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Mariä Himmerfahrt - die größte Wiedergeburtskirche Bulgariens feiert ihr Tempelfest

Die Kathedrale in Pasardschik empfängt Gläubige aus nah und fern

Foto: Dessislawa Semkowska

Die Geschichte der größten Kirche aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt (18./19.Jh.) in Pasardschik „Mariä Himmelfahrt“ ist lang und interessant. Es wird vermutet, dass die erste Kirche im 17. Jahrhundert erbaut wurde. Sie wurde mehrmals zerstört. 1834 verschlang ein Großbrand die Holzkirche und viele Häuser in ihrer Nähe. Dieser schwere Verlust entmutigte die bulgarische Bevölkerung jedoch nicht, sondern im Gegenteil. Sie begann Spenden zu sammeln und so konnte die Kirche zwischen 1836 und 1837 zum fünften Mal wieder aufgebaut werden und erhebt heute stolz ihren steinernen Körper und empfängt Hunderte von Gläubigen.


Von Generation zur Generation erzählt man sich die Geschichte, wie diese Kirche so groß gebaut werden konnte, denn die Größe der orthodoxen Kirchen war während der osmanischen Fremdherrschaft begrenzt. Die Einwohner von Pasardschik griffen jedoch zu einer List – sie baten die türkischen Behörden um die Genehmigung für eine Kirche von der Größe einer Büffelhaut. Anschließend schnitten sie die Haut in sehr dünne Streifen und „umwickelten“ damit den Ort des zukünftigen Baus. Die Osmanen erkannten die Weisheit der Bulgaren an und die Kirche konnte gebaut werden.

За публикация в петък, 15 август – в сутрешните часове    Редакция БЪЛГАРИЯ: 12 август 2025 г.     Най-голямата възрожденска черква в България чества своя храмов празник

Die größte Sehenswürdigkeit der Kirche ist die aus Walnussholz geschnitzte Ikonostase mit den beeindruckenden Maßen von 20,40 x 6 m, mit einer Fläche von über 120 Quadratmetern, erzählt der Bischof von Pasardschik Bojan Kotschew.

Pater Bojan (rechts)

„Sie wurde über mehrere Jahre hinweg von Meistern der Schnitzerschule von Debar angefertigt“, fährt Pater Bojan in einem Interview für Radio Bulgarien fort. „Es gibt eine Vielzahl von Tieren und verschiedenen Pflanzen, die den Garten Eden symbolisieren, um uns daran zu erinnern, dass kein Cherub mehr mit seinem flammenden Schwert an seinem Tor steht, sondern der Weg dorthin offen ist. Die Ikonostase ist voller biblischer Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament. Die Altarwand ist von unschätzbarem Wert nicht nur als Kunstwerk, sondern als Ort, an dem die Ikonen stehen, die uns daran erinnern, dass wir nur vorübergehend auf der Erde sind und dass wir in den Garten Eden gehen müssen, der auf uns wartet.“


Sehr detailliert sind auch übernatürliche Wesen, Engel, Propheten, verschiedene Vögel, Wölfe, Löwen und sogar ein Elefant dargestellt. Unter den kunstvollen Figuren sind Greife, geflügelte Sphinxe und Drachen zu sehen, die das himmlische Reich symbolisieren, das sich von dem irdischen, das wir sehen, unterscheidet.


Die einfachen Menschen beteiligten sich nicht nur mit Geld am Bau und der Ausstattung der Kirche. Der Bischofsthron erinnert bis heute an ihre freiwillige Opferbereitschaft.

„Der Bischofsthron besteht aus Gegenständen, die die Gläubigen für Gott gespendet haben. So stammen seine Beine von einem barocken Schreibtisch und die Säulen, die ihn tragen, waren Teil eines Baldachins in einem großen Barock-Schlafzimmer. Das sind die wertvollen Gaben unserer Vorfahren, um die Kirche zu schmücken, die wir heute sehr hochschätzen“, unterstreicht Pater Bojan.Doch die Kirche „Mariä Himmelfahrt“ in Pasardschik weist auch etwas ganz Besonderes auf, das für Bulgarien einzigartig ist – das Grab eines Bischofs.


„Es ist das Grab von Bischof Dionysius, der hier bis zu seinem Tod im Jahr 1825 gepredigt hat. Er war ein großer Erwecker und Förderer der Bildung, der als erster begann, in bulgarischer Sprache zu predigen, und die erste weltliche Schule in der Stadt eröffnete. Als er in der Kapelle der Kirche beigesetzt wurde, hielt man sich an die alte Tradition, dass Bischöfe in sitzender Position in einem gemauerten Grab beigesetzt werden. Während des atheistischen Regimes wurde das Grab geschändet, die Leiche wurde herausgenommen und versteckt, aber kleine Teile davon blieben im Sarkophag zurück. Man kann deutlich den Sitz erkennen, auf den sein Körper gesetzt wurde, und die Ziegelsteine, mit denen er gemauert wurde", erzählt Pater Bojan.


Die Kirche „Mariä Himmelfahrt“ in Pasardschik war schon immer Mittelpunkt aller wichtigen Feierlichkeiten der Stadt. Am heutigen Kirchfest, Mariä Himmelfahrt,  bildet sich eine Warteschlange. Menschen aus der ganzen Stadt kommen, um vor der wundersamen Ikone der Mutter Gottes zu beten und ihr zu danken.


Die Ikone wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von einer kinderlosen Familie gestiftet, die sich Kinder so sehr wünschte und zur Gottesmutter betete. Als sie ihnen ihren Segen gewährte und das Kind geboren wurde, schenkte die Familie diese Ikone unserer Kirche. Bis heute wird jeden Mittwoch ein Gebetskanon für die Heilige Jungfrau Maria abgehalten, bei dem Frauen, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, Brot mitbringen, das während des Gottesdienstes gesegnet und verteilt wird. Es ist oft vorgekommen, dass diese Frauen im nächsten Jahr wiederkommen, um sich zu bedanken, dass sie ein Kind geboren haben.


Die Einwohner von Pasardschik schätzen ihre Kirche schätzen und kennen ihren Wert, der den Worten des Geistlichen zufolge unbezahlbar ist. „Wir können weder dem Tempel noch der Ikonostase einen Preis geben. Der größte Reichtum ist das spirituelle Leben in dieser Kirche“, schließt Pater Bojan.


Fotos: Dessislawa Semkowska, Archiv von Bojan Kotschew, arhiereiskopz.com

Übersetzt und veröffentlicht von Georgetta Janewa




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