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Wertvolle Exponate erzählen die Geschichte der vor 140 Jahren in Plowdiw verkündeten Vereinigung

Das Geschichtsmuseum der Stadt zeigt ein dokumentarisches Relikt - die Zeitung "Borba", in der Sachari Stojanow die Vereinigungsidee propagiert

Foto: Geschichtsmuseum Plowdiw

1883 begann in Plowdiw der Bau des Parlamentsgebäudes von Ostrumelien, einer autonomen bulgarischen Provinz innerhalb des Osmanischen Reiches, Teil des nach dem Berliner Kongress von 1878 zersplitterten Bulgariens nach dem Entwurf des Architekten Pietro Montani. Für die Sitzungen der Abgeordneten war ein geräumiger Parlamentssaal vorgesehen, während die Seitenflügel für die Arbeit der Verwaltung bestimmt waren. Am 6. September 1885 wurde jedoch die Vereinigung von Ostrumelien und dem Fürstentum Bulgarien verkündet und Sofia zur Hauptstadt des vereinigten bulgarischen Staates erklärt. Das Gebäude konnte somit nicht nicht mehr für seinen ursprünglichen Zweck genutzt werden. Im März des darauffolgenden Jahres bezogen die Volksbibliothek und das Museum von Plowdiw als bedeutendste kulturelle Einrichtungen der Stadt das Gebäude. Sein authentisches Aussehen ist bis heute erhalten und es ist weiterhin eines der wichtigsten kulturellen Zentren von Plowdiw.



Genau in diesem Gebäude wurde 1985 anlässlich der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum dieses historischen Ereignisses die Ausstellung „Die Vereinigung Bulgariens von 1885” eröffnet. Sie umfasste den Zeitraum von der Unterzeichnung des Berliner Vertrages im Jahr 1878, der die von Bulgaren bewohnten Gebiete aufteilte, bis zum Serbisch-Bulgarischen Krieg von 1885.



„Die Ausstellung beginnt mit einer Kopie des Gemäldes des deutschen Malers Anton von Werner, ein echter Meister des historischen Genres. Es zeigt die Teilnehmer des Berliner Kongresses, durch dessen Beschluss die bulgarischen Gebiete in fünf Teile geteilt und zwei Staaten gegründet wurden – das Fürstentum Bulgarien und Ostrumelien“, erzählt Stojan Iwanow, Direktor des Regionalen Geschichtsmuseums in Plowdiw und fügt hinzu, dass in der Ausstellung das kurze, nur siebenjährige Bestehen Ostrumeliens und alle politischen und gesellschaftlichen Aktivitäten der Region dargestellt sind. Vorgestellt wird auch die Widerstandsbewegung der Südbulgaren und die Gründung der Turn- und Schützenvereine in Bulgarien, die die Umsetzung der Klauseln des Berliner Kongresses bis zu einem gewissen Grad verhinderten. Nachgezeichnet sind die Aktivitäten der Generalgouverneure Aleko Bogoridi und später von Gawril Krastewitsch sowie die Gründung der ersten Parteien im Gebiet.



„Im Saal „Vereinigung“ werden Original-Exponate gezeigt - persönliche Gegenstände und Dokumente der aktivsten Akteure dieser Zeit, Auszeichnungen, Messer, Schusswaffen, Fotos und Dokumente von Teilnehmern an der Vereinigung und am Serbisch-Bulgarischen Krieg. Dargestellt sind das Leben in Ostrumelien sowie die Persönlichkeiten, die bis zur Vereinigung Bulgariens im Jahr 1885 in dieser Region gelebt und gewirkt haben", betont Stojan Iwanow in einem Interview für Radio Bulgarien.



Zum 140. Jahrestag der Vereinigung des Fürstentums Bulgarien und Ostrumelien will das Regionale Geschichtsmuseum in Plowdiw zudem eine Sonderausstellung mit weiteren wertvollen Exponaten vorstellen.



„Wir haben uns letztes Jahr für diese Ausstellung entschieden, als wir gemeinsam mit Kollegen vom Institut für Historische Forschung der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften die nationale Konferenz „Die Vereinigung von 1885 und ihre Persönlichkeiten“ vorbereiteten. Neben den berühmten Persönlichkeiten werden oft jene Menschen nicht genügend gewürdigt, die mit ihrem Handeln und Wirken zu diesem großen historischen Ereignis beigetragen haben. Parallel zu den Ausstellungen zeigen wir jedes Jahr auch Gegenstände aus dem Fundus des Museums, die mit diesem Ereignis in Verbindung stehen. 



Das Highlight ist in diesem Jahr die vierte Ausgabe der Zeitung „Borba“, ein echtes Heiligtum, das restauriert wurde, sowie andere Dokumente im Zusammenhang mit dem 6. September“, so Stojan Iwanow weiter.



Die Gäste des Museums und der Stadt haben außerdem die Möglichkeit, die beeindruckenden Arbeiten der talentierten Absolventen der Nationalen Kunsthochschule „Zanko Lawrenow“ zum Thema „140 Jahre Vereinigung Ostrumeliens mit dem Fürstentum Bulgarien“ zu sehen.



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Übersetzt und veröffentlicht von Georgetta Janewa
Fotos: Regionalhistorisches Museum - Plowdiw, museology.bg



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