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Mangelnde Qualität der Familiengesundheitsfürsorge in Bulgarien

Die sich über Jahrzehnte schleppende Gesundheitsreform des Landes hat sich sehr negativ auf die Familienfürsorge ausgewirkt
Foto: Diana Hristakiewa
Wenn auch nur langsam, wächst die Geburtenrate in Bulgarien in den letzten fünf Jahren im Vergleich zum Jahr 1997 zum Beispiel, als das Land eine tiefe gesellschaftliche und wirtschaftliche Krise erlebte. Damals gab es auch eine Rekordzahl bei den Abtreibungen, zeigt die Statistik. Nun, in Zeiten der Weltwirtschaftskrise, bleiben die Geburtenzahlen im Rahmen des europäischen Durchschnitts. Auch die Zahl der Schwangerschaftsabbrüchen ist zurückgegangen. Trotzdem haben wir noch kein Bevölkerungswachstum zu verzeichnen und unsere Bürger werden immer älter.

Bulgarien steht vor einem ernsthaften Problem, das bald gelöst werden muss. Die Qualität der Gesundheitsfürsorge für Familien muss noch verbessert werden. In den kleineren Ortschaften fehlt es oft an qualifizierten Fachkräften und besonders an Kinderärzten. Dabei stieg die Zahl der Erkrankungen der Kinder in letzter Zeit fast doppelt an. Die Kinder leiden öfter an Diabetes, an verschiedenen Nervenstörungen, Allergien, Bluthochdruck, Herzkreiserkrankungen u. a. Das Schlimme ist, dass es einen deutlichen Rückgang in der Qualität der Gesundheitsfürsorge gibt, behaupten die Spezialisten. „Die Sterberate bei den Kindern und Müttern ist doppelt so hoch als in anderen europäischen Staaten“, erklärt die Kinderärztin Eva Borissowa und weiter:

„Das ist ein Zeichen für die niedrige Leistung im Bereich der Familienfürsorge“, sagt sie. „Wir haben viele Probleme, einige sind mit der Ausstattung der Krankenhäuser verbunden. Man kann kein spezialisiertes Krankenhaus ohne Brutkästen haben. Wenn in diesem Krankenhaus Neugeborene behandelt werden müssen, müssen sie auch über diese Geräte verfügen. Das muss vom Staat garantiert sein“.

Die sich über Jahrzehnte schleppende Gesundheitsreform des Landes hat sich sehr negativ auf die Familienfürsorge ausgewirkt“, betont Dozent Wladimir Pilossow, Vizevorsitzende der bulgarischen pädiatrischen Assoziation. Ihre Mitglieder wollen die Gesundheitsfürsorge der Kinder für staatliche Priorität erklären, um dadurch mehr Mittel darin zu investieren. Ein weiteres Problem ist das Fehlen eines Nationalen Kinderkrankenhauses. Die Ärzte wollen auch, dass die Kinder im Alter bis 14 Jahren nicht von Hausärzten wie jetzt, sondern von Kinderärzten behandelt werden. Leider gibt es momentan in Bulgarien immer noch wenige davon. Die Pädiatrie ist für die Studenten unattraktiv, weil wie sie selbst sagen, nicht lukrativ genug ist.

„Was wir zur Zeit haben, sind unzureichende Mittel für die Behandlung der Kinder und Mütter“, erklärt Dr. Eva Borisowa weiter. „Dadurch werden auch weniger Fälle behandelt und wir bekommen nicht das richtige Bild über die Erkrankungen bei den Kindern. Auch die Impfungen, die noch Pflicht sind, stellen oft ein Problem für die Eltern dar. In Folge dessen haben wieder fälle von TBC und Morbili, die eigentlich längst vergessen waren“.

Eine weitere Schwierigkeit sind die Kosten für die Behandlung von schwer erkrankten Kindern. Wenn eine Weiterbehandlung im Ausland notwendig ist, werden die Kosten von einem Fonds übernommen, der eigens dafür geschaffen wurde. Die teuere Behandlung und Therapie der Kinder in Bulgarien aber wird fast immer von den Eltern bezahlt. Sie versuchen ihrerseits die Mittel auf verschiedenen Wegen zu bekommen und weitere Behandlungsmöglichkeiten zu finden. In den letzten Jahren ist die Wohltätigkeitskampagne „Bulgarische Weihnachten“, die unter der Schirmherrschaft des Staatspräsidenten läuft, eine Hilfe für viele schwer kranke Kinder und ihre Eltern gewesen. Mit dem Geld, das gesammelt wird, werden auch Krankenhäuser renoviert und modernisiert.

Übersetzung: Milkana Dehler
По публикацията работи: Diana Hristakiewa


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