Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

„Marsch der Freiheit“ in Sofia – ohne Anführer, Parteien und Szenario

Foto: bntnews.bg

Inmitten von Kanadas größtem Protest gegen die restriktiven Corona-Maßnahmen, der seit mehr als einer Woche wütet, ist Sofia zusammen mit anderen europäischen Ländern dem Beispiel gefolgt. Am Protest in der bulgarischen Hauptstadt beteiligten sich jedoch bei weitem weniger Bürger, was hauptsächlich darauf zurückgeführt werden kann, dass er nicht von einer der politischen Kräfte organisiert wurde und in den Medien entsprechend weniger Informationen darüber verbreitet wurden. Die Teilnehmer hielten aber in den sozialen Netzwerken ihre Begeisterung nicht zurück:

„Der „Marsch der Freiheit“ geht weiter, bis wir unser gemeinsames Ziel – die Abschaffung der diskriminierenden Maßnahmen erreicht haben! Gemeinsam können wir „Nein!“ zur Angst sagen! Denn wo die Ängste enden, macht die Vereinigung stark.“

Diverse Informationen, die seit Beginn der Pandemie in den Medien erscheinen, die Nebenwirkungen der Impfstoffe und der Mangel an Transparenz und Logik in den Entscheidungen der Politiker bestärken zwei Drittel der bulgarischen Bevölkerung in ihrer Haltung, sich nicht impfen lassen.

Das war auch einer der Gründe, warum sich am frostigen 12. Januar so viele Demonstranten auf dem Platz vor dem Parlamentsgebäude versammelten hatten und die Abschaffung der grünen Zertifikate forderten.

Entgegen einiger Behauptungen, dass die Demonstranten von der Partei „Wasraschdane“ bezahlt worden wären, die im Wahlkampf ausschließlich auf Botschaften gegen Zwangsimpfungen und grüne Zertifikate setzte, waren unter den protestierenden Bürgern Akademiker, Intellektuelle, Lehrer, besorgte Eltern und Ärzte.

„Ich persönlich habe gegen die Spaltung der Gesellschaft in „Geimpfte“ und „Ungeimpfte“ protestiert“, sagte Swetlana Schiwkowa, Chefassistentin an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. „Alles hat seine Grenzen. Niemand kann einem von oben sagen, was man für sein eigenes Wohl tun müsse und es einem aufzwingen. Wenn die Menschen gut informiert sind, werden sie ihre Entscheidung treffen... Man kann sich mit allen möglichen Krankheiten anstecken. Wir alle haben die üblichen Impfungen erhalten und sind keine Impfgegner. Diejenigen aber, die eine Massenimpfung aufzwingen wollen, haben den Grundgedanken einer Impfung geändert.“

Swetlana Schiwkowa

Wie viele andere auch, die wissen, wie man mit wissenschaftlicher Literatur umgeht, verfolgt Swetlana Schiwkowa die Informationen über die Pandemie und die Impfstoffe in angesehenen medizinischen Fachzeitschriften, musste aber feststellen, dass viele der Informationen der breiten Öffentlichkeit vorenthalten werden. Ihr zufolge werden Nebenwirkungen nach der Impfung absichtlich verschwiegen.

„Man sollte über die Risiken von Nebenwirkungen informiert werden, die bei freiwilligen Impfstoffempfängern aufgetreten sind, und nicht zu einer Impfung gezwungen werden“, sagt der Forscherin. „Die Proteste zielen darauf ab, dass eine Arbeitsgruppe aus Ärzten, Virologen, Mikrobiologen und Immunologen gebildet wird, die fachbezogen über den Sinn einer Corona-Impfung diskutieren. Alle Vor- und Nachteile sollten ehrlich und offen erörtert und die Schlussfolgerung den bulgarischen Bürgern mitgeteilt werden, damit sich jeder selbst ein Bild darüber machen kann.“

Viele Demonstranten glauben, dass Expertenmeinungen gezielt verschwiegen werden. Praxisärzte werden nicht zu Wort gelassen, sondern nur jene, die der politischen Linie für Massenimpfungen dienen. Der Mangel an Logik in den Aussagen einiger Experten widerspreche oft Analysen der US-amerikanischen „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC) und der „Europäischen Arzneimittel-Agentur“ (EMA), meinen prominente Medizinexperten in Bulgarien. Sie sind der entschiedenen Meinung, dass mit der Zahl der wirklichen Corona-Todesfälle absichtlich spekuliert werde. Zu Beginn der Epidemie warnte ein führender Spezialist auf dem Gebiet der Notmedizin vor dem akuten Mangel an Intensivärzten in Bulgarien. Das sei einer der Gründe für den tödlichen Ausgang bei Patienten in mittelschwerem Zustand, die den Kampf gegen die Krankheit auf der Intensivstation verlieren. All diese Tatsachen entgehen jedoch vielen Bürgern nicht, die sich gegen die Zertifikate und Impfungen aussprechen, trotz der Versuche, sie als naive Menschen abzustempeln, die an Verschwörungstheorien glauben.

Vor dem Hintergrund anhaltender Proteste auf der ganzen Welt sind kritisches Denken und Zweifel eine Form des Erwachens, was auch von den Demonstranten in Bulgarien gefordert wird.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Darina Grigorowa, BGNES, bntnews.bg


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

„Comenius-Universität“ in Bratislava

In der Slowakei wird seit fast einem Jahrhundert Bulgaristik unterrichtet

Das Interesse an der akademischen Beschäftigung mit der bulgarischen Sprache in der Slowakei reicht fast ein Jahrhundert zurück. Im Jahr 1919 wurde die „Comenius-Universität“ in Bratislava gegründet. Zwei Jahre später wurde die Philosophische Fakultät..

veröffentlicht am 23.05.24 um 11:00

Unter welchen Bedingungen steht Ausländern in Bulgarien eine medizinische Versorgung zu?

In den folgenden Zeilen informiert „Radio Bulgarien“ kurz über die Bedingungen, unter denen ausländische Staatsbürger in Bulgarien bei Bedarf eine medizinische Versorgung erhalten können. Welche Ausländer haben Anspruch auf medizinische Versorgung in..

veröffentlicht am 21.05.24 um 10:30
 Der bulgarische Kulturverein „Pentscho Slawejkow“ in Leipzig

Ein Damenklub wendet sich an bulgarische Frauen in Leipzig und offenbart ihre künstlerische Seite

Der Traum von der Rückkehr in die Heimat und die Erinnerungen an Bulgarien haben die bulgarischen Frauen in Leipzig vereint. „Wir alle hatten den Wunsch, uns gegenseitig zu unterstützen. Und so entstand die Idee, einen Damenklub zu gründen“, sagte..

veröffentlicht am 20.05.24 um 10:30