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Weltverbrauchertag: Bulgaren kennen ihre Rechte kaum

Foto: Diana Hristakiewa
Essen, Kleider, Schuhe, Strom, Wasser, Telefon – wir alle sind Verbraucher dieser Waren und Dienstleistungen. Den heutigen Weltverbrauchertag nehmen wir nun zum Anlass, über den Verbraucherschutz in Bulgarien zu sprechen.

Was tun, wenn man sich als Verbraucher ungerecht behandelt fühlt? Antwort darauf gibt seit Jahren die Verbraucherschutzorganisation von Bogomil Nikolow. Er hat in seiner jahrelangen Praxis leider feststellen müssen, dass die Bulgaren ihre Rechte kaum kennen. Und wenn doch – dann ist man in der Regel nicht geduldig genug, um den Rechtsstreit bis zum Schluss zu führen. Angesichts dieser Erfahrung sind die Angaben über Bulgarien in einer Untersuchung der Europäischen Kommission für Verbraucherschutz für Bogomil Nikolow keine Überraschung:

"Bulgarien nimmt den letzten Platz in der Europäischen Union nach Finanzierung der Verbraucherschutzzentralen", sagt Bogomil Nikolow. " Die Summe sagt alles aus – 3 Euro pro 1000 Einwohner. In Luxemburg sind es über 2000 Euro. Aber auch der Vergleich mit anderen osteuropäischen Ländern fällt schlecht für Bulgarien aus. In Ungarn und Tschechien liegen diese Summen zwischen 50 und 100 Euro. Mit einer so geringen Finanzierung können wir uns als Verbraucherschutzorganisationen gerade mal über Wasser halten. Ohne Geld ist es einfach undenkbar, für klare Regeln und Marktverhältnisse zu sorgen", behauptet Bogomil Nikolow.

Der Schwerpunkt bei der diesjährigen Untersuchung der Europäischen Verbraucherschutzkommission lag auf der Lebensmittelsicherheit. Fast jeder Zweite in Bulgarien ist der Meinung, dass die Lebensmitteln den europäischen Sicherheitsstandards nicht entsprechen. Damit liegt Bulgarien auf dem vorletzten Platz in der EU vor Rumänien. Die Bulgaren fühlen sich als Verbraucher auch nicht unbedingt geschützt – nur jeder Dritte sagte aus, der Verbraucherschutz sei in Bulgarien auf einem guten Niveau. Der EU-Durchschnitt liegt bei über 50 Prozent. Und noch eine Zahl – in Bulgarien gab es in einem Jahr gerade mal sieben Gerichtsurteile in einem Verbraucherschutzstreit. In Ländern, wie Frankreich und Großbritannien waren es zwischen 2000 und 3000.

"Bis ins Gericht schaffen es nur ganz wenige krasse Fälle", kommentiert Bogomil Nikolow. "Dafür gibt es viele Gründe, einer ist mit Sicherheit die geringe Finanzierung. Denn nicht jeder kann sich ein Gerichtsprozess mit allen dazugehörigen Gutachten leisten. Viele Kunden meinen ohnehin, dass die Gerichtskosten viel höher ausfallen, als der Schaden im konkreten Fall", sagt Nikolow.

Viele Verbraucher tappen in altbewährten Fallen der Waren- und Dienstleistungsanbieter – schleierhafte Formulierung in Verträgen, vorgetäuschte Preissenkungen, irreführende Aktionspreise. Besonders schwer haben es die Verbraucher im Kampf gegen die Stadtwerke und die Energieversorger, denn sie haben in Bulgarien immer noch Monopolstellung. Die Verbraucherschützer erwarten, dass sich die Situation mit der Liberalisierung des Energie- und Gasmarktes verbessern wird, bis dahin ist aber noch viel Zeit.

Übersetzung: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Diana Hristakiewa


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