Die Kunst und Praxis, Verhandlungen zwischen Vertretern einer Gruppe oder eines Staates zu führen – so lässt sich in Kürze die Bedeutung des Begriffs Diplomatie erklären. Das Wort stammt aus dem antiken Griechenland, als die Gesandten der Machthaber wichtige Notizen und Befehle auf zwei miteinander verbundenen Wachstafeln, die „Diplom“ genannt wurden, überreichten.
Heute ist mehr denn je klar, dass Diplomatie viel mehr ist als nur theoretisches Wissen bedeutet. Sie ist „Intelligenz, Geschick und Weitblick“, sagte der Diplomat und Leiter des Diplomatischen Instituts in Bulgarien, Dr. Sdrawko Popow, in einem Interview für Radio Bulgarien.
Am heutigen 19. Juli begehen wir den 144. Gründungstag der diplomatischen Vertretung in Bulgarien und den Berufsfeiertag aller, die sich „für die friedliche Beilegung von Konflikten und die Verteidigung der nationalen Interessen in den internationalen Beziehungen einsetzen“. So definierte der Parlamentspräsident Rossen Zheljaskow die Rolle der bulgarischen Diplomaten. Der Tag der Diplomatie wurde mit einer Resolution vom 21. Juli 1999 der damaligen Außenministerin Nadezhda Michajlowa eingeführt.
Nach der Befreiung Bulgariens von der osmanischen Herrschaft 1878 und der Unterzeichnung des Friedens von San Stefano gründete Fürst Alexander Dondukow-Korsakow bei der Provisorischen Russischen Verwaltung eine Kanzlei für allgemeine Angelegenheiten und diplomatische Beziehungen. Später wurde sie zu einem Außenministerium. So wie es die erste bulgarische Verfassung von Tarnowo vorschrieb, wurde mit einem Edikt vom 17. Juli 1879 das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und Konfessionen geschaffen, das durch diplomatische Vertretungen die bulgarische Außenpolitik führt. Mit einem Erlass des Fürsten Alexander I. Battenberg vom 19. Juli 1879 wurden die ersten diplomatischen Vertreter im Ausland benannt. Russland, Österreich-Ungarn, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien, Belgien, Serbien, Rumänien und die Türkei waren die ersten Staaten, mit denen Bulgarien 1879 diplomatische Beziehungen herstellte.
Einen wichtigen Platz in der bulgarischen Diplomatie nimmt die Tätigkeit der Ständigen Vertretung der Republik Bulgarien in Genf ein – der ältesten bulgarischen diplomatischen Vertretung im Bereich der multilateralen zwischenstaatlichen Beziehungen. Als der Kampf um die Gleichberechtigung der Geschlechter weit von der Tagesordnung der Welt entfernt war, ging Bulgarien mit der Journalistin Nadezhda Stanchowa (1894-1957) in die Geschichte ein. Sie war die erste Diplomatin auf dem Balkan und in Europa und nahm an Friedenskonferenzen in Paris und Genua teil, leitete zeitweilig die bulgarische Gesandtschaft in London und war anschließend die erste Sekretärin der diplomatischen Vertretung Bulgariens in den Vereinigten Staaten. Nadezhda Stantchowa hat zweifellos zur Stärkung der Rolle der Frauen in der Diplomatie beigetragen.
Neben den persönlichen Qualitäten wurde im Laufe der Jahre deutlich, dass auch die gute Berufsausbildung und die Vermittlung praktischer Fähigkeiten an die Mitarbeiter der bulgarischen Auslandsvertretung wichtig und notwendig ist. Am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die bulgarischen Diplomaten vor allem in französischen und österreichischen Schulen ausgebildet, was zweifellos mit den Prioritäten der gesamten staatlichen Außenpolitik damals zusammenhing, erklärte Dr. Sdrawko Popow.
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen war man bei der Ausbildung einheimischer diplomatischer Kräfte auf deutsche Schulen angewiesen. Nach 1944 lief die Ausbildung zu 90 % über sowjetischen Akademien und Schulen. Erst nach der Wende von 1989 wurde begonnen, über eine eigene Ausbildung nachzudenken. 2003 war es endlich so weit, als mit einem Beschluss des Ministerrats das Diplomatische Institut am Außenministerium ins Leben gerufen wurde - die erste Schule für Diplomaten in der bulgarischen Geschichte, die nun ihr 20-jähriges Bestehen feiert, vermerkt Dr. Sdrawko Popow.
„Die Außenpolitik, die Bulgarien heute verfolgt, ist das Ergebnis einer national koordinierten Anstrengung, die den Grundsatz „Einheit macht stark“ in vollem Umfang umsetzt“, sagte die Vizepremier- und Außenministerin Maria Gabriel anlässlich des Feiertages der bulgarischen Diplomatie.
Text: Wessela Krastewa
Übersetzung: Georgetta Janewa
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