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Bulgarisches Bankensystem: Stark in der Krise

"Das bulgarische Finanzsystem ist besonders stabil und ich glaube, dass wir darauf durchaus stolz sein können", sagte Emil Popow (m.), Vorsitzender der Stiftung "Banken, Investitionen, Finanzen"
Foto: Tanja Harisanowa
Bis vor 20 Jahren gab es in Bulgarien nur drei Banken. Sie reichten vollkommen aus, um das zentralisierte Finanzsystem im sozialistischen Bulgarien zu bedienen. Wichtigste Stütze – damals wie heute – ist die Bulgarische Nationalbank BNB. Der Außenhandel wurde früher über die eigens dafür gegründete Außenhandelsbank abgewickelt, die besonders begehrt war, denn nur die Außenhandelsbank durfte Devisengeschäfte tätigen. Und zwischen beiden Bank-Monstren stand das Huhn, das goldene Eier legte – die Staatliche Sparkasse DSK. Die "goldenen Eier" waren die Ersparnisse der Bevölkerung. Vor der Wende war es üblich, jahrelang auf eine Wohnung oder ein Auto zu sparen. Derzeit hatte der Staat reichlich freies Kapital für laufende Geschäfte zur Verfügung. Dann kam die Wende und aus den nur drei Banken in Bulgarien wurden über 30. Über die Entwicklungen im Banksektor spricht Emil Popow, Vorsitzender der Stiftung "Banken, Investitionen, Finanzen".

Die ersten Privatbanken haben sich 1990 von der Nationalbank abgespalten. Heute operieren in Bulgarien 30 Geldinstitute, ohne die Niederlassungen von Banken aus EU-Ländern zu zählen. Die rein bulgarischen Banken sind nur fünf. Entsprechend gering ist auch deren Marktanteil, der nicht über zehn Prozent reicht, sagt Emil Popow, und wirft einen Blick zurück auf die Geschichte.

"In den 20 Jahren Transformationszeit entwickelte sich das bulgarische Bankensystem rasant, war aber dafür nicht immer vorbereitet", behauptet Emil Popow von der Stiftung "Banken, Investitionen, Finanzen". "Die schwere Wirtschaftskrise in Bulgarien von 1996/97 führte zu einer gewaltigen Bankrottwelle der Kreditanstalten. Die Krise von damals läuterte den Banksektor. Wir haben damals Erfahrungen gemacht, die uns sehr zu denken gegeben haben. Das ist mit ein Grund dafür, dass die Branche heute blüht und von der globalen Wirtschaftskrise nicht einmal betroffen ist. Obwohl im Vergleich zu Westeuropa und den USA sehr konservativ, ist die Regulierung des Bankwesens in Bulgarien sehr gut. In Krisenzeiten, wie in den letzten Jahren, hat sich unser System bewährt", sagt Emil Popow.

Welche andere Erfahrungen konnte Bulgarien in den Nachwendejahren machen, die dem Banksektor heute besonders nützlich sind?

"Die notgedrungene Überwindung der hausgemachten Wirtschaftskrise 1996 hat eine ganz konkrete Folge – das ist die erwähnte konservative Regulierung auf dem Finanzmarkt in Bulgarien", führt Emil Popow an. "Das ist aber nicht alles. Ebenfalls eine Folge der Wirtschaftskrise von damals ist die Einführung des Währungsrates in Bulgarien, als die bulgarische Landeswährung zunächst an die Deutsche Mark, später an den Euro fest gekoppelt wurde. Bulgarien ist aber nicht das einzige postsozialistische Land, wo der Währungsrat eingeführt wurde. Auch in den baltischen Republiken kam es dazu, die strenge Finanzpolitik ist dort gescheitert. Diese Erfahrung ist besonders wertvoll und wir sollten sie an betroffenen Länder gegebenenfalls weitergeben", sagt Popow.

Das bulgarische Bankensystem ist relativ konservativ und diesem Umstand verdanken wir es, dass die globale Finanzkrise an Bulgariens Banken vorbei gegangen ist. Wo steht Bulgarien im Vergleich zu den alten EU-Ländern?

"Die Krise von 1996 hat uns in der Tat sehr vorsichtig gemacht", bestätigt der Finanzexperte Emil Popow. "Im Vergleich zu Bulgarien geht selbst das traditionell konservative England mit seinen Banken liberal um. Vom US-Markt ganz zu schweigen. Nicht von ungefähr sorgte die globale Finanzkrise eben dort für die verheerendsten Folgen. Das bulgarische Finanzsystem ist besonders stabil und ich glaube, dass wir darauf durchaus stolz sein können", sagte abschließend Emil Popow, Vorsitzender der Stiftung "Banken, Investitionen, Finanzen".

Übersetzung: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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