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Der Bulgare aus Paris Jonathan Angelow - ist das Leben ein Märchen und was ist die Lehre daraus

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Jonathan Angelow
Foto: jonathananguelov.com

Lieben Sie Märchen? Viele halten diese Literaturgattung zwar eher für Kinder, aber Märchen sind eine Quelle vieler Lektionen, die auch heute noch relevant sind. Und selbst in der heutigen rauen Welt ist es möglich, in einem Märchen zu leben. Das Talent besteht darin, von einem zum anderen überzugehen und heute beides ruhig und sogar lachend zu erzählen. Dahinter stecken jedoch Jahre harter Arbeit und die Weigerung, an die Ratschläge anderer zu glauben, es sei besser aufzugeben, weil das, was man will, nicht eintreten könne.

Ein Beweis dafür, dass alles möglich ist, solange man nach vorne schaut und nicht aufgibt, ist die Geschichte unseres Landsmannes Jonathan Angelow, der zwischen Bulgarien und Frankreich aufgewachsen ist, aber unser Land für immer in seinem Herzen behält, weil er hier viel erlebt, gelernt und erfahren hat:

„Bis ich 18 war, verbrachte ich jeden Sommer mindestens 1-2 Monate in Bulgarien. Ich bin in verschiedenen Flüssen und unter Wasserfällen geschwommen, hatte meine ersten Discos und Liebschaften in Bulgarien. Aber ich erinnere mich auch an das harte Leben der Bulgaren, die viel arbeiten, aber kein Geld haben. Ich erinnere mich an das Elend und es hat mich gelehrt, dass ich nie wieder so leben möchte, aber ich habe auch verstanden, dass man mit wenig Geld glücklich sein kann“, erzählte Jonathan Angelow.

Seiner Meinung nach ist das, was einen glücklich macht, die Fähigkeit zu tun, was man will. Ihm ist klar, dass sich das für einen Menschen wie ihn, der es zu etwas gebracht hat, wahrscheinlich einfach anhört, aber er hat immer davon geträumt, etwas zu erreichen, was niemand sonst für möglich hielt.

Seine Kindheit verbrachte er nicht nur in Bulgarien, sondern auch in Paris, wo er mit seiner Mutter lebte, die zu Beginn der Wende (1989) zunächst nach Italien ging und dort heiratete, um europäische Dokumente zu erhalten. Nach ein oder zwei Jahren verließ sie Italien und ließ sich in Frankreich nieder, wo sie eine erfolgreiche Tätigkeit als Model und Inhaberin einer kleinen Modeagentur aufnahm.

„Die Models, die sie engagierte, kamen aus ganz Europa, Russland und sogar Bulgarien. Irgendwann kam ich in ihr Leben, aber sie wusste nie, wer mein Vater ist. Also hat sie ihr ganzes Leben lang versucht, dafür zu sorgen, dass wir uns verstehen und gut miteinander auskommen. Leider täuschte ein Mann meine Mutter, indem er ihr erzählte, er sei im Kunsthandel tätig und kaufe und verkaufe verschiedene Gemälde und Gegenstände. Meine Mutter gab ihm fast ihr gesamtes Geld und er verschwand. Sie hat alles verloren, ihre Firma wurde geschlossen, und die Steuern blieben an ihr hängen. Als Ausländerin in Frankreich konnte sie nicht gut Französisch sprechen und schreiben, sie begann zu trinken, und allmählich begannen die Leute über sie und mich zu reden. Und so landete ich eines Tages, im Alter von 12 Jahren, bei den Sozialarbeitern, die mich in Pflegefamilien unterbrachten“, erinnerte sich Jonathan Angelow.

Fast sofort begann er seinen ersten Job als Verkäufer von Zeitungen, gefolgt von Pizza, Eiscreme und so weiter, denn er wollte seiner Mutter zeigen, dass alles möglich ist. Er arbeitete hart und begann nach einer Weile, Immobilien zu kaufen:

„Kleine Zimmer in Paris, 8-9 Quadratmeter groß, eines nach dem anderen. Ich schaffte es, zehn zu kaufen, verkaufte sie und verdiente eine Menge Geld, mit dem ich größere Wohnungen mit zwei Zimmern kaufte, die ich an Touristen vermietete. Im Alter von 27 Jahren, nach einem Jahr in London, wo ich als Finanzhändler für ein Unternehmen arbeitete, war es mir leid, für andere zu arbeiten, weil ich mit dem Immobiliengeschäft mehr Geld verdiente. Ich kehrte nach Frankreich zurück und gründete mein eigenes Unternehmen, das zu einem der größten Start-ups in Frankreich im Kommunikationssektor avancierte. Obwohl mein Partner und ich nicht aus Frankreich stammten, träumten wir davon, ein Produkt zu entwickeln, das für alle Unternehmen auf der Welt funktionieren würde, die ihre eigenen Callcenter aufbauen wollten“, so Jonathan Angelow.

Jonathan beschreibt seine ganze Geschichte auf Französisch und in einem Buch mit dem Titel „Nichts zu verlieren“ (Rien à perdre). Auf die Frage, ob er darüber nachdenkt, das Buch in bulgarischer Sprache zu veröffentlichen, antwortete er, dass er eine solche Idee habe und sogar nach einem Verleger suche. Aber in der bulgarischen Ausgabe werde er viel mehr von seinen Erfahrungen und seinem Leben hier in Bulgarien erzählen, da er glaube, dass der Leser auch viel daraus lernen könne.


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Zusammengestellt: Joan Kolew

Übersetzung: Antonia Iliewa

Redaktion: Rossiza Radulowa

Veröffentlicht von Marta Ros

Fotos: Privatarchivvon Jonathan Angelow, jonathananguelov.com, linkedin.com, Facebook/Jonathan Anguelov, beaboss.fr, fnac.com



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