 Jahre verstrichen.
Der Anfang war schwer, weil sie parallel zu allem anderen auch Französisch lernen musste. Dafür kennt die Sprache der Kunst aber keine Barrieren. Außerdem ist die Welt, in die es Daniela Sekina verschlagen hat, offen für den Reichtum unterschiedlicher Kulturen. Daniela brachte dort ihr Wissen aus Bulgarien mit, das sie an der Nationalen Schule für schöne Künste und dann an der Nationalen Kunstakademie mit Schwerpunkt „Illustration“ erworben hatte. Ihr wurde unter anderem im Jahr 1989 vom Haus der Künste für Kinder in Sofia eine Auszeichnung für ihre Illustrationen zum Buch „Weißes Einhorn“ (The Unicorn) von Irmelin Sandman Lilius verliehen. Diese Auszeichnung ist für Daniela von unschätzbarem Wert. Später widmete sie sich auch der Malerei. Und im Mittelpunkt jeder ihrer Geschichten steht ausnahmslos die Frau:
„Ich versuche zu zeigen, was in unserer Vorstellung passiert, in der unsichtbaren Welt in uns, die Ideen und Dinge, die eine Frau liebt und der Außenwelt vermitteln möchte. Deshalb gehe ich immer von einer Person oder einer Frauengestalt aus und versuche, zusätzliche Elemente zu finden, die veranschaulichen, was im Bewusstsein, in der Phantasie passiert“, erklärte Daniela Sekina.
Ihre Arbeit als Illustratorin regt sie dazu an, mit verschiedenen Techniken und Stilen zu experimentieren, um jene Harmonie mit dem Text zu erreichen, die unsere Kinderbücher noch beliebter und unvergesslicher macht. Sie malt mit Tusche und Feder, mit Wasser-, Temperafarben und Buntstiften, macht Kombinationen zwischen Zeichnung und Malerei, Gravierkunst, Collagen… Aber wie entstehen ihre real-unrealen Bilder voller Sanftmut und tiefer Philosophie?
„Für mich sind die Bilder, die ich mache, visuelle Poesie. Ich versuche, mit visuellen Mitteln ein kleines Poem zu erzählen – mit Farben, Formen, unterschiedlichen Wahrnehmungen, die aus der Bildkomposition entstehen, aus dem inneren Zustand der Gestalt, die ich erschaffe“, sagtе Daniela.
Sie liebt es, morgens zu kreieren, wenn das Licht intensiver ist und die Uhr gemächlich die Zeit misst, bevor die Hektik des neuen Tages das Haus erobert. Draußen mag der harte kanadische Winter wüten, aber im Studio ist es warm und gemütlich. Das ist die Zeit, in der die Künstlerin mit sich allein ist, in der neue Bilder und neue Kompositionen entstehen.
Die beiden Sphären, in denen Daniela Sekina arbeitet - Malerei und Illustration - sind sehr unterschiedlich und jede hat ihre eigenen Herausforderungen. Während die Malerei der Fantasie und den Techniken freien Raum lässt, setzt die Illustration einen bestimmten Rahmen. „Jedes Buch hat seinen eigenen Charakter, weil es sich an eine bestimmte Altersgruppe richtet. Es gibt Gedichtbände, humorvollere, historische Bücher. Jedes Buch ist wie ein separates Projekt, bei dem alle vorherigen Bücher vergessen werden müssen. Natürlich stützt man sich auf seine Berufserfahrungen. Aber man muss den Charakter des Buches aufdecken. Bei der Illustration muss man penibel auf alle Details des Textes achten, denn das Kinderpublikum nimmt jede noch so kleine Unstimmigkeit wahr“, sagte Daniela Sekina.
Obwohl sie weit weg von Bulgarien lebt, pflegt sie die Verbindung zur Heimat. Sie kehrt jedes Jahr nach Sofia zurück, um mit ihrem Mann eine gemeinsame Ausstellung zu eröffnen oder einfach nur um sich mit Verwandten und Freunden zu treffen.
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