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Der traditionelle Journalismus in Bulgarien hat kein eigenes Jugendpublikum

62 Prozent der jungen Menschen verstehen die Nachrichten nicht, sagte die Journalistin Ewelina Andreewa, die das Medienverhalten der neuen Generation erforscht

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Foto: Pixelshot

Laut einer Studie des Nationalen Statistikamtes (NSI) für das Jahr 2023 verfügen über 88 Prozent der Haushalte in Bulgarien über einen dauerhaften Zugang zum Internet. Die meisten Nutzer nutzen das Internet täglich aktiv, über 95 Prozent von ihnen sind auch in sozialen Netzwerken aktiv. Der Anteil derjenigen, die Online-Magazine, Nachrichten und Artikel sowie die entsprechenden Kommentare lesen, ist weiterhin hoch. Die Kommunikationskanäle der Jugendlichen und Teenager sind vor allem Tik Tok, Instagram und YouTube. Podcasts stehen an zweiter und Nachrichtenseiten an letzter Stelle.

Traditionelle Medien wie Fernsehen und Radio werden von jungen Menschen nicht einmal erwähnt – erklärte der Verband europäischer Journalisten in Bulgarien bei seinen Initiativen unter Beteiligung von Schülern und Studenten.


„Nach der Digitalisierung haben die Medien das junge Publikum verloren. Junge Menschen erfahren in den von ihnen genutzten sozialen Netzwerken zufällig einige Nachrichten. Das bedeutet: Wenn wir Journalisten dieses Phänomen weiterhin ignorieren, werden alle anfangen, nur noch soziale Netzwerke zu nutzen. Was aber ist für uns wichtig, wenn wir ein zukünftiges Publikum schaffen wollen?“, fragte die Journalistin Ewelina Andreewa.

Um eine Antwort zu geben, führte sie eigene Untersuchungen bei 20- bis 30-Jährigen durch und fasste die Ergebnisse in ihrem Buch „Der Mediennmensch: Von der analogen Welt zum digitalen Universum“ zusammen.

Еwelina Andreewa

Es stellt sich heraus, dass das, was junge Leute im traditionellen Journalismus am meisten nervt, Manipulationen, Informationen über Krankheiten und Probleme und viel Politik sind.

„Diese Generation „Z“ (geboren im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts – Anm. d. Red.) möchte Optimismus, Mut und Licht auf ihrem Weg sehen, und wo sie das nicht findet, wendet sie sich ab. Dies ist das Hauptproblem, weshalb junge Menschen hauptsächlich soziale Netzwerke nutzen. Sie vertrauen den Medien nicht, und sie haben einen Grund dazu. Sie vertrauen den Politikern auch nicht. Die Generation „Z“ möchte nicht erwachsen werden, sie möchte in ihrer Erfolgsblase leben. Und je früher dieser Erfolg eintritt, desto besser für sie. Sie möchte Geschichten über Menschen hören, die erfolgreich sind, aber nicht mit 59 Jahren, sondern mit 20 oder 30 Jahren. Darüber hinaus glauben ihre Vertreter, dass die wichtigsten Themen, die sie beschäftigen, mit ihrer beruflichen Verwirklichung und den Beziehungen zwischen Menschen zusammenhängen. Sie stellen die Liebe an die dritte Stelle, denn ohne Liebe kann man leben, aber nur mit Liebe, ohne Karriere, ohne berufliche Verwirklichung und materielle Sicherheit nicht“, erzählte Ewelina Andreewa.

Sie verwies auch auf die Tatsache, dass junge Bulgaren sich von der Politik fernhalten. Gleichzeitig haben sie eine interessante Einstellung zur Position des Journalisten: „Sie erwarten von Journalisten, dass sie ihre persönliche Meinung äußern, was in Nachrichtenagenturen, wo Fakten entscheidend sind, völlig verboten ist.“

Als Medienschaffende mit langjähriger Erfahrung bei der Bulgarischen Nachrichtenagentur BTA erwartet Ewelina Andreewa mehr Aufmerksamkeit für die Informationsquellen und Meinungsführer bei jungen Menschen.

Ihrer Ansicht nach wird es vielleicht nicht mehr lange dauern, bis die Medien in Bulgarien ihr Publikum völlig verlieren: „Und das andere, was mir sehr wichtig erscheint, ist, dass die Nachrichten für junge Menschen von jungen Menschen gemacht werden sollten.“


„Aus den Recherchen, die ich letztes Jahr durchgeführt habe, ging hervor, dass 62 Prozent der jungen Menschen die Nachrichten nicht verstehen. Das hängt zum einen mit ihrer funktionalen Alphabetisierung zusammen, die auch durch die PISA-Studie gemessen wird. Zum anderen beträgt ihre Aufmerksamkeitsspanne nicht mehr als 6-7 Sekunden. Nachdem sie die Ansage, den ersten Satz und den Titel gehört haben, verlieren sie das Interesse und hören nicht weiter zu. Und von da an verlieren sie den Bezug zu dem, was wir in den Medien zu berichten versuchen. Interessant ist auch, wen sie als Mentor nennen, von dem sie sich Aufklärung und Erklärung der Nachrichten wünschen. Zuerst ist es ein Elternteil, ein Freund, dann kommen wir zu Influencern, Podcastern und YouTubern. Aber nicht die Meinungsführer, die wir seit der Jahrhundertwende kennen und die im Fernsehen und im Radio kursieren”, so Ewelina Andreewa.

Das Buch, das das Medienverhalten junger Bulgaren untersucht, wurde von Ewelina Andreewa selbst geschrieben, aber der letzte Absatz ist das Werk künstlicher Intelligenz – das Ziel besteht darin, Auslassungspunkte zu haben und das Thema offen zu halten.

„Bulgarien entwickelt sich in Bezug auf die Medien etwas langsamer als die restliche Welt. Wenn wir uns also mehr dafür interessieren, was die Welt in Richtung Medien getan hat, könnten wir die guten Dinge nutzen und uns die Fehler ersparen“, sagte abschließend Ewelina Andreewa.

Zusammengestellt: Gergana Mantschewa

Übersetzung: Antonia Iliewa

Redaktion: Rossiza Radulowa





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