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Wahrzeichen bulgarischer Musikkultur: „Ein Vermächtnis“

Foto: Iwan Petrow

Anlässlich des Feiertags am 6. September, der der historischen Vereinigung Bulgariens gewidmet ist, erinnern wir an einen legendären patriotischen Marsch. Sicherlich erklang „Ein Vermächtnis“ im September 1885 weder bei den Volksaufständen in Panagjurischte, Tschirpan, Pasardschik oder Goljamo Konare noch beim Militärputsch in Plowdiw. Der Komponist Georgi Schagunow war damals erst zwölf Jahre alt, der Textdichter Iwan Jontschew war ein Jahr und fünf Monate vor dem Datum der Vereinigung in Samokow geboren.

Iwan Jontschew (1884 – 1918)

Die zentralen Motive in Jontschews Werk waren unerwiderte Liebe, unerreichbares Glück sowie die Verbundenheit mit Mutter und Vaterland. Die Balkankriege veränderten sein Leben und seine Dichtung. An die Front geschickt, schrieb er einige seiner berühmtesten Verse, die sich in patriotische Lieder verwandelten. Nach einer Verwundung verfasste er im Herbst 1915 in Sofia das Gedicht „Das Testament der Vorfahren“, das er dem Oberstleutnant Todor Girginow widmete. Mit diesem und weiteren Gedichten, die zur Grundlage von Liedern wurden, fand Jontschew seinen Platz in der bulgarischen Literatur.

Georgi Schagunow (1873 – 1948)

Georgi Schagunow zählt zu den bedeutendsten Musikern des bulgarischen Militärs. Der talentierte Komponist und Dirigent wurde 1873 in Plowdiw geboren. Bis zu seinem 16. Lebensjahr besuchte er ein französisches Kolleg, danach schickte ihn sein Vater nach Lyon, um Medizin zu studieren. Stattdessen schrieb sich Schagunow am staatlichen Konservatorium von Lyon ein, wo er Waldhorn, Kornett, Musiktheorie, Komposition und Dirigieren studierte. Er nahm am Balkankrieg teil und war bis zu seiner Pensionierung 1930 Dirigent des Militärorchesters des 24. Schwarzmeer-Infanterieregiments in Burgas. Schagunow komponierte rund 1.000 Werke, darunter mehr als 400 Militärmärsche. Sein populärstes Stück ist ohne Zweifel der eindrucksvolle Marsch „Ein Vermächtnis“.

Georgi Schagunow (sechster von links, sitzend) mit dem Orchester des 24. Schwarzmeer-Infanterieregiments

Eine überlieferte, faszinierende Geschichte berichtet, dass Schagunow im Winter 1919 seinen ältesten Sohn Petar empfing – Kadett an der Militärschule, gerade im ersten Heimaturlaub. Als der Vater ihn in der eleganten Kadettenuniform sah, sei er so bewegt gewesen, dass er sich an das Gedicht von Iwan Jontschew „erinnerte“. Nur wenige Tage später sei Jontschews Text in eine Marschmelodie gefasst worden, die der junge Petar Schagunow als Weihnachtsgeschenk seinen Kommilitonen überbrachte.

Atanas Iwanow

Diese Version wird allerdings von Atanas Iwanow, Musiker, Pädagoge und langjähriger Militärdirigent, teilweise widerlegt. In einem Interview mit dem Bulgarischen Nationalen Rundfunk im Jahr 2012 erklärte er, dass die Militärschule jedes Jahr ein Fest des Marschliedes veranstaltete. Da bekannt war, dass Petar Schagunows Vater Kapellmeister war, erhielt dieser für einige Tage Urlaub, bekam den Text von Jontschew – „Das Vermächtnis der Ahnen“ – und den Auftrag, eine neue Komposition zu schreiben. So entstand „Ein Vermächtnis“.

Chor „Gusla“, 1933

Wie auch immer die Entstehungsgeschichte im Detail ausgesehen haben mag – das Lied wurde zuerst von den Kadetten begeistert aufgenommen. Schon bald überschritt es den Rahmen des Militärs und wurde Teil des Repertoires von Schüler-, Amateur- und professionellen Chören, darunter auch Ensembles wie „Gusla“ und „Hirtenflöte“, die es auf die große nationale und europäische Bühne brachten.

Zum Abschluss der heutigen Rubrik erklingt eine Aufnahme des Chors „Gusla“ unter der Leitung des großen Wassil Stefanow – als Erinnerung an das Meisterwerk der bulgarischen Musikkultur „Ein Vermächtnis“ von Georgi Schagunow, das dank der breiten Anerkennung zum Symbol der Verbindung von Vergangenheit und Zukunft geworden ist.



Autorin: Zwetana Tontschewa

Übersetzt und veröffentlicht von Lyubomir Kolarov

Fotos: Iwan Petrow, Staatsagentur "Archive", burgas.bg, Regionales historisches Museum - Burgas, Krassimir Kamenow



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