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Architekturerbe und Kulturtourismus

Lebendiger Wald für einen Tag inmitten von Wratza

Festival „Tor nach Wratza“ lenkt Aufmerksamkeit auf Bedeutung des Kulturerbes

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Foto: Facebook/Врачанските къщи

Das Architekturerbe, das uns eine Reihe einheimischer und ausländischer Architekten von der Neugründung des bulgarischen Staates 1878 bis zum Machtantritt der Kommunisten 1944 hinterlassen haben, trägt die Spuren einer äußerst kreativen Periode in der bulgarischen Geschichte, die zu einem kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Aufschwung führte. Daher lässt der Zustand der bis heute erhaltenen Architekturbeispiele die Bürger im Land, wie auch die mit dem Schutz, der Restaurierung und Erhaltung der Bauten engagierten Institutionen nicht gleichgültig. Es gibt nicht nur ein oder zwei Festivals, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen; demnächst soll ein solches Forum in der nordwestbulgarischen Stadt Wratza stattfinden.

„Die zu diskutierenden Themen im Zusammenhang mit der Erhaltung des kulturellen Erbes, werden so präsentiert, dass jeder, unabhängig vom Alter, teilnehmen kann“, erklärt Architekt Wesselin Alexiew, der einer der Organisatoren des Forums ist. „Unsere Idee besteht darin, damit einen Anfang zu setzen, um eine Interessengemeinschaft aufzubauen, die sich für die Erhaltung des kulturellen Erbes einsetzt und Ideen für die Entwicklung eines nachhaltigen Kulturtourismus nicht nur in Wratza, sondern auch in anderen Städten unseres Landes generiert.“

Скачоковата къща във Враца

Ähnliche Festivals gab es bereits in Sofia, Plowdiw, Weliko Tarnowo und Gabrowo. Nun soll Wratza im Mittelpunkt stehen, die die größte Stadt Nordwestbulgariens ist, gelegen am Fuße steiler Gipfel des Balkangebirges. Die ältesten menschlichen Spuren in der Region stammen aus dem zweiten Jahrtausend v. Chr. Bereits in der frühen Antike wussten die hier ansässigen thrakischen Stämme die hiesigen Erzlagerstätten zu nutzen und daraus Kupfer- und Bronzewerkzeuge anzufertigen. In späterer Zeit zogen die Kupferminen auch die Römer an, die in einer Bergarbeitersiedlung vor Ort Münzen prägten. Während des Zweiten Bulgarenreiches (gegründet 1185) entwickelte sich Wratza als ein wichtiges Handwerkszentrum.

„Für mich sind die traditionellen Häuser Nordbulgariens und die hier errichteten Kirchenbauten das Highlight des architektonischen Erbes in der Region“, meint Architekt Wesselin Alexiew. „Auch nach der Befreiung des Landes (1878) entwickelte sich die Stadt rasant und wie in Sofia und anderen Städten wirkten hier österreichische Architekten. Hier sind schöne Beispiele des Jugendstils, der Neorenaissance, der Nationalromantik und der Moderne erhalten. Das gestattet, eine breite Palette von Architekturstilen an einem Ort zu sehen.“

Die Debatte um die Erhaltung des unbeweglichen Kulturerbes erfordert die Beteiligung einer Vielzahl von Fachleuten auf diesem Gebiet.


„Der Architekt ist nur ein Rädchen in einem komplexen Mechanismus, zu dem Heimatkundler, Geschichtswissenschaftler, viele Ingenieure und Spezialisten sowie Menschen gehören, die im Tourismus tätig sind. Denn wenn ein Gebäude keine effektive Funktion hat, ist sein allmählicher Verfall unvermeidlich und irgendwann ist es unwiederbringlich zerstört. Wir sehen Dutzende von Beispielen in dieser Beziehung. Deshalb ist es wichtig, ein großes Team zu haben, das sowohl an die Restaurierung und Konservierung als auch an die Sozialisierung des Objekts denkt, um dem Gebäude ein neues Leben einzuhauchen; es soll den Menschen weiterhin dienen, aber auch an unsere Vergangenheit, unsere Vorfahren und unsere reiche Kultur erinnern.“

Das Programm für das dreitägige Festival „Tor nach Wratza“ („Door 2 Vratza“), das vom 14. bis 16. Oktober stattfinden wird, ist äußerst reichhaltig, erklärte Architekt Alexiew und teilte Einzelheiten mit:

„Insgesamt sind 25 Veranstaltungen geplant, die das kulturelle Erbe und seine Pflege aus verschiedenen Perspektiven präsentieren. Es wird Ausstellungen über gefährdete Objekte geben, aber auch über gute Beispiele. Ferner soll eine Lichtinstallation aufgebaut werden, die die Fußgängerzone „Targowska“ in einen lebendigen Wald verwandeln wird. Viele Menschen verstehen die Lichtshow als 3D-Mapping, aber wir werden versuchen, viele verschiedene Projektionen zu überlagern, um auf diese Weise eine Animation zu schaffen. So wird mit Hilfe von Dutzenden Projektoren der Wald auf einer Fassade zum Leben erweckt. Es sind Abendprogramme mit Tanzgruppen und einer Feuershow sowie zahlreiche Workshops zu verschiedenen Themen geplant.“


Für Architekt Alexiew ist das Thema Baudenkmalpflege nicht nur Leidenschaft, sondern Berufung, denn er ist Mitglied der Vereinigung freiberuflicher Architekten des Bulgarischen Architektenverbandes. Er beteiligt sich aktiv an zahlreichen Diskussionen und Projekten in dieser Richtung in verschiedenen Städten im ganzen Land. Übrigens ist eines seiner ersten ausgezeichneten und umgesetzten Projekte die Schaffung einer interaktiven „Museum-Bibliothek“ am Präsidialamt. Derzeit steht sie den Bürgern leider nicht zur Verfügung, da sie vom Staatsoberhaupt für einige seiner Treffen genutzt wird.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: vratza.bg, БНР, Facebook/Врачанските къщи, Веселин Алексиев



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