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Zivilgesellschaft fordert funktionierende Polizei und ein Ende der Gewalt gegen Tiere

Foto: pixabay

Die Bulgaren haben Haustiere immer mit Dankbarkeit und Respekt behandelt. Das Pferd, der Ochse, der Esel, die Kuh sind seit jeher die treuesten Partner und Helfer unseres Volkes bei der Feldarbeit. Das Aufkommen von Mechanisierung und Technologie hat die Rolle der Tiere auf dem Bauernhof abgeschafft, was aber nicht bedeutet, dass die Bulgaren sich von ihren Haustieren gelöst haben. Ohne sich auf offizielle Statistiken zu berufen, zeigen Beobachtungen, dass in den meisten bulgarischen Haushalten ein Hund oder eine Katze lebt. Sehr oft sorgen die Eltern dafür, dass ihr Kind mit einer Art von Tier zusammenlebt, weil sie der Meinung sind, dass dies der Erziehung dient. So wird das Tier wieder zu einem untrennbaren Mitglied der Familie, und jede Information über Tiermissbrauch in unserer Gesellschaft löst im Massenbewusstsein Schmerz und Wut aus.

Der jüngste schockierende Fall von brutaler Tiermisshandlung, bekannt als „Fall Pernik“, veranlasste Dutzende Bürger zu Protesten vor Einrichtungen in Sofia, Pernik, Weliko Tarnowo und anderen Städten.

Mit „Reform!“-Rufen forderten sie, dass das Strafgesetzbuch in Bezug auf Gewalt gegen Tiere geändert wird. Außerdem wollen sie eine stärkere Kontrolle über Online-Plattformen, die Videos von Tiermisshandlungen verbreiten.

Petja Altimirska

„Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Art von Menschen, wie die beiden Täter von Pernik und sehr wahrscheinlich auch andere, die mit dem Netzwerk in Verbindung stehen, nicht hier aufhören werden. Höchstwahrscheinlich werden sie auch dazu übergehen, Menschen zu foltern, und wir haben keine Garantie, dass dies nicht schon geschehen ist“, sagte uns Petja Altimirska von der Bürgervereinigung „Sag“, der es gelungen ist, in dem Fall von Pernik gute Beweise zu sammeln und sie der Polizei zu übergeben.

„Leider ist das Gesetz nicht gut genug formuliert und garantiert nicht, dass der Täter nur wegen Tiermisshandlung, schwerer Körperverletzung und Tod eines Wirbeltieres eine gerechte Strafe erhält. Alles hängt jetzt von den Ermittlungsbehörden ab, auf der Grundlage aller Beweise, die wir im Vorfeld, noch vor der Ausschreibung, gesammelt haben. Und nachdem die Täter verhaftet worden sind, wurden auch viele Beweise gefunden. Das ist hoffentlich die beste Grundlage, damit die Verhafteten möglichst hart bestraft werden können. Das Problem ist, dass die Normen im Gesetzbuch nicht klar genug formuliert sind - maximal 5 Jahre können die beiden Täter bestraft werden“, erzählte Petja Altimirska.

In Bulgarien gibt es derzeit viele Proteste wegen der ungesühnten Verbrechen gegen Tiere. Der Grund dafür ist, dass es immer noch viele Berichte über Tierquäler gibt, für die es keine gerechte Strafe vorgesehen ist. „Sie sind nicht nur nicht verurteilt worden, sondern viele von ihnen wurden von den Behörden überhaupt nicht untersucht“, erklärte Petja Altimirska und fügte hinzu:

„Im vorliegenden Fall haben wir es mit mehreren verschiedenen Straftatbeständen zu tun. Nicht nur für die Verletzung eines Wirbeltiers, sondern auch für Geldwäsche, für kriminelle Verschwörung, für die Verbreitung pornografischer Inhalte usw. Wir beobachten also im Moment sehr genau, was in diesem Fall geschieht, und unser wichtigster Appell an das Gericht ist, dass der Prozess öffentlich sein sollte, sobald die Täter angeklagt worden sind. Wir möchten, dass die Menschen sehen können, wie das Urteil gefällt wird und wie die Strafe für diese Art von Straftätern aussehen wird.“

Aus ihrer Erfahrung in der Vereinigung „Sag“ erinnerte Petja Altimirska an eine weitere wichtige Tatsache, vor der unsere Gesellschaft nicht die Augen verschließen sollte - hinter jedem der bekannten Fälle von brutaler Gewalt gegen Kinder und Erwachsene steckt in der Regel auch Gewalt gegen Tiere in der Vergangenheit des Täters.

Wenn Menschen solche Gewalt bemerken, dürfen sie daher auf keinen Fall gleichgültig bleiben, sondern müssen sie der Staatsanwaltschaft und dem Innenministerium melden, aber auch auf einer ernsthaften Prüfung des Falles bestehen.

„Das Innenministerium hat eine Verpflichtung, wenn es um die Untersuchung von Verbrechen und deren Prävention geht“, sagte Inspektor Kamen Nikolow vom Sektor „Verbrechen gegen die Umwelt und die Tierwelt“, Abteilung Wirtschaftspolizei der Generaldirektion der Nationalen Polizei.

Seinen Worten zufolge gibt es unrealistische Erwartungen seitens der Bürger an das Innenministerium:

„Wir sind nicht dazu da, die administrative Kontrolle gemäß dem Gesetz über den Tierschutz und die veterinärmedizinische Tätigkeit durchzuführen. Wir reagieren auf Meldungen über Straftaten, aber wir haben nur Befugnisse, wenn es um konkrete Straftaten geht. Dann gilt die Strafprozessordnung. Als ehemaliger Beamter der zoologischen und kynologischen Polizei habe ich zahlreiche Kontrollen durchgeführt, bei denen es Hinweise darauf gab, dass die Polizeibehörden nicht richtig reagiert haben, aber in meiner Praxis hat sich nur ein einziger Fall als berechtigt erwiesen. Bei allen anderen Fällen handelte es sich um überzogene oder unrealistische Erwartungen der Öffentlichkeit.“

Es gibt Hoffnung, und zwar aufgrund der Tatsache, dass die Gesellschaft bereits Intoleranz gegenüber allen Fällen von Gewalt zeigt. Solche Fälle lösen eine Welle von Vorschlägen zur Änderung der Strafprozessordnung, des Systems zur Entgegennahme von Anzeigen, der Arbeit der Kontrollorgane, der Gerichte und der Staatsanwaltschaft aus. In der gesamten Kette wurden eine Reihe von Lücken festgestellt, die nur durch eine konstante und konsequente Politik und das Engagement des Staates geschlossen werden können, so die Bürgervereinigung „Sag“.


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Übersetzung: Antonia Iliewa

Redaktion: Rossiza Radulowa

Fotos: BTA, BGNES, Pixabay, Ani Petrowa



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