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Krisen-Optimismus und Pessimismus haben in Bulgarien ihren Ursprung in der Politik

„Die bulgarische Wirtschaft ist die einzige in Europa und gehört zu den wenigen in der Welt, die die globale Krise ohne Erschütterungen ihrer Fiskalpolitik überstehen werden“. Die Meinung äußerte Georgi Ganew, Direktor des Zentrums für liberale Strategien, auf einer Diskussionsrunde über die Weltwirtschafts- und Finanzkrise.

Die Tatsache, dass Bulgarien in fiskaler Sicht kaum von der Krise betroffen ist, wird unweigerlich das Interesse ausländischer Investoren anlocken. Nach der Krise, wenn die anderen Länder die sich aufgetürmten Schuldenberge abbauen müssen, wird Bulgarien die Möglichkeit haben, in die Verbesserung des Geschäftsklimas im Land zu investieren.

Die Bevölkerung in Bulgarien, die sich in den letzten 20 Jahren ohnehin an ständige wirtschaftliche und soziale Krisen gewöhnen musste, sieht in der jetzigen globalen Krise keine sonderliche Hürde. Im Gegenteil! Laut einer Umfrage von „Marco Watch“ sind fast zwei Drittel der Bürger davon überzeugt, dass das Schlimmste der Krise bereits überwunden sei und im kommenden Jahr keine besonderen Erschütterungen zu erwarten seien.

„Die Zahl jener, die die weitere wirtschaftliche Entwicklung optimistisch sehen, ist spürbar gestiegen“, bestätigt Georgi Stojtschew, Direktor des Instituts „Offene Gesellschaft“ in Sofia. „Im Vergleich zum März dieses Jahres hat sich die Zahl der Optimisten in Bulgarien verdreifacht. Diese Zuversicht kann aber weniger auf wirtschaftliche, als vielmehr auf politische Faktoren zurückgeführt werden. Die Bürger in Bulgarien sehen in der Wirtschafskrise einen politischen Hindergrund. Aus diesem Grund blickt man mit dem Regierungswechsel im Land hoffnungsvoller in die Zukunft. Die Krise ähnelt in gewisser Weise der neuen Grippewelle. Sie betrifft vor allem die jungen aktiven Menschen, während die älteren verhältnismäßig ungeschoren davonkommen. Am wenigsten betroffen sind die Rentner in Bulgarien. Die Krise äußert sich hauptsächlich im Verlust der Arbeitsstelle und Einkommenseinbußen“, sagt Georgi Stojtschew.

Auch der Wirtschaftler Georgi Angelow vom Institut „Offene Gesellschaft“ ist der Überzeugung, dass das Schlimmste überstanden sei. Er sieht Licht im Tunnel und prognostiziert, dass im kommenden Jahr der jährliche Fluss ausländischer Investitionen in Höhe von drei Milliarden Euro beibehalten wird.

„Den härtesten Schlag der Krise hat in Bulgarien die Geschäftswelt einstecken müssen“, kommentierte seinerseits Georgi Prochaski, Vorsitzender des Zentrums für Wirtschaftsentwicklung. Dennoch werde im kommenden Jahr bereits ein Wirtschaftswachstum, wenn auch noch gering, zu verzeichnen sein. Die Inflation ihrerseits wird weiterhin niedrig sein – etwa ein Prozent.

„Die bulgarische Wirtschaft wird vor allem durch den Außenhandel und den Zustrom ausländischen Kapitals wieder Auftrieb erhalten“, ist Dimitar Tschobanow vom Institut für Wirtschaftsfortschritte überzeugt. Haupthandelspartner Bulgariens sind weiterhin die Europäische Union und die Balkanregion. Eine spürbare Belebung werde also erst dann eintreten, wenn sich diese Wirtschaften stabilisiert haben, ist der Fachmann überzeugt.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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