Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Bulgarische Investitionen im Ausland schrumpfen

Viel Kapital wird nicht nur aus dem Ausland in Bulgarien investiert. Bulgarische Unternehmen investierten vor allem vor der Weltwirtschaftskrise in den Nachbarländern auf dem Balkan. Die meisten Investitionen in Serbien, Mazedonien, Albanien, Rumänien und der Türkei gab es 2007 und 2008.

Die Bulgarische staatliche Investitionsagentur besitzt keine genauen Daten über die Auslandsinvestitionen bulgarischer Firmen. Aber die Bulgarische Nationalbank besitzt die Daten, auf die wir uns beziehen. Nach ihren Angaben sind 2008 etwa 510 Millionen Euro aus Bulgarien zum Erwerb von Anteilen von Unternehmen in verschiedenen Staaten ausgegeben worden. Gut 83 Millionen wurden in Immobilien investiert. Fast 30 Millionen gingen in die Telekommunikationsbranche und 22 Millionen Euro in die Finanzvermittlung.

Bulgarien ist laut der serbischen Statistik unter den führenden 10 ausländischen Investoren in unserem Nachbarland. Allein die Investitionen des bekannten bulgarischen Unternehmers Hristo Kowatschki belaufen sich auf 100 Millionen Euro. Doch die internationale Finanzkrise wirkte sich aus und die Lage änderte sich 2009. Die Auslandsinvestitionen der bulgarischen Unternehmer schrumpften auf die Hälfte. Es hat sich auch die Verteilung der Kapitalanlagen verändert und von Investitionen in ausländischen Unternehmen auf die gewinnbringenderen Immobilienkäufe und Finanzvermittlung verlagert. Wohlhabende bulgarische Unternehmer haben im vergangenen Jahr knapp 40 Millionen Euro für den Kauf von Immobilien im Ausland ausgegeben und knapp 26 Millionen Euro im Finanzbereich investiert. Außerdem wird mehr Geld ins Land zurückgeholt als neu im Ausland investiert. Wahrscheinlich haben einige Firmen ihre ausländischen Anteile verkauft und andere haben ihre Gewinne nach Bulgarien geholt. Aufmerksamkeit erregte die Investition der Prista-Öl-Raffinerie, die 92 Prozent des Kapitals der ungarischen Ölgesellschaft „Bogdany Petrol Kft.“ kaufte. Das Unternehmen produziert flüssiges Parafin und verkauft es in 50 Staaten der Welt.

Bulgarische Unternehmen haben nach Angaben der Bulgarischen Nationalbank 2009 rund 7 Millionen Euro in Bauten im Ausland investiert. 2008 waren es 3,5 Millionen Euro. Der Grund dafür ist wohl, dass die hohen Gewinne die bulgarischen Baufirmen bis Ende 2008 zuhause hielten. Die größten bulgarischen Bauunternehmer im Ausland sind die Brüder Jordan und Dinko Dinewi. Sie sind im Bau von Urlaubskomplexen spezialisiert. 2007 eröffneten sie den Urlaubskomplex „Apolonia“ und im Rohbau ist der Komplex „Neptun“ mit 84 Wohnungen. Die Gebrüder Dinewi investieren auch in Gebirgskurorten im benachbarten Rumänien. Die abschließenden Arbeiten laufen im Kurort „Predeal“. Insgesamt haben beide Bulgaren 15 Millionen Euro in Rumänien investiert.

Die bulgarischen Investitionen im Ausland sind in diesem Jahr nach den Bankdaten sehr bescheiden – von Januar bis August nur 3,3 Millionen Euro, vornämlich in Bauarbeiten, Immobilien und Handel. Die Kaufhauskette für Küchenausstattung und Haushaltselektronik „Technomarket“ erweitert ihr Netz in der Region. „Dowerie Briko“ errichtete ein Heimwerkergeschäft in der serbischen Stadt Nis und auch in Novi Sad.

Die größte Investition im gleichen Zeitraum hatte das Unternehmen „Kaolin“ AG. Sie eröffnete Anfang Oktober eine Fabrik für Quarzanreicherung für 15 Millionen Euro in einem Dorf in der Ukraine 1500 Kilometer von Bulgarien entfernt. Die Manager der Firma erwarten eine erfolgreiche Investition getätigt zu haben, weil das Gebiet dort reich an dem Rohstoff sei, der gut geeignet sei für Qualitätsglas. Die modernen Anlagen reduzieren den Produktionspreis auf die Hälfte gegenüber der Herstellung bei uns. Da die Preise für Erdöl und Erdgas in der Ukraine relativ niedrig sind, werde das Endprodukt sehr wettbewerbsfähig auf dortigen Markt sein.

Die reichen Bulgaren kaufen sich gerne Wohnungen oder Häuser in London, Wien und Barcelona. Aber sie müssen oft nach Bulgarien zurückkehren, um ihr Geschäft zu betreiben. In letzter Zeit gibt es viele Bulgaren, die sich Urlaubsdomizile im benachbarten Griechenland kaufen.

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Milka Gerginowa


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Lokale Behörden wollen neue Kohäsionsgebiete im Rahmen von EU-Programmen

Die bulgarischen Planungsregionen müssen dringend reformiert werden, fordern die lokalen Behörden. Die derzeitige Aufteilung in Regionen zeigt ein zunehmendes wirtschaftliches Ungleichgewicht bei den EU-Beihilfen. Das Problem ist in der..

veröffentlicht am 02.12.24 um 10:58

BIP im dritten Quartal um 2,2 Prozent höher als im Vorjahr

Die bulgarische Wirtschaft ist im dritten Quartal um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen, so eine Express-Schätzung des Nationalen Statistikamtes. Der Endverbrauch verzeichnet ein Wachstum von 4,6 Prozent, die Importe von Waren..

veröffentlicht am 14.11.24 um 17:18
Stanislaw Popdontschew

Unternehmer besorgt, dass die politische Krise die Entwicklung des Landes hemmt

 „Die wichtigsten Prioritäten der Wirtschaft - die Mitgliedschaft in der Eurozone und der Schengen-Vollbeitritt auch zu Lande - bleiben im Hintergrund. Sie sind die Motoren, die die Wirtschaft ankurbeln können. Das Fehlen einer regulären..

veröffentlicht am 12.11.24 um 10:37