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Das bulgarische Bankensystem – auch bei verschlechterter Wirtschaftslage stabil

Bulgarische Zentralbank
Foto: Tanja Harisanowa
Das bulgarische Bankensystem ist solide, flexibel und wettbewerbsfähig. So heißt es in der jüngsten Analyse der Ratingagentur Moody's Investors Service. Im Bericht der Agentur wird darauf verwiesen, dass es in Bulgarien 30 Handelsbanken, 24 einheimische Vertretungen, 6 Filialen ausländischer Banken und 219 Nichtbank-Finanzinstitutionen gibt. Fünf Banken kontrollieren 55 Prozent des Sektors. Diese Informationen werden durch die Daten der Bulgarischen Zentralbank BNB über die Lage im einheimischen Bankensektor bestätigt.
Das Krisenjahr 2010 schlossen die bulgarischen Banken trotz 21 Prozent weniger Einnahmen mit Gewinn ab.

Wie beurteilen die bulgarischen Banker das Bankensystem in Bulgarien unter verschlechterten Wirtschaftsbedingungen?

„Das Bankensystem kann trotz der konjunkturellen Schwierigkeiten unseres Landes mit mehr als befriedigend bewertet werden“, beurteilt der Chefvolkswirt der UniCreditBulbank Hristofor Pawlow die Lage im Bankensektor. „Das Bankensystem kommt mit der Krise recht gut zurecht, was man an den Gewinnen sieht. Die strukturbestimmenden Banken haben solide Bilanzen.“

Was macht die Banken derzeit so stabil?

„Vor allem der Stand der Banken zu Beginn der Krise in Bulgarien“, begründet Hristofor Pawlow die Stabilität des Finanzsektors. „In den Jahren vor der Krise erlegte die Bulgarische Zentralbank den Banken in Bulgarien eine hohe Liquidität auf. Die Banken mussten beträchtliche Kapitalreserven zur Absicherung gegen Risiken bilden, die sich in den Jahren des Booms in ihren Portfolios häuften. Die in den konjunkturstarken Jahren gebildeten Risikorücklagen helfen dem Bankensektor jetzt über die schwierige Zeit hinweg. Die Banken begegneten der Krise mit beträchtlichen Rücklagen.“

Moodys'-Analysten zufolge werden 82 Prozent der Bankaktiva von ausländischen Investoren kontrolliert. Zudem seien fast alle Banken im Privatbesitz. Ist diese Quote für unseren Markt nicht zu hoch?

„Nein. In den meisten mittel- und osteuropäischen Staaten dominieren ausländische Banken“, argumentiert der Volkswirt. „Das ist anhand des globalen Charakters der Bankenindustrie nicht weiter überraschend. Der bulgarische Bankensektor wurde nach der Krise 1996-1997 durch Privatisierung umstrukturiert. Im Ergebnis dessen fielen die strukturbestimmenden Banken in die Hände großer ausländischer Bankengruppen, die in der Region aktiv sind.“

Bleibt der Bankensektor auch in diesem Jahr stabil oder zeichnen sich in diesem Jahr irgendwelche Probleme ab?

„Das, was bei den Banken passiert, spiegelt die Ereignisse in der Wirtschaft mit gewisser Verzögerung wider“, umreißt Volkswirt Hristofor Pawlow die diesjährigen Prognosen. „Unseren Erwartungen nach werden sich die ersten Anzeichen der Erholung in einigen Branchen positiv auf den Bankensektor und entsprechend die Bilanzen der Banken auswirken. Gleichzeitig gibt es bei einem beträchtlichen Teil der Wirtschaft nach wie vor Schwierigkeiten, die die Bankbilanzen noch gewisse Zeit belasten werden.“

Das größte Problem des Bankensektors sind die notleidenden Kredite. Wie sieht es damit in Bulgarien aus?

„Wir prognostizieren in der zweiten Jahreshälfte einen Anstieg der notleidenden Kredite um 15 Prozent“, kommentiert der Chefvolkswirt der UniCreditBulbank Hristofor Pawlow die Lage der Firmen und Haushalte. „Im Jahresvergleich erwarten wir ein Plus zwischen 10 und 20 Prozent, da es inzwischen konjunkturell allmählich wieder bergauf gehen wird.“

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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