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Jugendwelle Sofia: Das Hostel - die moderne Variante der Jugendherberge

"Nomads" ist eines der 15 Hostels in Weliko Tarnowo, die Backpacker aus der ganzen Welt beherbergen.
Foto: Weneta Nikolowa
Sie reisen per Anhalter, sind mit Bus und Bahn oder auf dem Bike unterwegs. Lässig-sportlich gekleidet, sonnengebrannt im Gesicht und mit dem Rucksack auf dem Rücken – die Rede ist vom Backpacking. Sobald das Wetter draußen schön wird, brechen die meist jungen Backpacker auf, in den letzten Jahren immer öfter auch nach Bulgarien. Was sie hier entdecken und wo sie in Bulgarien absteigen, erzählt der folgende Beitrag.

Der Rucksacktourismus ist eine immer beliebter werdende Art zu Reisen. Es bietet fast grenzenlose Freiheit und Flexibilität bei vergleichsweise geringen Reisekosten. Besonders bei begrenztem Budget ist Backpacking eine günstige Alternative zu teuren Pauschal- und Gruppenreisen. Außerdem kann man so das entsprechende Land viel unverfälschter und hautnaher erfahren. Zu Gleichgesinnten findet man schnell Anschluss, sodass man Teile seines Weges auch mit netten Reisepartnern verbringen kann.

Als Rucksacktourist reist man auf ganz unterschiedliche Art und Weise – per Anhalter, auf dem Drahtesel, mit Bus und Bahn, aber niemals mit dem Flugzeug. Die klassische Absteige der Backpackers sind die Hostels. In dieser modernen Variante der Jugendherberge trifft man gewöhnlich auf Gleichgesinnte aus anderen Ländern. Da machen die Hostels in Bulgarien keine Ausnahme. Meistens sind sie in den Innenstädten gelegen, nah am Bahnhof und natürlich am Puls des Nachtlebens. Das Hostelzimmer muss man sich in der Regel mit anderen Gästen teilen, dafür aber braucht man auf den Komfort nicht zu verzichten. Und der Preis für eine Übernachtung ist natürlich viel günstiger, als in einem Hotel. In Bulgarien blättert man für Bed&Breakfast zwischen 20 und 40 Euro hin.

Allein in der alten bulgarischen Reichshauptstadt Weliko Tarnowo gibt es rund 15 Hostels in der Altstadt, wo insbesondere im Sommer sich viele Ausländer tummeln. "Viele lassen nur eine Übernachtung reservieren, dann gefällt es ihnen aber in Weliko Tarnowo und der Gegend so sehr, dass sie mehrere Tage bei uns bleiben", berichtet Nedjalko Jordanow, der ein solches Hostel in der Innenstadt betreibt.

"Unsere Gäste informieren sich in erster Linie aus dem Internet oder über die spezialisierten Backpacking-Reiseführer", erzählt Nedjalko Jordanow weiter. "In verschiedenen Sites und in den Reiseführern ist unser Hostel sehr gut vertreten, mit ausführlicher Information, um den Reisenden nützlich zu sein. Wenn sie einmal zu uns gekommen sind, dann helfen wir ihnen gern auch weiter, um die wunderschöne Natur und die Sehenswürdigkeiten in Tarnowo und der Umgebung kennen zu lernen. Unsere Stadt ist sehr reich an Geschichte – angefangen vom Zarenhügel Zarewetz, wo die bulgarischen Könige im frühen Mittelalter ihre Residenz hatten, bis hin in die neue Geschichte Bulgariens, denn die erste demokratische Verfassung des Landes nach der Befreiung von den Türken wurde in Weliko Tarnowo verabschiedet", erzählt der Hostelbesitzer.

Das Leben der Backpacker ist sehr spontan – morgens wird ein Tagesprogramm aufgestellt, und – auf geht’s zum nächsten Ausflugsziel! Sehr oft ist es das Freilichtmuseum Etara – etwa eine Autostunde von Weliko Tarnowo entfernt, in den seichten Abhängen des Balkangebirges versteckt, zeigen die dortigen Handwerker, wie einst gewebt, gestickt und gefärbt wurde, wie eine Wassermühle funktioniert und wie unsere Vorfahren Brot gebacken haben. Auf diesen Tagestrip werden die ausländischen Rucksacktouristen oft von den Hostelbesitzern oder Mitarbeitern begleitet, als eine Art Reiseleiter. Oder aber in diese Rolle schlüpfen Freunde und Bekannte, wie der Hostelbesitzer Georgi Michalew erzählt:

"Weliko Tarnowo ist keine all zu große Stadt, hier kennt jeder jeden, und so schauen oft Freunde und Bekannte am Hostel vorbei, und wenn sie selbst Luft haben, begleiten sie unsere Gäste auf ihrer Reise durch die Gegend", erzählt Georgi Michalew. "Dieser unmittelbare Kontakt zu den Einheimischen ist andererseits genau das, wonach die Rucksacktouristen suchen. Ich selbst bin auch sehr oft bei solchen improvisierten Ausflügen dabei, wir picknicken irgendwo im Gebirge, oder sind mit Mountainbikes unterwegs, oder sammeln Wildbeeren. Ein solcher persönlicher Kontakt ist nur im Hostel möglich", ist Georgi Michalew überzeugt.
Und erinnert sich an eine schöne Geschichte, als vor ein paar Jahren ein junger Japaner nach Weliko Tarnowo kam, mit der Absicht, nur einen Tag in der Stadt zu bleiben. Es gefiel ihm aber so sehr, dass er ein ganzes Jahr dort blieb. In dieser Zeit lernte er sogar, auf dem Dudelsack zu spielen und gewann einen Preis beim traditionellen Dudelsack-Wettspielen in den Rhodopen.

Neben der schönen und beeindruckenden Stadt Weliko Tarnowo sind die Backpacker aber auch von den naturbelassenen Landschaften angetan. Die Hostelbetreiber sind in der Regel überzeugte Natur- und Umweltschützer und deshalb sind die Hostels Vorreiter in punkto umweltfreundlicher Ausstattung. Die Glühbirnen sind längst durch Energiesparlampen ersetzt, die Putz-, Wasch- und Spülmittel sind biologisch abbaubar, nicht selten sind an den Dächern Solarzellen angebracht. Deshalb sind viele Hostels in Bulgarien Mitglieder im europäischen Öko-Netz "Grünes Haus". Die entsprechende Kennzeichnung im Internet oder in den Reiseführern ist für die meisten Backpacker entscheidend, wenn sie nach einer Absteige suchen.

Redaktion: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Weneta Nikolowa


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