Es gebe ein Kommunikationsproblem mit dem Staat und es sei unklar, worauf es zurückzuführen ist. Doch es sei besorgniserregend. So faßte der Branchenverband der Geflügelzüchter in Bulgarien in Kürze die über Jahre angehäuften Probleme in diesem Wirtschaftsbereich zusammen.
Aufgrund des fehlenden Dialogs sehen sich die Geflügelzüchter gezwungen, ihre Forderungen auf einem Protest noch vor Osterngeltend zu machen. Der Grund dafür seien die beispiellos hohen Futtermittelpreise, die Geflügelfarmen an den Rand des Ruins treiben. Darüber hinaus sei der durch die Pandemie verursachte Schaden für den Sektor äußerst schwerwiegend. Im vergangenen Jahr meldeten Geflügelzüchter Verluste von über 40 Millionen Euro, und das nur aus der landwirtschaftlichen Primärproduktion. Sie befürchten, dass ihre Verluste in diesem Jahr noch größer sein werden, denn jetzt gebe es neben der Pandemie auch den Krieg in der Ukraine.
„Der Agrarsektor hätte mindestens 20 Millionen Euro erhalten und in die Covid-Maßnahmen einbezogen werden müssen, aber bisher hat es keine solche Entscheidung gegeben. Unsere Anträge werden nicht berücksichtigt und deshalb glauben wir nicht daran, dass der Staat etwas unternehmen wird“, entrüstet sich der Vorsitzende des Verbandes der industriellen Geflügelzucht, Daniel Bozhankow, in einem Interview für BNR-Blagoewgrad. Er wies darauf hin, dass der Verkaufspreis viel niedriger sei als die Produktionskosten.
„Seit Anfang 2020 wurden wir in keiner Weise durch eine Covid-Maßnahme unterstützt, obwohl dafür jedes Jahr ein beträchtliches Budget bereitgestellt wird. Wir als Industrie sind die größten Verbraucher von Weizen, Mais, Sonnenblumen. Wenn die Erzeugerpreise nicht steigen, sehe ich keine Chance für unsen Bestand. Die Preise bei uns sind radikal anders als bei den Händlern. Bei den Produzenten steigen die Preise sehr langsam im Gegensatz zu den Futterpreisen, wo wie einen rapiden Anstieg beobachten. In den Handelsketten wird es zu Ostern keine große Preissteigerung geben, da die Chargen vorher vereinbart wurden, doch ich hoffe, dass die Steigerung bei den Produzenten bei etwa 30-40% liegen wird, damit wir uns in der Krise über Wasser halten können."
Seit fast einem Jahr finden die Geflügelzüchter kein Verständnis beim Staat. Sie haben von derÜbergangsregierung funktionierende Lösungen erwartet, doch keine Unterstützung bekommen. Noch größer war die Enttäuschung, als sie sich mit dem zuständigen Minister auf eine Haushaltsaktualisierung einigen konnten, aber anschließend an das Finanzministerium verwiesen wurden.Von dort wurden sie mit dem Argument zurückgewiesen, dass ihre Quote für Treffen mit Landwirten bereits erschöpft sei.
"Wir glauben, dass wir lange genug durchgehalten haben und diese Haltung gegenüber unserem Sektor inakzeptabel ist", unterstreicht Daniel Bozhankow. Er und seine Kollegen sind der Ansicht, dass das ganze Konzept für die Landwirtschaft falsch ist, da ein Großteil der Gelder an die Getreideproduzenten geht, und das seit mehr als 10 Jahren.
„Die Schweinezüchter haben auch ähnliche Probleme. Deshalb müssen wir uns zusammenschließen, um eine neue Strategie für unsere Branche zu erarbeiten, die mindestens zehn Jahre in die Zukunft blickt. Wir als Vertreter ein und derselben Branche müssen diese Strategie vertreten und verteidigen, egal wer gerade an der Macht und wer Landwirtschaftsminister ist“, so Bozhankow.
Wegen der systematisch vom Staat vernachlässigten Probleme bereiten sich die Geflügel- und Schweinezüchter gemeinsam auf Proteste und zivilen Ungehorsam vor.
„Wir als Bauern waren in unseren Handlungen gegenüber dem Staat noch nie extrem. Doch jetzt werden wir unsere Interessen verteidigen und werden mit dem Protest in Sofia beginnen. Sollten unsere Probleme wieder nicht ernst genommen werden, was wir erwarten, dann werden wir zu längeren Protesten und sogar der Sperrung von wichtigen Verkehrsadern übergehen. Wir sind sogar entschlossen, eine unserer Staatsgrenzen zu schließen“, droht der Verband der industriellen Geflügelproduktion.
Redaktion: Gergana Mantschewa
Übersetzung: Georgetta Janewa
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