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Petko Stajnow – „Thrakische Tänze“

Petko Stajnow (1896 – 1977)
Foto: petkostaynovmusic.com

„Wer kennt die ‚Thrakischen Tänze‘ nicht? Wer hat nicht schon von ihnen gehört?“ – so hätte wohl ein Klassiker ausgerufen, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, nur wenige Takte dieser emblematischen Suite zu hören. Selbst Landsleute, die mit klassischer Musik nicht vertraut sind, haben zumindest einmal den Anfang der berühmten „Ratscheniza“ vernommen.

Die „Thrakischen Tänze“ waren die erste Partitur des großen bulgarischen Komponisten Petko Stajnow, nachdem er das Konservatorium in Dresden abgeschlossen hatte und 1924 in seine Heimatstadt Kasanlak zurückgekehrt war. Ursprünglich trug das Werk den Titel „Bulgarische Tänze“ und bestand aus drei Teilen: „Pajduschko“, „Horo“ und „Ratscheniza“. 1926 wurde die Suite überarbeitet und mit dem „Bärentanz“ ergänzt. Bereits bei ihrer Uraufführung im Januar 1927 in Sofia durch das Philharmonische Orchester unter der Leitung von Todor Hadschiew löste sie Begeisterung aus.

Die bedeutenden Werke von Stajnow – „Legende“, „Märchen“, „Balkan“, „Thrakien“, „Symphonisches Scherzo“ – prägten die bulgarische Musikkunst der 1920er bis 1940er Jahre. Die „Thrakischen Tänze“ nahmen dabei eine besondere Stellung ein – nicht nur in der schöpferischen Laufbahn des Autors, sondern auch in der gesamten bulgarischen Kompositions- und Aufführungspraxis. Nach der triumphalen Premiere in der Hauptstadt begrüßte der Doyen der bulgarischen Komponisten, Dobri Christow, den jungen Stajnow mit den Worten: „Du hast ein Ideal verwirklicht, das wir nicht zu verwirklichen vermochten. Später wirst du verstehen, was du geschaffen hast. Von nun an beginnt die nationale bulgarische Musik zu existieren.“


Die Idee, einen bulgarischen nationalen Musikstil zu schaffen, nahm Petko Stajnow als Lebensaufgabe an. In die Kulturgeschichte unseres Landes ging er auch mit seinen Chorballaden ein. Werke wie „Das Geheimnis der Struma“, „Urwitsch“, „Reiter“ oder „Kum German“ begründeten eine neue Gattung in der bulgarischen Musik. Seine zahlreichen a cappella-Chorwerke, komponiert oder bearbeitet, gehören bis heute zu den beliebtesten und meistaufgeführten Stücken in Bulgarien.

Beeindruckend war auch sein Wirken als Wissenschaftler und öffentlicher Kulturträger. 1948 gründete er das Institut für Musik an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, das er bis zu seinem Tod leitete. Unter seiner Führung wurden mehr als 100.000 Volkslieder gesammelt und aufgezeichnet. Trotz seiner schweren körperlichen Einschränkung, der völligen Blindheit, bewältigte er seine Aufgaben mit einer scheinbaren Leichtigkeit, die nur einer außergewöhnlich begabten und hochintelligenten Persönlichkeit möglich war. Er gilt als einer der Schöpfer der modernen bulgarischen Musikkultur, ausgestattet mit erstaunlicher Intuition und Weitblick.

Büste von Petko Stajnow im Borissowa-Garten in Sofia

Alles, was Petko Stajnow in der Mitte des 20. Jahrhunderts im Bereich der Symphonik, Opernkunst, Chormusik und Musikwissenschaft schuf, bildet auch heute noch die Grundlage unseres Musiklebens. Stajnow setzte einen neuen Maßstab für die nationale Musik – nicht nur als professionelles Schaffen, sondern auch als künstlerisches Vorbild und als Ausdruck der bulgarischen Geistigkeit.

Seine berühmte „Ratscheniza“ präsentieren wir in einer der schönsten, wahrhaftigsten und aufrichtigsten Interpretationen – gespielt vom Sinfonieorchester des Bulgarischen Nationalen Rundfunks unter der Leitung des legendären Dirigenten Wassil Stefanow.


Autorin: Zwetana Tontschewa

Redakteurin: Dessislawa Semkowa

Übersetzt und veröffentlicht von Lyubomir Kolarov

Redaktion: Georgetta Janewa

Fotos: petkostaynovmusic.com, facebook.com/staynovfoundation



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