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Die Gastarbeit als Überlebensstrategie

Die Arbeitslosigkeit in Bulgarien hat viele Menschen dazu gezwungen, ihr Glück auch in anderen Ländern zu suchen, wo man Arbeitskräfte braucht. In manchen kleineren Ortschaften sind fast alle arbeitsfähigen Bürger ins Ausland gereist, um dort ihren Lebensunterhalt zu verdienen. In vielen Dörfern im Osten des Landes mit überwiegend türkischer Bevölkerung ist das auch der Fall. Große Gemeinden haben die bulgarischen Auswanderer in der Türkei, Griechenland und Spanien. Wegen der Krise ist die Nachfrage zwar weniger geworden, dennoch kann man immer noch Arbeit finden.

Nach unoffiziellen Angaben haben im Jahr 2008 die Bulgaren, die im Ausland leben und arbeiten, über 1,5 Milliarden Euro nach Hause geschickt. Die Krise hat die Geldströme aus dem Ausland etwas reduziert, dennoch sind sie etwa in der Größenordnung von 1 Milliarde Euro geblieben. Nach Angaben der Agentur der Auslandsbulgaren arbeiten momentan etwa 150 000 Bulgaren in Spanien, ca. 230 000 in Griechenland und fast 300 000 in der Türkei. Das Interesse an eine Arbeit in einem anderen europäischen Land ist nach wie vor sehr groß. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Stelle im Ausland zu finden. Das kann zum Beispiel über Bekannte, die bereits dort arbeiten geschehen, oder über eine Arbeitsvermittlung oder über eine Jobmesse. Slawka Radewa leitet eine Abteilung in der bulgarischen Beschäftigungsagentur, die eben solche Messen im Auftrag von ausländischen Arbeitgebern organisiert. In diesem Jahr war das Interesse aber auch wegen der Krise eher an die Saisonarbeit für die Landwirtschaft, im Hotelgewerbe und in der Reisebranche gerichtet. Außerdem gibt es ein ernstes Interesse an bulgarischen Krankenschwestern und Ärzten.

„Die Beschäftigungsagentur veranstaltet kleine Arbeitsmessen auf der Basis von bilateralen Abkommen im Rahmen des EU-Netzes „Europäische Dienstleistungen für die Beschäftigung“ (EURES)“; erklärt Slawka Radewa. „Seit 2007 sind wir Mitglied dieses Netzwerkes und haben bereits 7 internationale Jobmessen organisiert. Außerdem gab es die „Europäischen Beschäftigungstage“, an denen Arbeitnehmer aus 15 Ländern teilgenommen haben. Diese Veranstaltung war am 8. März dieses Jahres. Wir haben auch Saisonarbeiter für Spanien und Griechenland rekrutiert und Lehrgänge und Praktika für junge Menschen in Dänemark organisiert. Die Jobmesse für medizinisches Fachpersonal aus Bulgarien, bei der Arbeitgeber aus Deutschland und Finnland vertreten waren, wurde sehr gut aufgenommen. Sie fand außer in Sofia noch in Plowdiw, Burgas und Varna statt. Dort hat man auch die Vorstellungsgespräche mit den interessierten Fachärzten und Krankenschwestern aus Bulgarien geführt. Diejenige, die nach Finnland gehen werden, werden auch die Möglichkeit bekommen, die finnische Sprache hier in Bulgarien zu erlernen, bevor sie nach Finnland gehen. Wir haben auch eine spanische Hotelkette unterstützt, die sich in Bulgarien niedergelassen hat“.

Momentan besuchen 27 bulgarische Mediziner einen finnischen Sprachkurs bevor sie ihre künftige Arbeitsstelle annehmen. Ebenfalls mit der Unterstützung der Beschäftigungsagentur arbeiten bereits zwei Ärzte und sieben Krankenschwestern in Deutschland. Aber die Fluktuation bei den Medizinern sowie die Tendenz ins Ausland zu gehen, werden weiter hin andauern. Weitere ausgebildete Fachärzte gehen demnächst nach Dänemark, um dort zu arbeiten. Die Zahl der Fachkräften aus diesem Bereich, die auf eigener Initiative ins Ausland gegangen sind, bleibt leider unbekannt. Slawka Radewa erklärt, dass das Interesse besonders groß ist, wenn es eine Ausschreibung für mehreren Saisonnarbeitern gibt. Aus Blagoewgrad in Südbulgarien zum Beispiel haben sich 300 Frauen zugleich beworben. In der Stadt Rasgrad, im Norden des Landes, meldeten sich 560 Arbeitslose auf einmal. Der absolute Höhepunkt wurde aber während der Europäischen Beschäftigungstage erreicht, als es mehr als 4 000 Besucher gab. Die Arbeitgeber aus dem Ausland bekamen über 2 100 Lebensläufe von potentiellen Kandidaten. „Wir haben die Daten aller Bewerber aufgenommen“, sagt Slawka Radewa. „Und wir werden sie darüber informieren, falls eine neue Stelle eröffnet wird“.

In letzter Zeit häufen sich die Fälle von unseriösen Arbeitsvermittlungsagenturen, die Stellen im Ausland anbieten, ohne eine Vereinbarung mit dem Arbeitgeber getroffen zu haben. Leider erfahren die Betroffenen davon erst nach ihrer Ankunft in dem jeweiligen Land und auch nachdem sie die Vermittlungsgebühr bezahlt haben. Das ist aber Gott sei Dank noch nicht die Regel, sondern eher eine Ausnahme. „Die meisten Arbeitssuchenden wenden sich zunächst an die Beschäftigungsagentur und zwar auch, weil wir uns als zuverlässige Partner bei der Jobvermittlung erwiesen haben“, meint Slawka Radewa und weiter:

„Auf unserer Internetseite sind auch die Vermittlungsagenturen aufgelistet, die die Lizenz haben, Stellen im Ausland zu vermitteln“, sagte sie. „Ich denke auch, dass die Bulgaren schon die Firmen untersuchen, an denen sie sich wenden. Außerdem arbeiten wir mit den guten Vermittlern auch eng zusammen, damit am Ende mehr Stellen besetzt werden können“.

Übersetzung: Milkana Dehler
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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